5 Neuseeland

Freitag, 6. Mai 2011

Abschied von Neuseeland (27.3.-4.4.)

Dieses Mal fuhren wir tagsüber bei Sonnenschein durch die Cook Strait auf die Nordinsel und hatten so noch mal wunderschöne Ausblicke auf die Marlborough Sounds. Leider war dieses Mal kein Konzert in Wellington, dafür aber ein Dokumentarfilmfestival und so gab es ein unverhofftes Wiedersehen mit Evo Morales, da an diesem Tag Oliver Stones „South of the Border“ lief. Der Film ist alles andere als differenziert, aber schon allein dafür, wieder Spanisch zu hören und La Paz zu sehen hat sich der Film gelohnt. Ich bekam richtig Heimweh nach Bolivien. Da wir genau zur Landtagswahl daheim in Wellington waren, stiegen wir in der Jugendherberge ab um Wifi zu haben und alles live verfolgen zu können. Selbst am anderen Ende der Welt war es wahnsinnig spannend und wir konnten es eigentlich auch gar nicht wirklich fassen. Irre, der erste grüne Ministerpräsident und das in Baden-Württemberg, das kann eigentlich nur von einer Regierungsbeteiligung der Linken in Bayern getoppt werden. Am besten war, dass tatsächlich auch ein Artikel am nächsten Tag in der Zeitung erschien.
Unsere Abschiedswanderung von Neuseeland war die Tongariro Crossing, eine Tageswanderung durch einen Vulkannationalpark. Diese Wanderung ist Teil eines Great Walk und sehr beliebt, weil man eben spektakuläre Landschaften innerhalb eines Tages sehen kann. Und so wanderten wir zum ersten Mal seit wir in Neuseeland waren umringt von hunderten anderen Touristen durch den Nationalpark. Die erste Gelegenheit, die sich bot um den Menschenmassen zu entkommen, war die Besteigung des Mount Ngauruhoe, ein klassischer Vulkankegel, der 2291 Meter hoch ist. Ich bin vorher noch nie auf einen Vulkan gestiegen und leider blieb es auch dabei. Im Prinzip gab es überhaupt keinen Weg, was aufgrund der Beschaffenheit eines Vulkanes dazu führte, dass man einen Schritt nach oben krabbelte und drei auf den kleinen Kieseln und der Asche wieder nach unten rutschte. Außer uns waren nur Jugendliche unterwegs, die sich mit erstaunlicher Zähigkeit auf allen vieren nach oben schoben. Anfangs hatte ich noch Motivation und wollte auch auf jeden Fall nach oben, aber der Wind wurde immer stärker und ich hatte eigentlich permanent Staub in den Augen, was höllisch weh tat und zusätzlich konnte ich so auch gar nichts mehr sehen. Ich entschied mich umzudrehen und Jochen begleitete mich netterweise. E wollte eigentlich schon nach oben und hätte es auch bestimmt geschafft. Also reihten wir uns wieder in die Wanderer ein und marschierten weiter. Gelohnt hat es sich auf jeden Fall, denn diese Vulkanlandschaft unterschied sich doch sehr von der restlichen Natur, die wir bisher gesehen hatten. Bei der Besichtigung der Mooncraters am nächsten Tag, einem kleinen Park mit Fumarolen und Matschblubbern merkten wir, dass es langsam Zeit wurde, dieses Land zu verlassen, da wir die Naturschönheiten gar nicht mehr richtig zu schätzen wussten, sondern nur noch herumalberten, was aber großen Spaß machte.
In Auckland stellten wir uns für unsere erste Nacht mitten im Zentrum auf einen Parkplatz, das hätten wir uns drei Monate zuvor auch noch nicht getraut und versuchten, beim großen Automarkt unseren Van an den Mann zu bringen. Wie erwartet waren wir nicht die einzigen Touristen mit diesem Anliegen, aber wir hatten mit Abstand den besten Bus, aber auch den höchsten Preis. Es interessierten sich zwar einige dafür, aber verkaufen konnten wir ihn nicht. Wir waren so froh, dass wir mit Ray die Rückkaufgarantie vereinbart hatten, denn neben uns mussten die Leute ihre Busse zu absoluten Schleuderpreisen hergeben und abends auf dem Campingplatz trafen wir zwei deutsche Jungs, deren Stimmung total am Boden war, da sie mit ihrem Bus nur Ärger hatten und ihn nun nicht mehr los wurden. Wir mussten am nächsten Tag nur noch das Auto sauber kriegen und damit waren alle Probleme gelöst. Allerdings kamen wir ein bisschen in Zeitverzug weil wir von unseren schweizer Nachbarn zum Frühstück eingeladen wurden. Aber alles klappte wie am Schnürchen und am Abend saßen wir schon in unserem Hotelzimmer, das mitten in Auckland lag und sogar eine Küche hatte, in der wir unsere letzten Nahrungsmittel aufbrauchten. Auch unser Südseeproblem löste sich relativ schnell, da wir in einem Reisebüro auf der K Road auf eine super kompetente und nette Dame trafen, die uns in wenigen Minuten von unseren Zweifeln befreite und bei der wir dann unsere Reise auf die Cookinseln buchten. Auch wenn die Frau äußerlich überhaupt keine Ähnlichkeit mit dir hatte, musste ich die ganze Zeit an dich denken, Nina! Und so war unser Abschied von Neuseeland kurz und schmerzlos und sogar ein bisschen früher als wir gedacht hatten.

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Die Südinsel rauf (18.3.-26.3.)

Nach Stewart Island wussten wir nicht so recht, wie wir weiter vorgehen sollten. Auf der einen Seite gab es schon noch einiges zu sehen und zu erwandern, aber auf der anderen Seite waren wir vor allem für meinen Geschmack nun doch schon sehr lange in Neuseeland gewesen und ich wollte auch endlich ins Warme. Also entwarfen wir folgenden Plan: quasi auf direktem Weg nach Auckland und nur noch Aktionen, die auf der Strecke liegen. Dann in Auckland Bus verkaufen und Flug in die Südsee buchen, wobei wir immer noch zwischen Fiji und den Cook Islands schwankten. Aber erst einmal waren jetzt die Catlins angesagt, ein recht ursprünglicher Landstrich an der Ostküste und die letzte Chance, um doch noch Pinguine zu sehen. Wir sahen in der Porpoise Bay zwar Hektordelfine, die kleinsten Delfine der Welt, allerdings vom Strand aus und außerdem riesige, hässliche Seeelefanten, aber keinen Pinguin. Am Nugget Point setzen wir uns in eine kleinen Beobachtungshütte mit Blick auf den Strand und warteten und warteten. Die Sonne ging unter, es wurde kalt und windig und immer noch kein Pingu! Aber irgendwann entdeckte Jochen etwas im Wasser, ich konnte nichts erkennen, aber es war tatsächlich ein einzelner kleiner Gelbaugenpinguin. Er wurde etwas unelegant an Land geschwemmt und watschelte dann, ab und an mit seinen Flügeln winkend, zu seinem Nest, das irgendwo im Gebüsch versteckt war. Die wenigen Leute, die so lange gewartete hatten, bejubelten das kleine Tierchen und schossen unglaublich viele Fotos. Es war richtig süß, wie sich alle freuten über diesen einen winzigen Pinguin und wir mittendrin. Ein von mir lange erwarteter Höhepunkt der Reise war die Besichtigung der Cadbury Schokoladenfabrik in Dunedin. Die Stadt war wie so oft eher mäßig interessant und deshalb setzt ich meine ganze Hoffnung auf die Fabrikbesichtigung und wurde bitter enttäuscht. Man sah keine einzige Maschine in Aktion, der Schokoladenwasserfall war ganz klein und das schlimmste, man wurde in keinster Weise mit Schokolade überschüttet wie angekündigt, sondern bekam im Gegenteil ganz wenig und dann auch noch mit Marshmallowfüllung. Ich werde sofort wenn ich wieder zu Hause bin eine Führung bei Ritter Sport machen. Weil auf meiner Tierabhakliste noch Wale fehlten, stoppten wir in Kaikoura, das berühmt für seine Whalewatching Touren ist, die man das ganze Jahr machen kann. Zuerst stand aber Schwimmen mit Delfinen auf dem Programm. Wir hatten die erste Tour um fünf Uhr gebucht und konnten so den Sonnenaufgang vom Meer aus sehen, aber da ich mittlerweile zu einem Murmeltier mutiert bin, war das ziemlich schwierig. Und um diese Uhrzeit in einen trockenen Taucheranzug steigen ist echt ziemlich anstrengend. Ich kann mir im Moment auch überhaupt nicht vorstellen, wie ich jemals wieder zur ersten Stunde in die Schule gehen soll. Vielleicht würde es helfen, wenn sich die Schüler als Delfine verkleiden? Jedenfalls sichteten wir relativ schnell Delfine und sprangen ins eiskalte Wasser. Der Neoprenanzug war zwar besser als der auf Galapagos, aber es war trotzdem ziemlich frisch. Weil ich als letzte ins Wasser gekommen war, waren die Delfine eigentlich schon wieder weg, ich sah nur einen unter mir durchschwimmen und war ein bisschen enttäuscht. Aber wir fuhren noch mal ein Stück, bis wieder welche in Sicht waren. Diesmal dachte ich auch daran, blöde Geräusche mit dem Schnorchel zu machen, da das die Delfine anscheinend neugierig macht. Und tatsächlich: auf einmal waren so viele Delfine um mich herum, schwammen unter mir durch und umkreisten mich. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie mich angeschaut und angegrinst oder auch ausgelacht haben. Auf jeden Fall war es super, ich vergaß komplett, dass ich mitten im Meer war mit Walen, Haien und weiß Gott noch was unter mir und auch die Kälte spürte ich überhaupt nicht mehr. Leider war Jochen im Wasser seekrank geworden und so hatte er nicht mehr viel von unserem Ausflug und musste auch beim Zurückfahren einige Male den Eimer benutzen. Trotzdem hielt ihn das nicht davon ab, eine Walbeobachtungstour für den nächsten Tag zu buchen und die war eigentlich noch besser als die Delfintour! Gleich zu Anfang sahen wir nämlich einen Schwarm Orcas, was total selten ist und dann auch noch einen riesigen Pottwal, der an der Wasseroberfläche lag und Sauerstoff für seinen nächsten Tauchgang sammelte. Wenn er nach ungefähr 20 Minuten genug hat, dann taucht er wieder ab, zeigt davor noch seine Finne und verschwindet dann wieder im Meer. Ich kenne dieses Bild ja vom Fernsehen und von den Greenpeace-Postern, aber in echt hab ich das noch nie gesehen und das ist schon beeindruckend, wie dieses riesige Tier im Meer verschwindet. Interessanterweise hat jeder Wal eine eigene Finnenform anhand der man ihn identifizieren kann und unser Wal war für die Crew auch ein alter Bekannter. In Kaikoura sind wir zum ersten Mal auch unserem Van untreu geworden, da so ein Doppelzimmer im Hotel auch mal schön war. Außerdem haben wir hier auch ein wenig am Nachtleben teilgenommen, allerdings war nicht wirklich viel los, da die angekündigte Reggae Band irgendwie im Stau stecken geblieben war, dafür gewannen wir bei Toss the Boss, ein lustiges Münzwerfspiel, das ich bis dato noch nicht kannte, zwei Pint Bier.

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Mittwoch, 4. Mai 2011

Matschklumpatsch auf Stewart Island (8.3.-17.3.)

Bevor wir unser großes Abenteuer Northwest-Circuit Stewart Island starten konnten, mussten wir erst einmal Verpflegung für 8 Tage einkaufen. Ursprünglich ist die Wanderung auf zehn Tage angelegt, aber auf Anraten unserer Wanderbekanntschaft Wendy und weil in der Beschreibung stand, dass diese Wanderung nur für Masochisten und keinesfalls Genusswanderer geeignet ist, sparten wir uns zwei Tagesetappen und ließen uns mit dem Wassertaxi sowohl ein- als auch ausfahren. Zu meiner großen Freude gab es in Invergarcill, der einzigen etwas größeren Stadt am südlichen Ende der Südinsel einen Pack’n’Save, wo wir auch sofort einen Großeinkauf starteten und viele tolle Backcountry Meals und Drei Minuten Tütensuppen kauften. Unseren Van ließen wir in Bluff auf einem bewachten Parkplatz stehen und dann waren wir auch schon auf der Fähre. Die Fahrt war sehr unterhaltsam, denn es war eine Schulklasse an Bord . Einige Jungs nervten die Mitreisenden, indem sie an den Sitzen zerrten, einem anderen Kind war es speiübel und der Rest blieb auch nicht brav auf den Sesseln sitzen. Wir beobachteten das Ganze und fanden es einfach nur herrlich, mal nicht verantwortlich zu sein. Der Höhepunkt der Fahrt war eine Gruppe Delfine, die dieses Mal hinter unserem Boot herschossen und Kunststücke machten. Auf Stewart Island gibt es nur eine Ortschaft namens Oban und weil wir gleich eine Fähre bekommen hatten und es bisher auf dem Festland so entspannt war, hatten wir gar nicht daran gedacht, eine Unterkunft zu buchen. Das stellte sich als ziemlich naiv heraus, denn es war einfach alles voll und die überaus freundliche Dame in der Info bot uns ein Zimmer für 230 Dollar an nachdem sie uns mehr als deutlich gemacht hatte, wie bescheuert sie uns fand. Wir lehnten dankend ab und standen ziemlich bedröppelt vor dem einzigen Pub des Ortes herum. Da wir auf der Wanderung immer in Hütten schlafen würden, hatten wir nicht mal unser Zelt dabei. Ich überlegte mir schon, welches der Spielplatzspielgeräte sich am besten als Übernachtungsplatz eignen würde während Jochen im Pub noch mal nachfragte. Dort traf er zufälligerweise einen Typ, der kleine Appartements vermietete und erstaunlicherweise doch noch eines frei hatte. Das war zwar auch alles andere als billig, aber günstiger als das Zimmer und besser als der Spielplatz. Das Häuschen war klasse, mit allem ausgestattet und bot Platz für eine ganze Familie, aber wir waren immer noch ein bisschen geschockt von dem hohen Preis, mit dem wir nicht gerechnet hatten. Das blieb dem Besitzer wohl nicht verborgen, denn er lud uns zu einem Wein ein und nötigte uns sogar, eine Auster zu essen, die hiesige Spezialität. Nach meiner ersten Auster kann ich sagen, dass nix dahinter ist, da man sie ja gar nicht kauen darf oder soll, was auch besser ist, denn dieses wabbelige nach Salzwasser schmeckendes Etwas, das man einsaugt und hinunter schluckt möchte ich gar nicht kauen. Schmeckt weder gut noch sieht es beim Essen gut aus- abgelehnt! Stewart Island ist für seine Vogelwelt bekannt und schon im Garten hinter dem Haus bekamen wir einen ersten Vorgeschmack. Von Keksen angelockt kam ein ganzer Schwarm Kakas angeflogen, anfangs wackelten sie ziemlich vorsichtig heran und schnappten sich das Futter, aber mit der Zeit wurden sie immer zutraulicher und fraßen mit praktisch aus der Hand. Eigentlich finde ich es ziemlich doof, Tiere mit Futter anzulocken, aber der Mann wollte mir ja nur eine Freude machen und toll war es schon, die Papageien so nah zu sehen, was man an meinem ziemlich dämlichen Gesichtsausdruck sehen kann. Ein Highlight folgte auf das nächste, wieder zurück im Appartement zappte sich Jochen durch die Fernsehkanäle und ich lag im kuscheligen Bett, das von einer Heizdecke erwärmt wurde. Nur noch mal zur Erinnerung, wir befinden uns schon recht nahe am Südpol und da ist so eine Heizdecke am Abend eine super Sache. Ich werde mir zuhause auch eine anschaffen!
Nach so einer Luxusnacht waren wir gerüstet für eine Woche in der Wildnis. Die Fahrt zur ersten Hütte ging ganz schnell und schon das an Land gehen war recht abenteuerlich, da das Boot gar nicht richtig anhielt, sondern wir praktisch an Land springen mussten. Es folgt nun eine Beschreibung der Tagesetappen, die Zeitangaben sind aus dem Wanderführer und wurden von uns eigentlich fast immer unterboten!

Erste Etappe: Von der Christmas Village Hut auf den Mount Anglem (800 Höhenmeter, 6-8 Stunden)
Hier bekamen wir schon einen kleinen Vorgeschmack von dem überall angekündigten Matsch, der die Wanderung so berühmt und berüchtigt macht. Der Aufstieg war ziemlich steil und durch den Matsch auch recht anstrengend, außerdem machte das Wetter nicht so richtig mir. Ich wollte einige Male umdrehen, aber Jochen schaffte es, mich bis zum Gipfel zu überreden und oben war es zwar ziemlich kalt, aber wir hatten eine tolle Aussicht über die Insel und hinüber zum Festland. Als wir wieder die Hütte erreichten brannte schon ein Feuer, das Andrew und Marc angezündet hatten. Marc, ein Veganer und Mathelehrer aus den USA war ziemlich stolz darauf, dass er in Neuseeland so ziemlich alles abgewandert war, was es abzuwandern gibt, was er auch nicht müde wurde, zu berichten. Andrew dagegen war erst am Anfang seiner Wanderung, die eigentlich eher eine Art Pilgerreise war, da er es sich zur Aufgabe gemacht hatte, seinen Urgroßvater zu rehabilitieren, der den ziemlich umstrittenen Vertrag von Waitangi, der die Beziehungen zwischen den Maori und den Engländern regelte, vom Englischen in Maori übersetzt hatte. Außerdem wollte er versuchen, die Distanz zwischen den Maori und ihrer Regierung und auch zwischen den Maori und den Neuseeländern zu verringern. Eine interessante Geschichte, die für mich aber ziemlich schwer zu verstehen war, was zum einen an meinen mangelnden Englischkenntnissen, aber auch an der abgefahrenen Geschichte lag.

Zweite Etappe: Christmals Village Hut to Yankee River Hut (5-6 Stunden, 12 km)
Während dieser Etappe zweifelte ich einige Male an unserer Idee diese Wanderung machen zu wollen. Der Weg bestand eigentlich nur aus knöchelhohem Matsch, führte hauptsächlich durch Wald und war dementsprechend eintönig und wollte einfach nicht enden. Umso schöner war das Ankommen an der Hütte, die sehr hübsch am Meer lag und seit einer Woche von zwei Jägern bewohnt wurde, die hauptsächlich sich und die ankommenden Wanderer verpflegten. So kamen wir in den Genuss einer Solardusche, bekamen einen Blue Cod in Butter rausgebraten und hatten nette Gesellschaft von den beiden Brummelbären. Einer der beiden verfolgte abends ein Rugbyspiel im Radio und so bekamen wir die Katastrophe in Japan mit, aber die beiden Jäger machten eher noch Witze über den Tsunami und so fühlte es sich für uns zu diesem Zeitpunkt gar nicht so schlimm an und da wir die restlichen Tage auch nichts mehr hörten, vergaßen wir die Katastrophe sogar wieder ein bisschen.

Dritte Etappe: Yankee River Hut to Long Harry Hut (5 Stunden, 9,5 km)
Dieser Tag entschädigte für den nicht ganz so prickelnden Start. Die Strecke war super abwechslungsreich, eigentlich gar nicht matschig und das Wetter bestens. Am Smoky Beach machten wir Mittagspause und Jochen hüpfte sogar kurz ins Meer. Da mal wieder Sandfliegenalarm war, blieb ich in Komplettmontur am Strand sitzen und auch Jochen musste sich sobald er aus dem Wasser war sofort wieder anziehen. Der Weg ging weiter am Strand entlang und am anderen Ende sah es angelmäßig ganz gut aus und da wir auch gut in der Zeit waren, versuchte Jochen noch mal sein Glück und fing tatsächlich zwei Fische. Um welche Art Fisch es sich handelt, konnten wir nicht endgültig herausfinden, den Blue Cod jedoch ausschließen. Jedenfalls war Jochen überglücklich, dass sein Anglerglück endlich wieder da war und der Rest des Weges ging dann wie von selbst. In der Hütte trafen wir die beiden Engländer Hedge und Nick wieder, die wir am ersten Tag kurz in Christmas Village getroffen hatten. Die beiden sind ausgesprochen nette und entspannte Zeitgenossen und wir freuten uns sehr, dass sie einen Ruhetag gemacht hatten und wir sie so noch einmal trafen. Jochen ging mit den beiden auch noch einmal erfolgreich angeln, so dass wir am Ende des Tages genug Fisch für alle hatten. Allerdings funktionierte das Grillen im Ofen nicht so gut, es dauerte ewig und leider schmeckte der Fisch auch nicht so besonders. Aber wichtig war ja vor allem, dass Jochens Pechsträhne beendet war! Leider sahen wir den Hauskiwi nicht, aber dafür hatten wir jede Menge Spaß beim Tee mit Rum trinken und Uno spielen.

Vierte Etappe: Long Harry Hut to East Ruggedy Hut ( 5-6 Stunden, 8,5 km)
Wie gesagt waren Hedge und Nick sehr entspannt und so schliefen sie auch noch selig, als wir am nächsten Morgen aufbrachen. Auf diesen Tag hatte ich mich sehr gefreut, da es laut Wanderführer möglich sein sollte, Pinguine zu sehen. Meine Pinguintheorie konnte ich leider nicht verifizieren, da wir irgendwie gar nicht an den Strand kamen, an dem sie möglicher-, aber meiner Ansicht nach eher unwahrscheinlicherweise zu sehen gewesen wären. Dafür bestand der nächste Strand nur aus riesigen Steinbrocken über die wir eine halbe Stunde lang hüpfen mussten. Ich liebe diese Art Weg! Aber ich schaffte es, ohne abzurutschen und mir einen Fuß oder mehr zu brechen. Um die Hütte zu erreichen mussten wir allerdings noch mal einen 200 Meter hohen Berg übersteigen, einen Fluss durchqueren und uns und unsere schweres Gepäck durch Sanddünen schleppen. Dafür hatten wir das Ritz ganz für uns alleine und konnten uns deshalb auch einfach vor der Hütte waschen. Jochen duschte sich sogar mit dem eiskalten Wasser richtig ab, mir reichte Dodos sogenannte Etagenwäsche.

Fünfte Etappe: East Ruggedy Hut to Hellfire Hut (7-8 Stunden, 14 km)
Pünktlich zum längsten und wohl matschigstenTag änderte sich leider auch das Wetter. Nach einer knappen Stunde erreichten wir den West Ruggedy Beach, der in dem immer schlechter werdenden Wetter ziemlich spektakulär aussah, vor allem weil wir auch hier wie die Tage zuvor ganz alleine und nur unsere Spuren im Sand zu sehen waren. Ab diesem Punkt regnete es sich ein und mir wurde langsam klar, wie vermessen es gewesen war, den bisherigen Weg matschig zu nennen. In der Wanderbroschüre war ein Bild zu sehen, in dem ein Mann bis zu den Hüften im Matsch stand. Ich dachte noch, dass er sich extra eine tiefe Stelle für das Foto gesucht hatte, um das Ganze zu dramatisieren, aber was die nächsten Stunden folgen sollte, war exakt dieses Bild. Anfangs versuchten wir noch, den Matsch irgendwie zu umgehen, aber irgendwann rutscht man sowieso aus und steckt bis zu den Knien fest und ab da ist es dann auch egal und wir kämpften uns einfach mitten durch den stinkigen Klumpatsch. Hier zeigte sich auch, dass unsere Gamaschen die beste Ausgabe war, die wir bisher gemacht hatten, denn so bleiben die Stiefel wenigstens am Anfang trocken und man muss nicht noch klatschnasse und matschbeschwerte Hosenbeine durch den Schlamm ziehen. Trotzdem war zwischendurch meine Stimmung kurz mal am Boden, da ich das Gefühl hatte, dass meine Kraft nicht ausreicht, aber ich schaffte es dann wider Erwarten doch ganz gut. Am Ende dachte ich aber, dass ich echt ausflippen muss, die Hütte wollte und wollte nicht kommen, sondern immer noch eine Kurve mit noch mehr Matsch. Aber irgendwann waren wir dann endlich da und wieder hatten wir die Hütte für uns alleine. Bei den Hütten ist man sowohl was die Sauberkeit als auch was das Brennmaterial angeht, darauf angewiesen, dass die Vorgänger alles so hinterlassen wie vorgefunden und verbrauchtes Holz wieder auffüllen, was war hier leider nicht der Fall. Es gab nur wenig und zum größtenteil feuchtes Holz, dafür aber eine gute Trockenvorrichtung auf die wir unsere gesamte Ausrüstung aufhängten, die komplett durchgeweicht war. Ein Glück, dass ich mir in Oban noch eine Innentüte für den Rucksack gekauft hatte, sonst hätte ich keinen trockenen Schlafsack gehabt und der war auch bitter nötig, da wir wegen fehlenden Feuers früh ins Bett gingen.

Ruhetag Hellfire Pass Hut
Am nächsten Tag war das Wetter wieder besser, aber da unsere Sachen immer noch nass waren und die Hütte so schön war, legten wir hier unseren Ruhetag ein. Wobei man eigentlich nicht wirklich von Ruhe sprechen konnte, da wir uns gleich nach dem Frühstück auf den Weg zum Strand machten, um Feuerholz zu holen. Direkt neben der Hütte, die 200 Meter über dem Meer liegt ist eine Sanddüne, die zum Meer hinunter führt. Auf dem Weg sahen wir jede Menge Kiwispuren aber leider keinen Kiwi. Am Strand gab es mehr als genug Schwemmholz und sogar einen Seehund, den ich erst gar nicht gesehen hatte und der dann auch schnell im Meer verschwand. Wir sammelten wie wild und der Weg nach oben war dann auch wahnsinnig anstrengend und als wir oben unsere Rucksäcke ausleerten, war es gerade mal so viel Holz für einen Tag. So lernt man sein Feuerchen am Abend doppelt zu schätzen. Den restlichen Tag sägten wir noch Holzklötze und ruhten uns aus. Gegen Abend kamen Hedge und Nick total fertig und genervt von dem langen Tag an (sie behaupteten, sie hätten die letzte Stunde ununterbrochen Fuck geschrien) und diesmal konnten wir sie mit Feuer, Kaffee und Tee empfangen. Jochen und ich gingen zum Sonnenuntergang noch mal zur Düne, wo auch klar wurde, warum der Platz Big Hellfire heißt. Leider ließ sich wieder kein Kiwi blicken, dafür hatten wir einen sensationellen Sonnenuntergang und tolle Aussicht auf Codfisch Island wo versucht wird, den Kakapo dazu zu bringen, sich zu vermehren. Wer wissen will warum, sollte unbedingt „Die letzten ihrer Art“ von Douglas Adams lesen, der diesem eigentlich lebensunfähigen Tier ein wunderbares Kapitel gewidmet hat.

Sechste Etappe: Hellfire Pass Hut to Mason Bay Hut (7 Stunden, 15 km)
Der Weg blieb so matschig wie gehabt aber unsere Mühen wurden endlich belohnt. Kurz nachdem wir losgelaufen waren (die Engländer blieben ebenfalls für einen Ruhetag in der Hellfirehütte) raschelte es im Gebüsch und ich wusste sofort, das ist er: der Kiwi! Und tatsächlich watschelte dieses sonderbare Tier vor uns im Gebüsch herum. Der Kiwi sieht so witzig aus, wie eine Comicfigur! Der Körper ist irgendwie viel zu rund und plump, der Kopf ganz klein, der Schnabel dafür irre lang und die Füße riesengroß wie bei Krusty dem Clown. Ich liebe den Kiwi! Wir versuchten ewig lange ein gutes Foto oder sogar ein Video zu machen, aber obwohl der Kiwi irgendwie ziemlich doof und blind wirkt, kann er sich gut verstecken und ist ziemlich schnell, wenn er nicht von Pflanzen abgeschirmt ist. Deshalb verfolgten wir ihn auch ein bisschen, obwohl das natürlich strengstens verboten ist. Es ist schon irre, wenn man so ein komisches und seltenes Tier dann tatsächlich in der freien Wildbahn sieht. Nach diesem furiosen Auftakt konnte uns der Matsch auch gar nichts mehr anhaben und wir kamen gut voran. Der letze Rest der Etappe führt zwei Stunden lang am Strand entlang, wo Jochen zwischen den Steinen einen Pinguin entdeckte, der leider tot war (Theorie!). Die Mason Bay Hut ist ziemlich beliebt, da hier sogar Flugzeuge am Strand landen können und viele Touristen sich entweder einfliegen lassen oder mit dem Boot herkommen weil der Strand sehr schön und die Chance, Kiwis zu sehen sehr hoch ist. Glücklicherweise waren wir trotzdem nur zu fünft und die Hütte war sehr luxuriös und hatte abgetrennte Schlafzimmer. Kiwis wurden allerdings keine gesichtet.

Siebte Etappe: Mason Bay Hut to Fresh Water Landing Hut (3-4 Stunden, 14 km)
Die letzte Etappe war trotz ihrer Länge ein Kinderspiel, denn der Weg war wunderbar ausgebaut und verläuft über lange Strecken über Planken. An unserem Matsch- und Regentag war aber auch dieser Weg ziemlich hart wie uns ein Mädchen erzählte, da sich der Plankenweg zu einem reißenden Fluss entwickelt hatte. Bei uns hatte sich das Wasser schon wieder verzogen und so ging alles gut und gleich zu Beginn des Tages wurden wir noch mal von einem Kiwi überrascht. Wir kamen in time an und in dem Moment, in dem es wieder zu regnen begann, sprangen wir ins Wassertaxi und ließen uns nach Oban zurückbringen. Dort brachten wir uns nachrichtentechnisch erst mal auf den neuesten Stand und waren ganz schön geschockt, was in dieser Woche alles passiert war. Am gleichen Tag ging unsere Fähre zurück aufs Festland, diesmal leider ohne Delfine, dafür aber mit ganz schön starkem Wellengang.

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Mittwoch, 27. April 2011

Der Weg zum und der Milford Sound an sich (4.3.-7.3.)

Die einzige Wanderung, die mir schon vor unserer Reise nach Neuseeland ein Begriff war, war der Milford Trek. Aber schon im Abel Tasman hatten wir von anderen Touristen erfahren, dass der Weg so beliebt und reglementiert ist wie der Inkatrail in Peru und deshalb schon Monate vorher ausgebucht ist. Wir hatten aber sowieso keine Lust mit 40 anderen Deutschen auf dieser Wanderautobahn zu sein und planten deshalb den Milford Sound in Tageswanderungen und vom Boot aus zu erkunden. Auf der ersten Wanderung zum Key Summit bekamen wir schon einen Eindruck wie es auf dem Milford Trek wohl zugeht, denn wir befanden uns auf einem Teilabschnitt des nahezu gleich beliebten Keplertreks. Abgesehen von den vielen Menschen und dem doch sehr gut ausgebauten Weg war die Wanderung sehr schön, vor allem weil der Gipfel sich als wunderschönes Hochplateau herausstellte, eine Art Sumpflandschaft mit kleinen Seen, eigenartigen Pflanzen und Plankenwegen über den Sumpf. Und es gab sogar ein Klo dort oben! Auf der Strecke zum Sound gibt es praktisch an jeder Ecke irgendetwas, meistens unspektakuläre Wasserfälle, zu besichtigen. Der Mirrorsee, ganze zwei Minuten Wanderung von der Straße entfernt, war dann aber doch eine kleine Überraschung. Zum einen spiegelten sich die Berge wirklich in dem See und das hatten wir ja am Mirrorsee bei den Gletschern nicht sehen können. Außerdem gab es aber noch riesige Forellen und kleine schwarze Enten, die man in dem glasklaren Wasser beim Tauchen beobachten konnte. So süß! Abends wollten wir eigentlich grillen, saßen aber dann doch bei strömendem Regen und Spaghetti in unserem Van. Das gute am neuseeländischen Wetter ist aber, dass es sich ja wirklich superschnell ändert und so fuhren wir auf gut Glück und ohne irgendeine Fahrt gebucht zu haben aber bei bestem Wetter bis zum Milford Sound weiter und es war überhaupt kein Problem, noch einen Platz auf einem Boot zu bekommen. Der Milford Sound ist zu Recht weltberühmt, schon allein vom Ufer aus sieht alles schon recht beeindruckend aus. Die Milford Wanderer, auf der wir uns eingebucht hatten, entpuppte sich sehr zu meiner Freude als Segelboot mit richtigem Holzsteuerrad und da sie nicht ganz vollbelegt war, bekamen wir eine Dreierkabine für uns alleine. Die war aber auch mega winzig und hatte außerdem keine Tür, sondern nur einen Vorhang und im Gegensatz zur Golondrina auch kein Klo oder Dusche. Aber für eine Nacht war es mehr als ausreichend. Wir hatten die Möglichkeit, mit dem Kajak ein wenig den Sound zu erkunden, was wir auch taten, was aber gar nicht so spektakulär war, da wir keinen Wasserfall in der Nähe hatten und auch außer ein paar Enten keine Tiere sahen. Beim Abendessen stellte sich heraus, dass eigentlich fast alle unsere Mitreisenden Mitglieder eines neuseeländischen Wandervereins waren, die ihre erfolgreiche Begehung des Milford Treks auf dem Boot zu feiern gedachten. Dies machte sich schon am frühabendlichen Alkoholkonsum bemerkbar. Das Essen war super lecker, ein Dreigängemenü mit einem Nachtisch namens Death by Chocolate (Schokoladenkuchen mit Schokosoße und Schokoladeneis- Wahnsinn! ). Nach dem Essen drehte die Gruppe dann richtig auf, denn schon bald wurde ich gezwungen, mich in die zwischenzeitlich entstandenen Polonäse einzureihen. Außerdem gab es einige musikalische Darbietungen von Menschen mit Mut und unterschiedlich hohem Alkoholpegel und sogar eine etwas verkorkste Hakavorführung. Alles in allem ein sehr unterhaltsamer und bizarrer Abend. Allerdings stellte sich nachts die fehlende Tür dann doch als Nachteil heraus, denn die Gruppe feierte noch eine ganze Weile und schnarchte danach um die Wette. Dementsprechend kurz war meine Nacht, da es am nächsten Morgen schon vor Sonnenaufgang aufs offene Meer hinaus weiterging. Die Fahrt entschädigte aber für alles, es sah so toll aus, noch im Dunkeln durch den Sound zu fahren und langsam die ersten Sonnenstrahlen über die Berge kommen zu sehen. Auf dem offenen Meer war der Seegang dann doch um einiges stärker, aber wir hielten uns nicht so lange auf, so dass ich keine Zeit hatte, seekrank zu werden. Von dort aus ist es kaum vorstellbar, dass Kapitän Milford oder wer auch immer, überhaupt in den Sound reingefahren ist, denn man kann die Einfahrt eigentlich kaum sehen. Und weil wir so ein tolles Segelboot hatten und das Wetter auch ein bisschen stürmisch war, bin ich mir wie Kapitän Cook höchstpersönlich vorgekommen. Leider ging‘s dann auch schon wieder zurück in Richtung Hafen, aber vorher sahen wir einen winzig kleinen einzelnen Pinguin im Wasser schwimmen. Mittlerweile glaube ich, dass diese Pinguinmassen im Fernsehen Computeranimationen sind und es in Wirklichkeit nur noch sehr wenige dieser Tiere gibt und sie zudem noch extreme Einzelgänger sind. Und ganz zum Schluss tauchte noch ein riesiger Schwarm Delfine auf, die vor unserem Boot hin und her sprangen und im Bugwasser surften!
Da es noch relativ früh war, hatten wir noch genügend Zeit um auf den Gertrude Saddel zu wandern. Nach meiner Oma benannt, muss diese Tour außergewöhnlich sein, und das war sie auch. Erst über Stock und Stein durch ein kleines Tal und dann quasi diretissima an einem unglaublich klaren Gletschersee (mit Bergspiegelung- klar) nach oben auf den Sattel. Zum Teil ging es einfach auf blankem Fels nach oben! Vom Gipfel hatte man dann eine phantastische Aussicht auf den Milford Sound in dem wir noch ein paar Stunden vorher Delfine gesehen hatten und auf die Berge ringsum- genial. Falls irgendjemand diese Wanderung einmal machen will, unbedingt das Zelt mitnehmen, denn dort oben gib es sogar ein paar geschützte Stellen, um zu übernachten. Obwohl die Wanderung so kurz war, gehört sie auf jeden Fall zu einer der schönsten, die wir gemacht haben und war ein gebührender Abschluss unserer Festlandreise, da unser nächstes Ziel Stewart Island war.

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Kein Bungee in Queenstown und Mavora Lakes (27.2.-3.3.)

Auf dem Weg nach Queenstown machten wir noch in einem super edlen Golfressort mit Spa und Sauna halt, da wir immer noch Nachwehen von der Wanderung hatten. Auch dieses Mal war es nicht erlaubt, die Sauna nackt zu betreten, obwohl Männer und Frauen sowieso getrennt waren. Dafür waren wir praktisch allein und es gab sowohl kalte Duschen als auch warme Becken draußen und sogar ein Schwimmbad, in dem ich 20 Bahnen geschwommen bin. Obwohl ich anfangs eigentlich keine so richtige Lust hatte, war ich doch sehr froh, dass Jochen mich zu diesem Wellness Tag überredet hatte, denn danach waren wir zwar so richtig fertig, aber auch sehr entspannt. Ein Glück, dass es nach Queenstown nicht weit war, wo wir auf einem Campingplatz etwas außerhalb schliefen, der anscheinend Schauplatz irgendeiner Szene im Herr der Ringe war. Wie aber auch schon bei der Furt in Arrowtown, die wir nicht wiedererkennen konnten, blieb auch hier unklar, was dieser Platz gewesen sein soll. Mittlerweile glaube ich, dass der ganze Film nur am Computer entstanden ist. Am nächsten Tag stürzten wir uns ins Getümmel, hier war es seit langem mal wieder richtig voll, überall Touristen mit Bungeejumpsprung T-Shirts, die in den Pubs ihren Mut feierten. Wir machten auch auf Stadt, gingen Burger essen und ins Kino und durchstöberten die unzähligen Sportgeschäfte, wo wir uns auch endlich Gamaschen kauften, die laut Reiseführer für Stewart Island unabdingbar sind. Da wir beschlossen hatten, für jegliche Adrenalinaktivitäten zu alt zu sein, machten wir nur eine kleine Wanderung auf den Hausberg der Stadt, wo wir eine österreichische Anstreicherin trafen, die trotz eingegipstem rechten Arm dort kletterte. Die längere geplante Wanderung wurde leider mal wieder vom Wetter verhindert und deshalb machten wir uns gleich auf den Weg zum Milford Sound.
Unterbrochen wurde unsere Fahrt durch einen Abstecher zu den Mavora Lakes, wo man laut Reiseführer hervorragende Forellenangelmöglichkeiten haben soll. Leider hatte Jochen wieder kein Glück, er konnte keinen einzigen Fisch fangen. Aus lauter Verzweiflung überlegt er, ob er zum Dynamitfischen übergehen soll. Auch die geplante Dreitageswanderung immer am See entlang verkürzte sich zu einem Tagesausflug, da ich irgendwie auf dem Weg ganz schlapp wurde und mich krank fühlte und wir deshalb nach drei Stunden schon wieder umdrehten. Trotzdem war der Ausflug sehr schön, das Panorama sagenhaft und das Wetter super. Auf dem Rückweg trafen wir auf einen DOC-Arbeiter und seinen Sohn, der mit seinem Jeep im Kies stecken geblieben war. Wir versuchten alles, um ihm zu helfen, Jochen setzte sich sogar ans Steuer, weil der Mann immer viel zu viel Gas gab, aber auch zu dritt konnten wir das Auto nicht befreien und so ließen wir die beiden zurück und gaben seiner Frau, die mit drei weiteren kleinen Kindern am Zeltplatz gewartet hatte, Bescheid. Am nächsten Tag steckte das Auto zwar immer noch am Strand fest, aber der Mann war zurückgekehrt und gab Jochen noch einige Tipps zum Angeln mit auf den Weg. Allerdings verließen wir die Mavora Lakes trotzdem ohne Forellen.

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Dienstag, 26. April 2011

Von Wanaka nach Arrowtown: Der Mapapatu Track (23.2.-26.2.)

Unsere nächste Wanderung stellte uns vor ein kleines logistisches Problem, da sie in Wanaka startete und im 40 km entfernten Arrwotown endete. Prinzipiell ja keine große Sache, aber in einem Land mit nicht vorhandenem öffentlichen Nahverkehr schon. Wir stellten uns also an die Straße und hofften auf nettere Autofahrer als wir es oft waren, denn wir hatten schon öfter den einen oder anderen an der Straße stehen lassen. Tatsächlich hielt auch recht schnell ein Auto mit einem Rastapärchen aus Deutschland. Sie konnten uns immerhin bis zur Kreuzung nach Wanaka mitnehmen und auch dort hatten wir Glück, da uns ein Norweger aufgabelte. Wir kamen trotzdem zu spät im Ort an, um den Shuttle in Richtung Startpunkt der Wanderung zu bekommen. Aber da es ja bisher eigentlich gut gelaufen war, waren wir guter Dinge. Aber weit gefehlt, wir kamen bis zum 8 km entfernten Campingplatz und da blieben wir dann auch. Es fuhren zwar einige Leute vorbei, aber niemand nahm uns mit. Um fünf Uhr beschlossen wir wieder zurück nach Wanaka zu gehen, da der erste Tag der Wanderung mit drei bis vier Stunden veranschlagt war. Und just in dem Moment hielt ein verrosteter Camper mit einem Franzosen am Steuer, der uns dann sogar direkt bis zum Startpunkt brachte. Allerdings war es da dann auch schon reichlich spät und wir legten ein ganz schönes Tempo vor um noch rechtzeitig zur Hütte zu kommen. Das war eigentlich ein bisschen schade, da der Weg sehr schön und abwechslungsreich war. Aber so kamen wir dann, wenn auch ziemlich fertig, noch vor Einbruch der Dunkelheit an. Die Hütte war dem Anschein nach belegt, aber von der Person keine Spur. Wir machten uns schon ein bisschen Sorgen, denn vor einigen Wochen war erst ein Bericht von einem Engländer in der Zeitung gewesen, der sich bei einer Wanderung verlaufen hatte und erst nach fünf Tagen von der Rettungsmannschaft gefunden worden war. Glücklicherweise tauchte der Rucksackbesitzer aber auf, ein schweigsames Mädchen aus Tschechien. Der nächste Tag war um einiges länger und anstrengender, was daran lag, dass wir uns über zwei Pässe kämpfen mussten und der Weg eigentlich nur ein Trampelpfad war, der meistens ziemlich direkt die Berge rauf und runter führte und zum Teil schon ziemlich wegerodiert war. Später erfuhren wir, dass Shanya Twain dieses Land gekauft hatte und eine Auflage war, diesen Wanderweg anzulegen. Ihr ist es wahrscheinlich egal, wie lange der Wanderweg noch besteht. Aber der Weg ist super, man hat tolle Aussichten auf die Berge und den See und wir sahen sogar einen Gamsbock. Außerdem ist er kaum begangen und so waren wir in den schönen neuen Hütten und beim Laufen immer alleine. In der letzen Hütte trafen wir Wendy, eine schon etwas ältere und nicht ganz so sportlich aussehende Neuseeländerin, die gerade dabei war, den Wanderweg, der von Cape Reinga ganz oben im Norden bis nach Bluff ganz unten im Süden geht zu erwandern. Wir waren aber eigentlich ganz froh, dass wir nur noch nach Arrowtown mussten, was sich dann ganz schön in die Länge zog, da das letze Stück nur noch ein Four Wheel Drive war, der nicht enden wollte. Zur Belohnung nächtigten wir nicht auf dem Parkplatz, sondern auf einem potthässlichen Holidaypark mit ausgezeichneten sanitären Anlagen und gingen abends noch Pizza essen. Zum Thema Pizza ist zu sagen, dass sie hier recht gut schmecken, aber total winzig sind, ich bin davon kaum satt geworden. Die Eisportionen im Gegenzug sind so riesig, dass es mir davon schlecht geworden ist. In Arrowtown gab es noch eine „alte“ chinesische Siedlung zu sehen, die während des Goldrausches entstanden ist. In Wirklichkeit war das so eine Art Ghetto, in dem die chinesischen Arbeiter leben mussten, während sie von den Neuseeländern in den Goldminen ausgebeutet wurden.

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Gletscherabklatsch (15.2.-19.2.) und Regentage in Wanaka (20.2.-22.2.)

Selbstverständlich standen auch die weltberühmten Franz Josef und Fox Gletscher auf unserem Programm. Warum ich dachte, dass sie ins Meer kalben, weiß ich auch nicht mehr so genau, jedenfalls tun sie es nicht und auch wenn der Franz Josef ganz hübsch ist, muss ich leider sagen, dass sie im Vergleich zum Perito Moreno einpacken können. Deshalb haben wir den Fox dann auch einfach gar nicht mehr angeschaut. Touristisch sind sie natürlich ausgezeichnet erschlossen, man kann mit dem Hubschrauber oder dem Flugzeug darüber hinweg fliegen oder mit einer Gruppe ein Stück weit den Gletscher hinauf laufen. Wir hatten aber auf keines der Angebote Lust und so stiegen wir nur auf einen Nebengipfel, von dem man eine schöne Aussicht auf den Gletscher hatte. Das hört sich jetzt schlimmer an als es war, denn es war ja nicht schlimm, sondern im Gegenteil sehr schön, aber eben nicht so beeindruckend, wie wir es uns vorgestellt hatten. Quasi neben den Gletschern kann man noch den am häufigsten fotografierten See Neuseelands besuchen, der so berühmt ist, weil sich in ihm theoretisch der Mount Cook spiegeln kann. Praktisch benötigt man dazu aber einen absolut windstillen wolkenlosen Tag, was es eigentlich hier gar nie gibt. Trotzdem hat sich der Abstecher gelohnt vor allem weil wir noch mal so einen abgefahrenen Aal entdeckten.
Da weitere Wanderungen an nicht passierbaren Flüssen scheiterten fuhren wir gleich weiter nach Wanaka, denn wir hatten in einem Doc Büro einen Tipp für eine relativ neue, noch nicht so bekannte und ziemlich alpine Wanderung bekommen, die Wanaka mit Arrowtown verbindet. Erst mal steckten wir aber wetterbedingt zwei Tage in Wanaka fest, was aber gar nicht tragisch war, denn dort kann man auch Einiges unternehmen, zum Beispiel ins Kino gehen. Das klingt jetzt erst mal nicht spektakulär, aber wir waren in einem Kino, das im Lonely Planet beschrieben wird. Demzufolge war das Kino proppenvoll mit Menschen, die haargenau alles machten, was im Reiseführer beschrieben wird: Das Kino fotografieren, da man dort in Sofas und auch in einem alten Käfer sitzen kann. Eis und Kekse kaufen und sich beim Essen fotografieren lassen. Wein und Bier trinken und sich wiederum fotografieren lassen. Wir saßen staunend, Eis essend aber nicht fotografierend mitten drin. Gesehen haben wir 127 Stunden, ein ziemlich krasser Film, bei dem ich sogar ein paar Mal wegschauen musste. Am nächsten Tag machten wir eine kleine Mountainbike Tour, selbstverständlich gaben wir vorher genau Bescheid, wo wir hinwollten und obwohl wir einige Male in ziemlich starken Regen kamen, fand ich es super, statt zu latschen endlich mal wieder auf einem Rad zu sitzen. Ich freu mich jetzt schon wieder aufs Rennradfahren und bin gespannt, ob ich überhaupt noch mit Klicks fahren kann. Da das Wetter ja nicht so toll war, saßen wir auch viel im Bus und machten unsere Ablage. Nebenher bekamen wir, ohne es erst zu wissen, das Erdbeben in Christchurch mit. Wir dachten anfänglich, dass irgendjemand am Bus rüttelt oder der Wind so stark ist, dass es den Bus schüttelt. Erst später kam mir die Idee, dass es ja auch ein Erdbeben hätte sein können und dann hörten wir es auch im Radio und gingen in die Stadt um Nachrichten im Fernsehen zu sehen. Einige Touristen hatten sich in Cafés und Bars vor den Fernsehern versammelt und schauten sich die ersten Bilder an. Viele waren schon in Christchurch gewesen oder kannten Leute, die dort gerade waren, entsprechend geschockt waren alle. Es ist schon ein ganz anderes Gefühl, wenn man eine Katastrophe so nah mitbekommt. Wir fanden durch Zufall eine Kletterhalle, in der wir dann den Nachmittag über waren und der Typ, der dort arbeitete, versuchte den ganzen Tag, seine Familie und Freunde zu erreichen, die dort wohnten. Als wir gingen, hatte er immer noch keine Nachricht von seinem Cousin.

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Freitag, 25. März 2011

Die Westküste (4.2.-13.2.)

Da der Reiseführer Westport als die trostloseste Stadt der Westküste anpries, fuhren wir schnurstracks dorthin, um ein gar nicht so trostloses Städtchen vorzufinden, das sogar ein Kino besaß. In diesem Kino wurden wir von einem ehemaligen Model, das seine zu Recht nie stattgefundene Karriere unter anderem nach Hamburg und München verschlagen hatte, mit Tipps und Geschichten geradezu überschüttet und fuhren auf ihren Rat hin trotz des eher unbeständigen Wetters die Westküste nach Norden hinauf nach Kohaihai, einem wunderschönen Campingplatz, der auch der Start beziehungsweise Endpunkt des Heaphy Tracks ist, den wir allerding nur anwanderten. Statt der großen Wanderung machten wir kleine Spaziergänge unter anderem im Opara Basin, wo es einen riesigen Torbogen aus Stein und eine Höhle mit Riesenspinnen (20 cm Durchmesser) gab. Ich bin todesmutig und mit Kapuze auf dem Kopf ein ganz schönes Stück in die Höhle rein, konnte beim hektischen Umherspähen allerdings keine Tiere entdecken und bin dann auch ganz schnell wieder nach draußen. Aber wie man auf dem Bild sieht, das Jochen gemacht hat als ich schon weg war, gab es wohl doch welche. Ein Glück, dass ich bei Tierbeobachtungen immer so blind bin. Unglücklicherweise und keinesfalls altersbedingt bekam Jochen wieder zurück in Westport eine Art Hexenschuss, so dass sich unser Reisetempo etwas verlangsamte und wir auch vorerst keine weiteren größeren Wanderungen planten. Aber die Westküste ist auch so wirklich spektakulär und so gut erschlossen, dass man viele Sehenswürdigkeiten praktisch von der Straße weg besichtigen kann, wie zum Beispiel die weltberühmten Pancake Rocks. An einem verregneten Tag in Greymouth lernten wir die neuseeländische Art des Saunierens kennen. Die singuläre Sauna ist zentral am Spaßbecken gelegen, so dass man maximale Schwimmbadbeschallung bekommt. Man trägt seine nassen Badesachen und setzt sich selbstverständlich ohne Handtuch aufs Holz. Allerdings schwitzt man dieses gar nicht so sehr voll, da man höchstens ein paar Minuten in der Sauna bleibt. Man kehrt aber später wieder zurück, um weitere Minütchen zu bleiben oder auch nur um schnell rein zu kommen und ohne zu fragen einen kleinen Aufguss zu machen. Nach der Sauna duscht man sich nicht kalt ab, was, auch wenn man es wollte, gar nicht so einfach ginge, da die einzige Möglichkeit an kaltes Wasser zu kommen ein Schlauch ist, mit dem man alle Passanten nass spritzt, wenn man ihn benutzt. Also eine rundum gelungene Sache.
Der Lake Brunner ist bekannt für seine Forellen, also verließen wir kurz die Westküste und fuhren ins Landesinnere. Wir konnten vom Ufer aus auch stattliche Exemplare sehen, allerdings konnte Jochen aus unerfindlichen Gründen keine fangen, obwohl wir dort zwei Tage verbrachten. Eine Nacht parkten wir unseren Bus auf der noch unbebauten Seite des Sees, an der aber schon fast alles verkauft ist und wo in einem Jahr ein Neubaugebiet sein wird. Bei solchen Gelegenheiten bin ich immer noch mal so froh, dass wir die Reise jetzt gemacht haben, denn alles verändert sich so schnell und meistens ja doch nicht zum Besten. Jedenfalls ging es Jochens Rücken nach den Ausruhtagen wieder einigermaßen gut, so dass wir zum Arthur‘s Pass fuhren um dort eine Tageswanderung auf den Avalanche Peak zu machen. Dies wurde leider von einer Sturmwarnung vereitelt und wir verbrachten einen gemütlichen Tag im Bus mit gar nicht so viel Regen, aber dafür mit Linsen und Spätzle zum Abendessen. Arthur‘s Pass ist eigentlich nicht mehr als ein Paar Restaurants und Cafès, aber in Neuseeland sehr berühmt weil es dort viele Kakas (Bergpapageien) gibt, die berüchtigt dafür sind, alles zu zerstören, was sie in ihre Krallen bekommen: Zelte, Wanderschuhe, Autodichtungen… Und tatsächlich bekamen auch wir ein Exemplar zu Gesicht und wenn der Kaka fliegt, sieht er tatsächlich aus wie ein Papagei, denn dann kommen seine roten Federn zum Vorschein. Zurück an der Westküste versuchte ich in Hokitika, der Jadehauptstadt Neuseelands einen Anhänger zu erstehen. Aber ich war vom Angebot und den Busladungen an Touristen im Kaufrausch so überfordert, dass wir unverrichteter Dinge weiterfuhren. Mir war vor der Reise gar nicht bewusst, dass ich anscheinend so große Schwierigkeiten habe, mich zu entscheiden, aber Jochen hat daraus schon einen Running Gag gemacht und behauptet, selbst bei Eissorten wäre dem so (Anmerkung Jochen: Eisverkäufer werden nach 5 Minuten nun mal ungeduldig!). Ich finde, er übertreibt maßlos, aber bei den Jadeanhängern hatte er ausnahmsweise mal recht.

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Donnerstag, 24. März 2011

Your backpack is much too heavy: Der Travers Sabine Circuit im Nelson Lakes Nationalpark (27.1.-4.3.)

Der Inland Track hatte uns auf den Geschmack gebracht und so kauften wir uns einen Backcountry Hut Pass, mit dem wir ab jetzt in fast allen Hütten für umme übernachten können. Damit er sich auch gleich lohnt, hatten wir uns den sechstägigen Travers Sabine Circuit ausgesucht: immer am Fluss entlang ins Tal rein, über einen krasse 1787 Meter hohen Sattel in das andere Tal und wieder raus, wir hofften auf wenig Wald und viel Alpines. Bevor wir losmarschierten blieben wir noch eine Nacht auf einem Campingplatz, wo uns ein komplett durchgeknallter Amerikaner nachts am Bootsanleger Aale zeigte und einige Geschichten zum Besten gab. Echt abgefahren! Am ersten Tag der Wanderung war ich gleich ein wenig unleidig, da Jochen unbedingt einen Umweg machen wollte, um eine zugegeben wahrlich schön gelegene Hütte zu erreichen, die wir eventuell sogar für uns alleine hätten haben können. Dazu mussten wir aber wie gesagt einen Umweg laufen und dabei einen Fluss durchwaten, der so kalt war, dass meine Füße kurzzeitig abstarben während ich von Sandfliegen aufgefressen wurde. Die Hütte war dann zwar wirklich hübsch, mit offenem Kamin, aber auch schon von zwei deutschen Mädel belegt. Die waren aber ganz nett und so hatte es sich der Extraaufwand doch gelohnt. Am zweiten Tag trafen wir auf Ian und Kathy, chinesische Neuseeländer, die schon 15 Jahre hier leben, ihre chinesischen Namen angepasst haben, aber trotzdem noch relativ schlecht die Aussprache beherrschen. Sie blieben unsere Wanderpartner für die restlichen Tage. In der zweiten Hütte blieben wir dann auch prompt einen Tag stecken, da das Wetter sehr schlecht war und wir nicht im strömenden Regen und Sturmböen über den Sattel wollten, was zwei kölner Sportstudenten allerdings nicht davon abhielt. So blieben wir mit den Chinesen und einem älteren englischen Ehepaar, pensionierte Uniprofessoren und Marathonläufer, in der Hütte, spielten Karten und Würfel, tranken Tee und bekamen von Ian ungefragt viele Tipps rund um das Thema Wandern. Was er überhaupt nicht fassen konnte war unser schweres Gepäck, da wir Wurst, Käse, Brot und sogar Äpfel dabei hatten. Er wurde nicht müde uns zu erklären, dass wir viel zu viel mitschleppten und uns unbedingt ein Beispiel an ihm nehmen sollten. Sehr lustig war auch, dass er nie beim Würfeln mitspielte, aber neben uns saß und seiner Frau immer vorschrieb, wie sie zu spielen hatte. Mittlerweile sind seine Sprüche schon in unseren aktiven Sprachschatz übergegangen. Beide waren aber wirklich sehr nett und seine Ratschläge auch gut gemeint, aber auf Dauer vor allem für Jochen doch ein wenig anstrengend. Das Warten hatte sich gelohnt, bei strahlendem Wetter überquerten wir am nächsten Tag den Sattel, wo wir ein phantastisches Bergpanorama hatten und wir uns schworen, dass ab jetzt nur noch alpin gewandert wird. Außerdem zeigte sich, dass wir trotz oder gerade vielleicht wegen Brot und Äpfeln noch einigermaßen fit sind , da wir viel schneller als die anderen waren und so einen schönen einsamen Mittag an der Hütte hatten und uns sogar im eiskalten Fluss waschen konnten – komplett! Da sowohl die Chinesen und die Engländer eine andere Route einschlugen, dachten wir schon, dass wir die letzte Hütte ganz für uns alleine hätten, da bis zum Einbruch der Dunkelheit keine weiteren Menschen ankamen. Dann allerdings schneite doch noch ein Amerikaner, endlich einmal in unserem Alter, herein, der ausgesprochen nett war und mit dem wir einen extrem entspannten Abend hatten. Beim Rauslaufen trafen wir noch zwei ältere gut gelaunte Herren, die vom Club der Freunde und Förderer dieser Gegend waren und die Oppossumfallen überprüften und uns einiges über die Problematik in Neuseeland mit den ganzen eingeschleppten Tieren und Pflanzen erzählten. Wir spendeten dann auch brav ein paar Kröten für ihre Arbeit und unser Karma. Abschließendes Fazit der ersten Hüttentour: extrem positiv ist die Tatsache, dass man immer ein Dach über dem Kopf und eine Matratze darunter hat und kein Zelt mitschleppen muss. Außerdem trifft man eigentlich immer nette und interessante Menschen und wenn man die populären Routen umgeht, ist man meistens nur zu viert oder manchmal sogar ganz alleine. Fast immer haben die Hütten einen Ofen und manchmal sogar Kerzen, was sie sehr gemütlich macht und man kann nasse Klamotten und Schuhe super trocknen. Negativ ist, dass die Klos immer meilenweit entfernt sind und ich nachts jedes Mal zu Tode erschrecke, wenn mich ein Opossum mit seinen roten Augen aus einem Baum heraus anstarrt. Die Matratzen sind der Hygiene wegen aus Gummi, aber da sie nicht geputzt und auch nicht immer zum Trocknen aufgestellt werden, lässt diese manchmal zu wünschen übrig und auch auf das Gefühl morgens mit der Backe an der Matratze klebend aufzuwachen ist eher unschön. Jammern auf extrem hohem Niveau, oder?


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Montag, 21. März 2011

Tübingen gibt’s auch in Neuseeland: Golden Bay (22.1. – 26.1.)

Von Maor hatten wir einen heißen Tipp bekommen, eine indisch angehauchte Backpackerabsteige in der Golden Bay, die ihm so gut gefallen hatte, dass er gleich eine ganze Woche geblieben war. Dass man dort auch Yoga machen konnte, überzeugte mich und so steuerten wir das Shambala an. Es war tatsächlich asiatisch angehaucht, es gab eine große Buddha Statue und ein Teehaus im Garten und das beste war das Meditationshaus, das sogar von einem tibetischen Mönch gesegnet worden war. Allerdings fanden wir weder die deutschen Gäste noch den Besitzer sonderlich nett, so dass wir keine Sozialkontakte anstrebten. Glücklicherweise waren wir aber an dem Tag angekommen, an dem PJ die Yoga Session halten sollte und allein dafür hat sich der Aufenthalt dort gelohnt. Er war ein Prototyp von einem Yogi: Ende 40, klapperdürr, Zottelbart und Zottelrastas und machte sensationelles Yoga. Nach drei Stunden und einigen Übungen, die ich nicht im Ansatz hinbekommen habe, kam ich glücklich und entspannt zum Bus zurück. Das hat mich darin bestärkt, mich daheim wieder sehr viel mehr dem Yoga zu widmen und ich hoffe, ich denke daran, wenn ich wieder im Alltagstrott und Stress bin. Am nächsten Morgen wollten wir eigentlich schon weiter in Richtung Farewell Spit, aber eine nette Mitarbeiterin des Guesthouses berichtete uns, dass quasi alle zu einem Peace Festival nach Wanaka gehen. Nach langem Hin- und Her, da es ein ganzes Stück zu fahren war, entschlossen wir uns, der Sache eine Chance zu geben. Vom Publikum her hätte das Festival auch in der Wagenburg stattfinden können, lauter Menschen mit Rastas und in Hippikleidung gewandet jonglierten, kifften oder trugen eines ihrer zahlreichen Babys spazieren. Meine Favoriten waren ein älteres Pärchen, er in weißer Felljacke und Sonnenbrille bei mittlerweile Dauerregen, sie mit Engelsflügeln und Zauberstab, die beide alleine vor der Bühne abspackten. Man kann sie auf dem Foto ganz klein erkennen. Das Essen war in erster Linie vegan, aber es gab auch Würstchen, allerdings kein Bier und Real Fruit Icecream, das ist Eis aus einer Softeismaschine, aber mit richtigen Früchten drin- ein Traum! Die Musik war gemischt, von recht gut bis ganz schlecht, so ähnlich wie beim Räte Open Air früher. Da es aber irgendwann echt kalt und ungemütlich war, harrten wir nicht bis zum Schluss aus und verpassten so leider den Headliner. Am nächsten Tag wanderten wir dann in strahlendem Sonnenschein am Farewell Split herum. Hier stranden oft Wale, was ja prinzipiell für die Tiere selbst eher schlecht ist, aber ich hätte schon auch gern einmal einem gestrandeten Wal wieder ins offene Meer geholfen. Dieser Landzipfel ist eine einzige riesige Sanddüne, quasi Sahara, in der wir uns fast verlaufen hätten. Auf dem Weg nach draußen stoppten wir extra für ein Konzert im berühmten Mussel Inn, hier spielte einer der besseren Acts des Festivals mit Namen Hannah Howes und mein Yogalehrer war auch da. Der einzige größere Ort in der Golden Bay ist Takaka, ein Ort, an dem es von Reformhäusern unter deutscher Leitung, deutschen Backstuben und Esoläden nur so wimmelt, fast wie daheim. Also kauften wir uns dort bevor wir diesen Landstrich verließen ein Sauerteigbrot und eine Zimtschnecke und schwelgten in Erinnerungen an Deutschland.

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