10 Malaysia

Freitag, 8. Juli 2011

Haie sind auch nur große Fische: Tauchen vor Sipadan (22.6.-26.6.)

Nach diesen ersten Eindrücken von Borneo waren wir nicht wirklich überzeugt von dieser Insel, die ich mir viel ursprünglicher und weniger erschlossen vorgestellt hatte. Aber wir hatten gehört, dass das Tauchen hier weltklasse sein soll, weshalb Jochen sich relativ lange mit Internet und Telefon beschäftigte, denn so einfach wie wir es uns vorgestellt hatten, war es natürlich mal wieder nicht. Das Tauchgebiet, in das jeder möchte, liegt vor der unbewohnten winzig kleinen Insel Sipadan, das seit einiger Zeit ein Schutzgebiet ist, was bedeutet, dass nur 120 Taucher pro Tag dort tauchen dürfen. Das ist natürlich eine super Sache, vor allem weil das Permit für jeden erschwinglich ist, allerdings muss man eben Glück haben, um eines ergattern zu können. Einige teure Ressorts haben natürlich ganz viele Permits und die wenigen, die dann noch übrig sind, werden auf die anderen Tauchschulen verteilt. Wir hatten uns für eine etwas andere Art Tauchressort entschieden, nämlich eine ehemalige Bohrplattform, die vor der Insel Mabul im Wasser verankert ist. Ich fand die Idee eigentlich ganz cool und wir hatten von unserem Sonnendeck einen prima Blick auf die Insel, während die Inselbewohner nur den Blick auf die Bohrplattform hatten. Der eigentliche Grund, warum wir dort gelandet waren, war aber der, dass Seaventures, so hieß der Anbieter, uns zwei Tauchgänge vor Sipadan zusichern konnte. Der Anfang war eigentlich ganz vielversprechend, wir bekamen für die Tage, die wir hier sein würden, eine Kiste mit unserer Ausrüstung und dann ging es auch schon los mit dem Aufzug unter die Plattform ans Hausriff zum Orientierungstauchgang. Und der war auch gar nicht schlecht, ich sah zum ersten Mal in meinem Leben einen Frosch- und Krokodilfisch, wobei ich den Froschfisch zuerst überhaupt nicht als Tier erkannte, denn er sieht aus wie ein alter Waschlappen. Der zweite Tauchgang am nächsten Tag war dafür eine einzige Katastrophe. Es war so starker Seegang, dass mir schon auf der Fahrt zum Tauchplatz super schlecht war und während wir die Ausrüstung anlegten, dachte ich echt, ich muss gleich ins Boot spucken. Der Buddycheck, bei dem man noch mal gegenseitig die Ausrüstung kontrolliert, fiel aus und dann waren wir auch schon im Wasser. Ich hatte ziemliche Probleme beim Druckausgleich und brauchte ewig bis ich endlich unten war. Dort war dann praktisch das ganze Boot an der gleichen Stelle, was aber eigentlich auch egal war, denn ich konnte sowieso nichts sehen, da die Sicht wegen des trüben Wetters ziemlich schlecht und die Strömung so stark war, dass ich nur damit beschäftigt war, nicht weggeschwemmt zu werden. Dann war auch noch meine Maske beschlagen und ich hatte viel zu wenig Gewicht, so dass ich immer gegen den Auftrieb ankämpfen musste. Wieder auf dem Boot war ich mir sicher, dass ich mit diesen Leuten auf gar keinen Fall mehr tauchen will, denn ich hatte mich überhaupt nicht gut gefühlt. Aber wir hatten ja schon alles bezahlt und zum Glück waren die nächsten drei Tauchgänge vor Sipadan so toll, dass ich über die ganzen anderen Mängel einigermaßen hinwegsehen konnte. Trotz schlechten Wetters hatten wir einigermaßen gute Sicht, kaum Strömung und eine kleine Gruppe. Hier verlor ich auch meinen letzten Rest Angst vor den Riffhaien (Hammerhai und Weißer Hai lassen wir mal noch so stehen), denn es waren einfach soooo viele, so dass sie mir irgendwann fast, aber nur fast, wie normale Fische vorkamen. Und endlich sah ich auch jede Menge riesiger Meeresschildkröten, meine absoluten Favoriten (neben all den anderen Tieren die ich schon als meine Lieblinge beschrieben habe),Bumpheads, Kugelfische, Rochen, Löwen- und Skorpionfische und noch so viele andere tausende- einfach super. Zwischen den Tauchgängen hatten wir immer eine Stunde Pause auf der Insel und da wurde dann schon wieder deutlich, dass die Organisation nicht wirklich gut war, da zum Beispiel überhaupt nicht darauf geachtet wurde, dass die Taucher nicht zu tief gehen, was Jochen und mir einige Male passiert ist. Zum einen dürfen wir gar nicht so tief tauchen, da wir bisher nur den Open Water Tauchschein haben und zum anderen muss man dann einen längeren Sicherheitsstopp machen und länger bis zum nächsten Tauchgang warten. Das war natürlich ein gefundenes Argument für Jochen um sich mit gutem Gewissen ein neues technisches Gerät kaufen zu können, wobei ich sagen muss, dass ich einen Tauchcomputer ebenfalls eine sinnvolle Anschaffung finde. Ich war auch wirklich ziemlich besorgt und ein bisschen panisch wegen des Tauchens, denn mit Dekompression muss man echt aufpassen und natürlich war es mir als altem Hypochonder dann nach dem Tauchen auch ganz schlecht. Und weil ich im Internet die Symptome nachgelesen hatte, spürte ich auch alle dort beschriebenen und auch noch einige andere. Aber der Diveinstructor beruhigte mich einigermaßen und wahrscheinlich kam mein Unwohlsein auch nur von der schlimmen Bootsfahrt. Trotzdem bin ich ab jetzt viel vorsichtiger und halte mich immer hinter und ein bisschen über dem Divemaster, so dass mir nichts passieren kann. Die restlichen Tauchgänge waren einfach nur toll, wir hatten eine nette Divemasterin, die viel besser aufpasste und in der Gruppe einen Tauchlehrer auf Urlaub, so dass ich mich super sicher und wohl fühlte. Und wir bekamen sogar noch einmal die Möglichkeit zu drei Tauchgängen vor Sipadan und diesmal bei strahlendem Sonnenschein. Der absolute Höhepunkt bei diesen Tauchgängen war ein riesengroßer Barracudaschwarm, der um uns herumschwamm und eine Schule von Jacks, die sich an der Decke einer kleinen Höhle aufhielten. Jochens ganz eigenes Highlight war die Sichtung eines grauen Riffhais, der anscheinend die Größe eines Weißen Hais hatte und vor dem selbst Jochen sich ein wenig fürchtete. Allerdings hat den niemand sonst gesehen, da wir alle bei den Barracudas waren. Jetzt haben wir schon 22 Tauchgänge, es wird Zeit für den Fortgeschrittenenkurs.

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Tauchbilder kommen wahrscheinlich bald

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Streicheln verboten: Baby Orang Utans auf Borneo (14.6.-21.6.)

Einer meiner großen Wünsche ist es, einmal einen Baby Orang Utan auf dem Arm zu halten. Nur noch auf Borneo und Sumatra gibt es überhaupt noch welche in freier Wildbahn und auch dort wird es sie nicht mehr lange geben, da ihr Lebensraum vor allem durch die Palmölindustrie tagtäglich dezimiert wird. Deshalb war klar, dass wir auf unserer Reise auf jeden Fall nach Borneo gehen würden. Ich hatte im Internet schon herausgefunden, dass das Projekt Affenbaby sich nicht so einfach realisieren lassen würde, da alle Volunteertätigkeiten in einer Aufzuchtstation auf mindestens einen Monat angelegt sind und man dann noch nicht mal die Affen anfassen darf. Die Leute, die dort fest angestellt sind, dürfen das allerdings, was ich ziemlich ungerecht finde. Da ich den Rest der Reise eigentlich doch noch ganz gerne mit Jochen verbringen wollte, ist mein neuer Plan, dass ich mich als Rentnerin um die verbliebenen Äffchen kümmern werde. Allerdings hatten wir uns sonst überhaupt nicht mit Borneo beschäftigt und da Kota Kinabalu die größte Stadt mit Flughafen ist, landeten wir also in Sabah, dem malaysischen Teil der Insel. Es hätte aber auch noch Sarawak, das ebenfalls zu Malaysia gehört und das indonesische Kalimantan gegeben, was vielleicht meinen Vorstellungen von Borneo näher gekommen wäre. Aber so waren wir also in Kota Kinabalu, die vielleicht hässlichste Klein- aber trotzdem Provinzhauptstadt der Welt. Im Prinzip besteht sie nur aus Shopping Malls, die entweder noch nicht fertig oder einfach so nur schlecht sind. Das allein wäre ja schon schlimm genug gewesen, aber dazu kam noch, dass Jochen immer noch an seiner Diarrhö laborierte und mich auch noch ein bisschen angesteckt hatte, so dass wir eigentlich nur in unserem hässlichen Hotelzimmer herumlagen. Das Essen roch irgendwie überall ziemlich eklig, so dass wir uns hauptsächlich von Fast Food ernährten. So hatte ich mir Borneo nicht vorgestellt. Während dieser Tage hatten wir aber endlich Zeit, in den Reiseführer zu schauen und stellten fest, dass es nicht möglich ist, Sabah individuell zu bereisen, denn alles funktioniert nur im Rahmen einer teuren Tour. Aber da wir ja nun schon mal da waren und endlich was vom Land sehen wollten, buchten wir drei Tage in einer Dschungel Lodge inklusive Anreise im selbstverständlich klimatisierten Minibus. Auf dem Weg dorthin wurde einem das Ausmaß der Zerstörung ziemlich schnell ziemlich deutlich: wohin man sich drehte und wendete, Palmölplantagen bis zum Horizont. Die Lodge erinnerte uns an unseren Dschungelaufenthalt in Bolivien, denn sie lag ebenfalls direkt am Fluss und die Tagesabläufe waren auch so ähnlich, allerdings gab es hier genug zu Essen, Strom und sogar Wifi. Schon bei unserer ersten Bootstour auf dem Kinabatangan River sahen wir eigentlich alles, was es zu sehen gab . Das Tollste war, dass sich uns ein ziemlich eindrucksvoller Orang Utan, der an einem Ast baumelte, präsentierte. Außerdem sahen wir noch zwei Tierarten, die ebenfalls nur auf Borneo vorkommen, Nasenaffen und Zwergelefanten. Im Boot waren selbstverständlich auch Ornithologen, die ziemlich begeistert waren, aber da wir kein Fernglas hatten, fand ich die meilenweit entfernten und deshalb zentimeterkleinen Vögel eher langweilig. Die anderen Touris in der Lodge waren alle recht nett und lustig und deshalb ging ich auch noch auf die Nachtwanderung mit, die ziemlich witzig war, da wir mit Gummistiefeln durch knietiefen Matsch stapfen mussten und Quatsch machten und vielleicht auch deswegen eher wenig Tiere sahen. Einen kleinen braunen Frosch, eine recht große Stabheuschrecke, einen schlafenden Vogel und eine Art kleine Wildkatze. An den weiteren Tagen fuhren wir wieder mit dem Boot und sahen die gleichen Tiere, aber keinen Orang Utan mehr. Außerdem marschierten wir tagsüber durch den Urwald, wo sich aber auch kein Affe blicken ließ. Der Urwald hier erstreckt sich nicht sehr weit rechts und links des Flusses und dahinter kommen schon wieder Palmölplantagen, die sich an manchen Stellen schon bis zum Fluss ausgebreitet haben. Das ist echt so bitter und ich kann es nur jedem ans Herz legen zu versuchen, Produkte ohne Palmöl zu kaufen, auch wenn das echt schwierig ist.
Leider hatte ich aber immer noch kein Babyäffchen gesehen. Die meisten Touristen, die wir getroffen haben, haben uns das Sepilok Orang Utan Centre empfohlen, in dem Affen, die man irgendwo gefunden oder die man aus den Palmölplantagen geholt hat, wieder aufgepäppelt und so gut es geht ausgewildert werden. Da im Moment keine Fruchtsaison war, fanden die Orang Utans zu wenig zum Fressen und wurden deshalb zwei Mal am Tag zusätzlich dort gefüttert. Wir hatten uns pünktlich eingefunden, um noch einen guten Platz zu bekommen, da wir mit Massenandrang gerechnet hatten. Glücklicherweise waren aber nur ein paar Leute dort und wir hatten super Sicht. Und das war dann schon ganz schön spannend, alle warteten ganz still und starrten gebannt in den Wald und irgendwann fing es an zu rascheln und dann schwang sich der erste Orang Utan zur Plattform, gefolgt von zwei Weibchen mit Babys- yippie! Die waren eigentlich auch die interessantesten, denn zum einen hängen natürlich ihre süßen Babys an ihnen und zum anderen haben sie eine sehr interessante Art, die Babys zu füttern. Die Weibchen fressen erst mal selber, dann holen sie sich große Blätter auf die sie einen Teil des Essens raus würgen. Diese Art Teller reichen sie dann ihrem Baby, das davon isst. Es war einfach großartig, die Affen von so nah und halb wild sehen zu können. Ich hab mich auch immer unter die Mütter gestellt, in der Hoffnung, dass vielleicht mal ein Baby runterfällt, was aber leider nicht passierte. Ich finde diese Affen so süß und witzig und selbstverständlich waren wir die allerletzten, die das Zentrum- gegen meinen Willen- verließen. Am nächsten Tag besuchten wir noch einen anderen kleinen Park, in dem es einen Canopywalk gab. Das war ganz nett, da wir ziemlich hoch quasi zwischen den Baumwipfeln herumlaufen konnten. Blöderweise waren wir aber zur allergrößten Mittagshitze dort, wo sich positiverweise kaum andere Touristen, dafür aber auch keine Tiere und schon gar keine Affen zeigten. Alle anderen Möglichkeiten, Orang Utans zu sehen wären ziemlich kompliziert und zeitaufwändig gewesen und so beließ ich es schweren Herzens bei dieser einen Begegnung.

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