8 Nepal

Mittwoch, 6. Juli 2011

Om Shiva! (Kathmandu 2.6.-9.6.)

Aufgrund unseres verkürzten Tibetaufenthalts blieb uns noch eine gute Woche in Nepal bevor Carola leider wieder nach Hause zurück fliegen musste. So hatte ich auch endlich mal wieder Zeit, Yoga zu machen. In der Umgebung von Kathmandu gibt es natürlich auch Ashrams, in die man sich für eine Woche einmieten kann, aber dafür reichte die Zeit gar nicht und ich hatte auch ehrlich gesagt gar keine so große Lust eine ganze Woche nach den Strapazen in Tibet in Askese zu leben. Außerdem wollten wir auch noch einige Sehenswürdigkeiten besichtigen und so suchte ich mir einfach ein Yogastudio direkt in Thamel aus, wo ich bequem zu Fuß hin kam. Man darf sich allerdings nicht so einen schönen, hellen Raum wie in Tübingen vorstellen mit Buddahstatuen, Kerzen und Tee, aber immerhin gab es Yogamatten. Mein Lehrer trug eine Adidas Jogginghose und hatte eine kurios orange gefärbte Stehhaarfrisur, was ihn mir gleich sympathisch machte. Also sagte ich gleich für den nächsten Tag zu, was allerdings bedeutete, dass ich um acht Uhr beim Yogameister erscheinen musste. Er selbst absolviert seine Übungen um vier Uhr morgens. Aber das hatte auch einen Vorteil, denn so sah ich Thamel mal von einer ganz anderen Seite, denn um diese Uhrzeit sind alle Läden noch geschlossen, niemand will einem Geigen, Hasch oder sonst was verkaufen und man sieht nur Schulkinder und Frauen, die vom Einkaufen kommen. Die erste Yogastunde, eine Einzelstunde, war nicht schlecht, aber auch keine mega Herausforderung, aber dafür bekam ich alle Übungen super detailliert gezeigt und erklärt. Carola hatte mir schon einiges über ihre Meditationserfahrungen berichtet was mich neugierig gemacht hatte und da Mr. Adidas das auch anbot, dachte ich mir, dass es nun an der Zeit wäre, das auch mal auszuprobieren. Allerdings musste ich dazu sogar schon um sieben Uhr antanzen, aber was macht man nicht alles, um seine innere Ruhe zu finden. Da ich keinerlei Erfahrung mit Meditation hatte, sollte ich die einfachste Art ausprobieren. Nach dreimaligem Om ging‘s dann auch los, Augen zu und Konzentration satt. Zur Erleichterung sagt der Lehrer an, auf welchen Körperteil man sich konzentrieren soll. Und das ging so: „Concentrate on your toe. How does it feel? Is there any pain or tension? Feel the pain and tension and let it go.“ und zwar für jedes Körperteil drei Mal und in nepalischem Englisch, das zum Glück nicht ganz so lustig ist wie das indische, denn sonst wär ich vor Lachen geplatzt. Aber ich hab mich zusammengerissen und versucht, mich auf die angegebenen Stellen am Körper zu konzentrieren, was echt überhaupt nicht einfach ist. Ich habe zwar alles Mögliche gespürt, aber nie das, was ich sollte. Beispielsweise hat mein Ohr gejuckt, wenn ich mich auf den Zeh konzentrieren sollte und außerdem fielen mir immer tausend andere Dinge ein. Zum Beispiel als ich mich auf mein Knie konzentrieren sollte, fiel mir unsere Wanderung mit den vielen Treppen ein und dann ging‘s so weiter: Wie anstrengend das fürs Knie war, aber dass wir uns zum Glück ja die Stöcke gekauft hatten, allerdings ja die billigen und vielleicht sollte man allgemein mehr Markenprodukte kaufen, aber auf der anderen Seite … und so weiter und so weiter. Aber ich habe immer wieder aufs Neue versucht, mich zu konzentrieren, eine Stunde lang nichts gesprochen und meine Augen immer zugehabt. In meiner ersten Mediation habe ich es also nicht im Ansatz geschafft, meinen Kopf zu leeren um Platz für das Göttliche zu schaffen, aber dazu braucht es auch wahnsinnig viel Übung und Carola hat mir von ihren ersten Erfahrungen erzählt, die so ähnlich waren, das hat mich dann beruhigt. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, wie ich zuhause auch nur im Ansatz zum Meditieren in der Lage sein soll, denn im Vergleich zum Leben daheim ist mein Kopf hier ja quasi ‘ne Wüstenlandschaft. Aber ich habe eigentlich schon vor, es noch einmal auszuprobieren, schon allein weil ich das vorbereitende Om sagen so schön finde - ein weiterer guter Vorsatz. Anschließend gab‘s dann noch eine Yogastunde und die war wirklich super und richtig anstrengend und anspruchsvoll. Hier funktioniert das Konzentrieren auch viel besser, allerdings hat man da ja auch was zu tun.
Da wir alle drei große Bollywoodfans sind, wollten wir auch unbedingt hier in Kathmandu auch noch ins Kino. Zu unserer großen Enttäuschung lief kein Sharuh Khan Film, sondern ein vielbeworbener Streifen mit Salman Khan, der schon auf den Plakaten nicht so toll aussah wie unser Held. Aber wir ließen uns nicht abschrecken und freuten uns auf drei Stunden Hindigeplapper, viel Herzschmerz, Musik und Tanz. Allerdings saßen wir dort nicht lange, denn der Film war so doof, dass wir tatsächlich das Kino verlassen mussten. Nicht jeder Khan ist halt ein Sharuh Khan.
Ursprünglich wollten wir auch auf unserer Reise auch noch einmal nach Indien. Nach diesem typisch indischen Hickhack mit der Botschaft hatten wir ja schließlich sogar ein Jahresvisum erhalten, ich fühlte mich absolut indiengewappnet und wollte endlich und auf jeden Fall nach Varanasi. Aber Jochen klemmte in diesem Fall, da ihn die Hitze (milde 45 Grad) abschreckte, was ich wirklich schade fand, denn wenn ich schon mal aus freien Stücken nach Indien und zu all den Indern will… Aber zum Glück gibt es ein nepalisches Pendant zu Varanasi und zwar Pashupatinat. Nicht am Ganges gelegen, aber am heiligsten Fluss, den Nepal zu bieten hat, handelt es sich dabei um ein großes Areal mit hauptsächlich Shiva geweihten Tempeln und Verbrennungsghats. Wir fuhren gegen Spätnachmittag dorthin, da nach Sonnenuntergang an jedem Abend eine Shivazeremonie mit Musik und Lichtern stattfindet. Am Eingang wurden wir von einem ziemlich jungen und sehr netten Nepali angesprochen, der uns, wie schon so viele andere vor ihm, eine Führung anbot. Entgegen unseren sonstigen Gewohnheiten nahmen wir seinen Dienst in Anspruch und das war auch gut so. Bini, so hieß unser Führer, war wirklich sehr nett und konnte uns wahnsinnig viel erklären- besser noch als jeder Audioguide. Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, wie es sein würde, eine Verbrennung zu sehen und war deswegen auch ein wenig besorgt, aber schon beim Betreten der Anlage war dort so eine besondere Stimmung, dass ich darüber gar nicht mehr nachdachte. Es war ziemlich viel los, aber nicht, weil so viele Verbrennungen stattfanden, sondern weil immer Menschen zum Beten und Opfer bringen kommen. Viele kommen aber auch einfach so, weil sie den Ort mögen, zum Beispiel spazieren sehr viele junge Pärchen herum und kleine Kinder spielen Fußball. Und dann konnten wir auch tatsächlich eine Verbrennung sehen. Erst einmal wird der Leichnam rituell gewaschen und mit den Füßen im Wasser abgelegt. Währenddessen wird das Verbrennungsghat rituell gesäubert, das Holz aufgeschichtet und der Stoß vor dem Entzünden drei Mal umrundet. Erst danach wird der Holzstoß traditionellerweise vom Sohn entzündet, dem danach die Haare abrasiert werden und der dann ein Jahr lang weiße Kleidung tragen muss, einige Zeit nicht berührt werden darf und nur unleckere Sachen essen darf. Aber auch in Nepal ändern sich langsam die Sitten, denn wir sahen auch eine Tochter dieses Ritual vollziehen. Wenn die Leiche ganz verbrannt ist, wird die Asche in den Fluss geleert und die Plattform für die nächste Kremation hergerichtet. Es ist ganz schwierig zu erklären, wie ich mich dabei gefühlt habe und was ich gefühlt habe. Aber mir erschien diese Bestattung ganz normal, wahrscheinlich auch, weil sie so gar nichts mit unseren auf den Friedhof verbannten Beerdigungen gemein hat und weil währenddessen die alltäglichen Dinge, die ich beschrieben habe, nebenher passieren. Im Gegensatz zu Varanasi werden hier die Leichname aber in Tücher gewickelt und jeder Mensch bekommt genug Geld um sich eine ordentliche Verbrennung leisten zu können. Also dass genug Holz da ist und der Stoß von einem Profi errichtet wird und so weiter. So sah das Ganze auch gar nicht schlimm aus wie ich es mir nach Jochens und Carolas Schilderungen, die ja schon in Varanasi gewesen waren, vorgestellt hatte. Beruhigender weise waren auch kaum Touristen unterwegs, sondern eigentlich nur Einheimische, die aber ebenfalls die Verbrennungen beobachteten, so dass ich mir gar nicht komisch vorkam. Es ist es natürlich nicht unbedingt gern gesehen, wenn Touristen von den Verbrennungen Fotos zu machen, aber Jochen konnte aus der Ferne diskret ein paar Bilder machen, so gibt es jetzt doch Bildmaterial zu diesem besonderen Tag. Wir besichtigten dann noch ein Altenheim, das sich ebenfalls innerhalb der Tempelanlagen befand. Das ist wirklich eine unglaubliche Ausnahme, da in Nepal, wie eigentlich in allen nichtwestlichen Ländern, die ich bisher besucht habe, die alten Menschen von ihren Familie versorgt und gepflegt werden. Aber offensichtlich ändert sich diese Tradition auch hier langsam aber sicher. Ich fand das Altenheim auf den ersten Blick eigentlich ganz nett, da all die alten Leutchen gemeinsam vor der Glotze oder auf Bänkchen saßen und eigentlich fast niemand alleine in seinem Zimmer war. Aber Carola als Frau vom Fach mit dem Blick fürs Wesentliche machte mich dann auf die Zimmer aufmerksam und die waren wirklich schlimm, klein, dunkel und dreckig. Deshalb verließ ich nach unserer Spende das Altenheim auch eher mit gemischten Gefühlen. Mittlerweile war die Sonne untergegangen und die Zeremonie zu Ehren Shivas ging los und das war mit Abstand das Schönste, was ich bisher gesehen und gehört habe. Die Musik kann ich gar nicht beschreiben, Tabla, Sitar und Orgel und viel Om Shanti und Om Shiva. Ich habe mir am nächsten Tag sofort eine CD gekauft, wo hoffentlich eine ähnliche Musik drauf ist (viel Spaß euch allen auf meiner nächsten Party!). Die ganze Menge klatschte und sang begeistert mit und an bestimmten Stellen warfen alle ihre Arme in die Luft und schrien irgendwas. Dazu führten drei Männer in Wickelröcken eine Art Tanz mit Kerzenleuchtern auf. Das sah soooo toll aus, einfach unbeschreiblich. Leider waren wir nicht an Voll- oder Neumond da, denn da werden auch noch kleine Papierbootchen mit Kerzen und Gebeten darauf den Fluss hinunter geschickt. Bini war zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr da und so blieben viele Details der Zeremonie unklar, aber ich war trotzdem restlos begeistert. Ich bin seither zwar noch kein Shivaanhänger, aber ein großer Fan von ihm. Er ist der Zerstörer unter den drei Hauptgottheiten, aber auch derjenige, der immer wieder das Neue erschafft. Mir gefallen seine Insignien (Dreizack und Muschelhorn), er hat die schönsten Haare der Welt (natürlich ewig lange Rastas, aus denen der Ganges entspringt), er hat die tollste Wohnung (Mount Kailash), ist der größte Yogi überhaupt, seine Haut ist blau und seine Anhänger sind die Saddhus, Meditierer und Yogis, die Hasch rauchen dürfen, da dies ihre Form der Anbetung ist, denn Shiva selbst ist halt auch ein alter Kiffer. Also wenn das nicht genug gute Gründe sind, dem Katholizismus den Rücken zu kehren… Am nächsten Tag besuchten wir noch Patan (so ähnlich wie der Durbar Square in Kathmandu), und das war zwar auch interessant, da an diesem Tag besondere Zeremonien stattfanden, aber nicht im Ansatz so beeindruckend wie Pashupatinat. Deswegen schreibe ich darüber auch gar nichts, sondern verlasse mit diesen sensationellen Eindrücken Nepal und bin mir so sicher, dass dies ein Land ist, in das ich auf jeden Fall wieder kommen werde.

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Montag, 27. Juni 2011

Der Albtraum hat einen Namen: Tibet (23.5.-2.6.)

Gleich mal vorneweg, ganz so schlimm war es natürlich in Wirklichkeit doch nicht, aber zum Einen verklärt man im Nachhinein Geschehnisse ja ganz gern und zum Anderen fiel mir der Name zu diesem Bericht ein, als wir bei Schneesturm in einer Art Café in Darchem saßen und ich gerade von einem nicht überdachten und komplett verkoteten Kloloch zurückkam und wir dann über die ganze Situation so lachen mussten. Und deswegen ist der Bericht über unsere missglückte Kailashumrundung eben so betitelt. Nur zur Warnung vorneweg, dieser Bericht wird sehr lang, aber jetzt von Anfang an, für alle, die weiterlesen. Glücklicherweise hatten wir die Tibettour schon vor dem Ausflug zum Annapurna organisiert, was uns einige Zeit und Energie gekostet hatte, da einfach viel zu viele Anbieter existieren und wir leider keine Leute kennen lernten, die uns hätten Tipps geben können. Und so hatten wir uns auf unser Bauchgefühl verlassen und bei Wayfarers gebucht. Allerdings lag die eigentliche Durchführung bei Tibet International, die wiederum eine Agentur in Lhasa haben, die die Aktion in Tibet organisierten, also alles höchst undurchschaubar, ineffizient und kompliziert. Da wir allerdings viel weniger Zeit für unsere Wanderung benötigt hatten als veranschlagt, hatten wir noch ein bisschen Zeit in Kathmandu und besichtigten weitere kulturelle Höhepunkte, wie den Durbar Square, ein Konglomerat an Tempeln, selbsternannten Guides und Foto-Saddhus und das wichtigste und größte tibetische Pilgerziel in Nepal, die Boudanath Stupa. Ansonsten folgten wir dem üblichen Kathmanduprogramm: essen, Kaffee trinken, shoppen. Und dann ging endlich die Tour los. Für mich ist es schon seit Ewigkeiten ein Traum den Mount Kailash zu umrunden. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das erste Mal Bilder und Dokumentationen darüber gesehen habe, aber seit damals hat mich dieser Berg nicht mehr so richtig losgelassen. Bei unserer ersten Nepalreise war diese Aktion noch völlig utopisch und außerdem war ich mir damals nicht(und bin ich mir auch heute noch nicht so richtig) sicher, ob ich in ein von China besetztes Gebiet reisen will. Aus diesem Grund stand auch der Besuch Lhasas außer Frage, da dies mittlerweile eine chinesische Großstadt ist, in der sie den Pothala Palast nur haben stehen lassen, weil man damit eine ordentliche Stange Geld verdienen kann. In der Zeitung habe ich Bilder vom 50. Jahrestag der sogenannten Befreiung Tibets gesehen, der ganze Platz vor dem Photala beflaggt und geschmückt und wie für einen KP Parteitag hergerichtet. Ich hätte echt kotzen können. Aber der Mount Kailash ist zum Glück ein Berg, den man nicht zerstören und bebauen kann und nachdem es nach dem Bau des Friendship Highways (auch wieder so ein ätzender Euphemismus) nur noch eine Frage der Zeit ist, bis der Rest Tibets auch noch komplett chinaisiert ist, hieß das Motto `jetzt oder nie`. Aus Geld- und Zeitmangel hatten wir uns für die sogenannte Budgetvariante entschieden, die trotzdem noch eine ganze Stange kostet und bei der man mit dem Jeep bis zum Mount Kailash fährt, dann den Berg umrundet (die sogenannte Kora) und dann mit dem Jeep wieder zurück fährt. Wir hatten uns für ein Paket mit Übernachtung und ohne Essen entschieden, was sich schon am ersten Abend als ein ziemlich großer Fehler herausstellte. Bis zur Grenze fuhren wir in einem nepalesischen Jeep und nachdem wir die Grenze überschritten hatten, nahm uns dann ein tibetischer Guide in Empfang. Die Grenzformalitäten sind ein riesen Witz, da man keine „verdächtigen“ Bücher einführen darf, darunter fallen auch der Tibet-Lonely Planet (Vorwort vom Dalai Lama) und alles, was sich kritisch mit Tibet auseinandersetzt oder den Dalai Lama im Titel hat. Das hat zur Folge, dass man alle Bücher vorzeigen muss, die dann auch ganz interessiert durchgeblättert werden, wie wenn die Grenzer auch nur ein Wort Deutsch verstehen würden. Alles andere wird nicht kontrolliert, da sieht man es mal wieder, das Wort ist wohl doch die stärkste Waffe. Jedenfalls war der Anfang ganz ok, der Fahrer und der Guide nett, wenn auch nicht überschwänglich. Die Fahrt zur ersten Unterkunft war nicht spektakulär, ständig muss man an Militärposten anhalten, wo überprüft wird, ob man sich auch ja rechtmäßig im Land befindet und auch einen parteikonformen Guide dabei hat, was Vorschrift ist. Interessanterweise sind das aber oft, wie auch in unserem Fall, Tibeter, wahrscheinlich weil Touristen lieber einheimische Führer haben wollen. Es wurde aber gleich klargestellt, dass Fragen zur politischen Situation nicht erlaubt sind. Alleine und ohne Führer darf man das Land nicht bereisen, weil vor einigen Jahren ein Amerikaner am Everest Basecamp eine Free Tibet Flagge gehisst hat. Unser erster Stopp war eine potthässliche kleiner Ort, in der es nur noch ganz wenig tibetische Häuser, dafür aber umso mehr Betonklötze im chinesisch-kommunistischen Style gab. Hier mussten wir auch noch einen weiteren Tag zwecks Höhenanpassung verbringen. Unsere Unterkunft war der Hammer, ein abgewracktes baufälliges Gebäude, in das es von den Wassertanks auf dem Dach reinregnete. In unserem Zimmer kam die Decke deshalb auch runter und im Gemeinschaftsklo, das gleichzeitig auch das Bad war, bestand die Wand und die Decke nur aus Schimmel. Wir waren die einzigen Gäste, aber trotzdem im kleinsten Zimmer untergebracht. Da wir aber die Unterkunft naiverweise mitgebucht hatten, konnten wir nicht viel dagegen unternehmen, versuchten aber trotzdem mit unserem Führer darüber zu sprechen, was ziemlich aussichtslos war. Denn laut unserem Guide waren alle anderen Hotels ausgebucht und außerdem war unser Budget auch auf Absteigen dieser Art beschränkt. Uns war schon klar gewesen, dass wir in Tibet trotz des hohen Preises nicht viel Luxus erwarten konnten, aber dass wir dermaßen abgezockt wurden, war schon unglaublich. Am nächsten Tag versuchte Jochen dann unseren Kontaktmann in Kathmandu zu erreichen, was aber auch nicht wirklich klappte. Unseren Höhenanpassungsausflug auf den Hausberg machten wir allein, da unser Guide im Bett lag und wurden dabei quasi um ein Haar von Hunden angefallen. Zum Glück fanden wir ein nettes Restaurant, wo wir fast den ganzen Tag und Abend mit Tee und Würfelspiel verbrachten. Der nächste Tag war landschaftlich unglaublich, genauso wie ich mir Tibet immer vorgestellt habe: einfach nur weites Land, unendlicher Himmel und am Horizont die schneebedeckten Berge des Himalaya. Da der Friendship Highway fast komplett asphaltiert ist, ist das Reisen für Touristen und auch Pilger unglaublich bequem geworden. Allerdings bleibt einem die Freude darüber leider im Hals stecken, wenn man weiß, dass die Straße von tibetischen und anderen Zwangsarbeitern gebaut wurde. Der Zweck ist wahrscheinlich die leichtere Zugänglichkeit zu diversen Bodenschätzen, die einfachere Besiedlungspolitik und Jochen vermutet auch, dass auf diesem Weg atomarer Abfall schnell und einfach auf dem tibetischen Hochplateau entsorgt werden kann. Im nächsten Ort ging das Trauerspiel weiter und unglücklicherweise ging es Carola auch so richtig schlecht, was den Klogang, der auch schon in normalem Gesundheitszustand eine Herausforderung war, so richtig problematisch machte. Nach langem Hin- und Her bekam ich wenigstens etwas Wasser um die gröbsten Hinterlassenschaften aus der Rinne zu befördern. Dieser Bericht wird sich viel um die sanitären Anlagen drehen, aber schließlich wird man damit auch relativ oft konfrontiert und mir ist es eben auch nach wie vor unerklärlich, wie Menschen komplett neben die Löcher bzw. Rinnen, die hier das Klo darstellen, machen können und wie es dazu kommen kann, dass auch die Wände komplett voll sind. Außerdem kann ich nicht glauben, dass Tibeter oder Chinesen oder wer auch immer gerne so ein Klo besuchen. Das größte Rätsel bleibt allerdings, weshalb jemand ein Klo mit schräger Rinne baut. Um jedes weitere Wasser musste ich kämpfen, eine Waschgelegenheit gab es nicht, außer im beschriebenen Klo. Aber auch dieses Mal gab es keine Möglichkeit, das Hotel zu wechseln. Wenigstens erreichten wir Leute in Kathmandu und konnten durchsetzen, dass wir die Unterkünfte ab jetzt selbst aussuchen und bezahlen durften. So war das Preis- Leistungsverhältnis wenigstens im Ansatz gegeben. Wir hatten uns schon überlegt, abzubrechen, da es Carola wirklich schlecht ging und auch meine Nacht echt übel war. Ich hatte wahnsinnige Kopfschmerzen, die aber im Laufe des Tages besser wurden. Aber weil wir wenigstens einen Blick auf den Kailash werfen wollten, entschlossen wir uns bis zum Manasarovar See zu fahren, was sich als absolut richtiger Entschluss herausstellte. Da war es nämlich wunderschön, wir waren in einem kleinen familiären Guesthouse untergebracht, die Klos waren zwar außerhalb und nicht überdacht, aber um Längen besser als in den Städten zuvor. Dazu noch die traumhafte Lage am See mit kleinem Kloster und auch schon erste Bergsichten. Allerdings ging es mir dann doch wieder so schlecht, dass ich die Klosterbesichtigung nicht mitmachen konnte. Ich musste mich morgens ganz erbärmlich im Schneetreiben vor der Hütte übergeben. Deswegen wollte ich auf gar keinen Fall in den nächsten Ort, den Ausgangspunkt für die Kora, fahren, da wir so noch mal ein bisschen höher schlafen würden und es uns außerdem bei der Familie so gut gefiel. Aber unser Guide behauptete, dass dies für die Organisation der Kora notwendig sei und wir außerdem eine bessere Unterkunft bekommen würden und die zusätzliche Höhe vernachlässigbar sei. Alle drei Dinge stellten sich als falsch heraus. Die Unterkunft war unter aller Sau, aber wir waren auch zu fertig um uns was anderes zu suchen, die Höhe machte sehr wohl einen Unterschied, die Nacht war ein einziger Alptraum in der ich keine Sekunde schlafen konnte und für die Organisation war es auch nicht wichtig, da unser Guide bis mittags im Bett lag und wahrscheinlich seinen Rausch ausschlief. Darchem, so heißt dieser trostlose Ort ist ziemlich hässlich, chinesisch beflaggt und alleine zum Zweck der Kora entstanden. Man hätte allerdings einen schönen Blick auf den Kailash, wenn denn das Wetter gut gewesen wäre, aber zu allem Überfluss begann es auch noch zu schneien. Die Nacht war für uns Mädels wie gesagt richtig scheiße, mir ging es allerdings am nächsten Morgen wieder ein wenig besser, aber Carola ging es immer noch schlecht. Und da das Wetter sich auch nicht gebessert hatte, entschlossen wir uns , die Tour abzubrechen, was keine leichte Entscheidung war, da dies für uns alle drei ein großer Traum gewesen war. Unser toller Guide wollte dann gleich ein ganzes Stück Richtung nepalischer Grenze fahren, aber wir bestanden darauf, eine weitere Nacht am See zu verbringen. Dort war es wieder richtig toll, uns ging es allen einigermaßen gut und wir spazierten am See entlang, wo wir zufälligerweise eine indische Gruppe beobachteten, die eine kleine Zeremonie veranstalteten und eine Urne in den See leerten. Das war wirklich beeindruckend, aber als der Wind die Asche in unsere Richtung trug, musste ich doch an den Big Lebowski denken und ein bisschen lachen. Jochen und ich besichtigten dann auch noch das Kloster, das zur einen Hälfte während der Kulturrevolution zerstört worden war. Wir hatten phantastisches Wetter und eine tolle Aussicht auf den See und die Berge, aber der Kailash war wohl ein bisschen beleidigt und blieb in den Wolken. Am nächsten Tag fuhren wir die ganze lange Strecke bis zur Grenze, wo wir unterwegs ein Kloster besuchten, natürlich ohne unseren Guide, der behauptet hatte, das Kloster habe geschlossen. Das war noch einmal ein weiterer Höhepunkt, denn wir konnten uns einer tibetischen Frauengruppe anschließen und in das Innere des Klosters gehen. Hier hatte ich wieder eine lustige Begegnung wegen meines Lippenpiercings, das in Nepal und Tibet ziemlich exotisch ist und das obwohl die Frauen hier riesengroße Nasenpiercings tragen, die übrigens toll aussehen. Die Stadt war, wie wohl alle Grenzstädte eher trostlos mit einigen Hotels, chinesischen Supermärkten und kleine Schaufenster, in denen chinesische Prostituierte saßen und strickten. Am nächsten Morgen gingen wir noch eine Thermoskanne und Schnickschnack einkaufen und dann waren wir endlich wieder in Nepal. Also unterm Strich: mit einer besseren Organisation und einem besseren Guide wäre die Fahrt bestimmt erfolgreicher verlaufen, denn die Landschaft ist einfach der Hammer, die Kloster, sofern noch vorhanden, sind wunderschön und die Umrundung hätten wir mit einer besseren Anpassung bestimmt geschafft. Für unseren nächsten Versuch, den wir bestimmt irgendwann noch einmal starten werden, wissen wir ja jetzt, was zu beachten ist.

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Donnerstag, 16. Juni 2011

Im Treppenhaus zum Annapurna Basecamp (9.5.-22.5.)

Pünktlich um Jochens Geburtstag mitzufeiern und um einige Leckereien beisteuern zu können, kam Carola, Jochens Schwester, zu uns nach Kathmandu. Aber natürlich kam sie nicht nur zum Feiern, sondern auch zum Wandern, Wallfahren und Extremshoppen, aber dazu später. Erst einmal gabs lecker Brezeln und von Jochens Mama selbst gebackenen Geburtstagskuchen, alles mit entsprechender Deko und sogar einer Kerze, die etwas schief, aber wunderbar Happy Birthday tuten konnte. Damit Jochens neues Lebensjahr gleich einen optimalen Start nahm, gingen wir zum Swayambunath Tempel, der nicht aus Spaß auch Affentempel genannt wird und drehten so viele Gebetsmühlen wie möglich. Abends feierten wir in der Pizzeria Fire and Ice und weil Carola an die tutende Geburtstagskerze gedacht hatte, bekam Jochen von dem sehr aufmerksamen Kellner (schwul?!) einen Brownie mit Eis, der sehr lecker schmeckte. Der Mojito dagegen gar nicht und auch auf Nachfrage konnte uns der Kellner nur wenig überzeugend erklären, warum er eine dunkle Farbe hatte (nepalische Minze färbt sich schwarz beim mit Alkohol übergießen?!?!) Mensch, freu ich mich auf einen leckeren farblich adäquaten Mojito bei Theo! Bevor wir in Richtung Pokhara aufbrachen, gingen Carola und ich unserer Haupt- und Lieblingsbeschäftigung nach: Shoppen in Thamel. Es herrscht ein solches Riesen- oder besser gesagt Überangebot, dass man gar nicht weiß, wo und vor allem was man kaufen soll und auch die hilfsbereiten Ladeninhaber machen es einem nicht leichter (‚Hello Madam, have a look, good price, more colour inside…‘)Da die Nepalis aber lustige Leutchen sind, macht das Handeln und Feilschen eigentlich Spaß, man muss einfach auch immer lachen und fröhlich bleiben und am Ende einen wahrscheinlich doch zu hohen Preis zahlen (‚you happy, me happy!‘). Am Ende unserer Reise kannten uns schon einige Verkäufer, was uns schon ein bisschen peinlich war und ich durfte in einem Shop mit Jochen ein Verkaufsgespräch machen. Allerdings war ich nicht erfolgreich. Wenn einem alles zu viel wird, kann man sich immer auf ein Getränk in irgendein Café, z.B. das Pumuckl, flüchten und entspannen. Thamel hat zwar mit dem eigentlichen Nepal nichts zu tun, aber Spaß machen tut so was ja trotzdem und außerdem hatten wir ja noch Großes vor. Ursprünglich wollt ich eigentlich die Annapurnaumrundung machen, da ich davon schon so viel gehört und Bilder gesehen hatte. Außerdem wäre das eine gute Vorbereitung und Akklimatisierung für Tibet gewesen, das danach geplant war. Das war allerdings auch der Knackpunkt, denn obwohl Carola sich fünf Wochen Zeit genommen hatte, lief selbige uns davon. Da merkt man erst wieder, was für ein wahnsinniges Glück wir haben, dass wir ein ganzes Jahr praktisch ohne Zeitdruck reisen können. Jedenfalls hätte der Circuit wahrscheinlich zu lange gedauert und Carola war sich auch nicht ganz sicher, ob sie eine so lange Wanderung machen wollte. Aber der Annapurna Base Camp Treck war eine mindestens genau so gute und kürzere Alternative und das war also unser Plan. Bevor es losging kauften Carola und ich uns bei einem alten, hutzeligen Tibeter ein Bändchen für Glück und gutes Wetter, dann nahmen wir unsere Stöcke in die Hand und stiegen die ersten Treppen hoch. Weil wir so spät losgekommen waren, endete der erste Wandertag auch schon nach zwei Stündchen in einer netten Lodge, von der aus wir schon erste Blicke auf den Himalaya werfen konnten. Und wie es angefangen hatte ging es auch weiter, immer treppauf treppab in Richtung Annapurna Base Camp, was ganz schön anstrengend war. Ein Glück, dass wir die Stöcke hatten, die entlasten die Knie doch um einiges, wobei es sich schon am ersten Tag rächte, dass wir die Billigversion genommen hatten, denn Carolas Stock verbog sich schon bei der ersten Belastung, konnte aber von Jochen zum Glück wieder gerichtet werden. Wir kamen zwar in einige heftige Regenschauer, warum ist mir unbegreiflich, da wir ja das Glücksband dabei hatten. Aber vielleicht konnten wir deswegen trotzdem schon von Anfang an den Machapuchare (Fishtail) und den Annapurna South immer mal wieder sehen. Ein kulinarischer Highlight war auf jeden Fall das Dal Bhat, das hier mit einer Besonderheit aufwartet. Neben den üblichen Zutaten (Reis, Linsensuppe, Kartoffel/grünes Gemüsecurry und Pickles) gab es statt dem normalen Spinat, der gar kein Spinat ist, sondern irgendein grünes mangoldartiges Gewächs, Farn aus dem Wald zu essen. Das schmeckt wirklich richtig gut, irgendwie spargelartig! Wir kamen trotz kleinerer Knieprobleme bei Jochen und Carola, schwierigen Flussdurchquerungen und Brückenüberschreitungen gut voran und erreichten vor dem großen Regen (Glücksbändchen!) das Machapuchare Base Camp, wo es zum ersten Mal so richtig kalt war. Wir zogen alles an, was wir dabei hatten und tranken Unmengen von Lemon -Ginger-Tee im Aufenthaltsraum. Dort war auch eine lustige Pilgergruppe aus Kalkutta (City of Love) und ein französisches Pärchen zugegen, das den Plan hatte, am nächsten Tag vor Sonnenaufgang zum Annapurna Base Camp zu gehen und dann am gleichen Tag wieder abzusteigen. Nach langem Hin- und Her schlossen wir uns an und gingen ins Bett um morgens auch pünktlich rauszukommen. Das war gar nicht so einfach, denn an Schlaf war nicht zu denken, da die indische Pilgergruppe im Zimmer neben an war. Nachdem Jochen sie aber kurz besucht hatte, war einigermaßen Ruhe im Karton. Trotzdem kamen wir nicht ganz so früh los und sahen den Sonnenaufgang quasi so nebenher beim Aufstieg. Leider war ich höhenbeding (4100 Meter) nicht ganz so fit, aber das Panorama war dann doch ziemlich überwältigend und ich konnte mich noch dazu motivieren, die Gegend ein wenig zu erkunden. Jochens Bergsteigerheld Anatoli Boukreev hat zwar das Everestdesaster überlebt, wurde dann aber tragischerweise hier am Annapurna von einer Lawine in den Tod gerissen. Ein großer Chorten in der Nähe erinnert an ihn und die vielen anderen, die hier schon gestorben sind, denn der Annapurna ist zwar nicht so hoch wie der Everest (knapp über 8000 Meter), aber viel schwerer zu besteigen, wegen Lawinen eben. Das kann man sich gar nicht vorstellen, wenn man bei einem Tee mit Blick auf die Wand in der Sonne sitzt. Mit einem guten Fernglas könnte man bestimmt die Bergsteiger sogar sehen. Der Rückweg war weniger anstrengend und wir kamen gut voran, wobei Carola blöderweise Probleme mit ihren Schuhen hatte und wir nach einer Weile zwei Reinhold Messner artige Zehen zu Bestaunen hatte (Fotos auf Anfrage). Ein Glück, dass der Weg nicht so weit war und es zwischendurch Pizza und Schokoladenkuchen gab. Als wir am Endpunkt der Tour ankamen, war der ganze Busbahnhof (also kleine Buden, in denen man Essen und Trinken kaufen kann mit Bänken davor)voller wartender Menschen, denn es war mal wieder ein Streik ausgerufen worden, der bis in die Abendstunden anhielt. Ich konnte die gesamte politische Situation nicht ganz überblicken, aber wenn ich die Leute, mit denen ich mich unterhalten habe, richtig verstanden habe, dann ist niemand mit der Maoistischen Regierung zufrieden, da alle Dreck am Stecken haben, ihre Waffen nicht abgeben wollen und es nicht schaffen, eine Verfassung hinzubekommen. Und so ruft ständig irgendeine Volksgruppe zum Streik auf, den auch alle einhalten müssen, auch wenn sie nicht wollen, da sie sonst mit Strafen zu rechnen haben. Einem Taxifahrer haben sie zum Beispiel das Auto zerstört und ihn selbst zusammengeschlagen. Touristen sind davon natürlich nicht wirklich betroffen, schließlich ist Tourismusjahr in Nepal, was alle Nepalis als Witz ansehen und so konnten wir mit einem Taxi nach Pokhara zurückfahren. Das war schon ein bisschen sonderbar, weil wir einige Straßensperren und Menschenaufläufe passieren mussten. Auf der anderen Seite war es aber auch schön, denn die Straßen waren alle autofrei und die Leute flanierten auf und ab und die Kinder spielten Fußball. Wir blieben dann noch ein paar Tage in Pokhara um uns ein bisschen auszuruhen, lecker zu essen und festzustellen, dass die Einkaufsmöglichkeiten in der Hauptstadt doch besser sind als hier auf dem Land.

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Mittwoch, 8. Juni 2011

Back in Kathmandu und Kultur pur in Bhaktapur (29.4.-7.5.)

Kathmandu ist die einzige Station auf unserer Reise, die wir schon einmal besucht haben. Deswegen war ich auch ganz gespannt, ob und wie sich die Stadt verändert hat. Der Start war schon mal vielversprechend und nicht unerwartet: wir kamen mitten in der Nacht an, das Taxi brach irgendwo im Touriviertel zusammen und wir wurden von einem uns unbekannten Nepali mitgenommen, der uns natürlich nicht zum vorbestellten Hotel brachte, das nämlich belegt war, sondern uns in seine eigene Abbruchbude verpflanzen wollte, das neben an sein Dasein fristete. Welcome back! Wir waren selbstverständlich skeptisch und erzwangen, dass wir unser eigentliches Hotel zu sehen bekamen, das tatsächlich neben der Bude lag und wider Erwarten belegt war. Warum, das konnten wir nicht herausfinden. Jedenfalls stellte sich das reguläre Hotel ebenfalls als recht teure Bruchbude heraus und so zogen wir am nächsten Tag aus und suchten uns was Netteres. Und so ist unsere Homebase hier das International Guesthouse nicht ganz im Herzen Thamels. Die auffälligste aber eigentlich auch logischste Veränderung ist: alles hat sich verteuert, aber dafür ist auch die Qualität, jedenfalls was das Essen angeh, sehr gestiegen. Alles andere ist genau gleich geblieben, es gibt die gleichen Restaurants und Cafés und sogar der Messer- und Schmuckstand, der mir immer als Orientierungshilfe diente, ist noch an derselben Stelle. Es gibt immer noch keinen MacDonalds oder Burger King und die Straßen sind noch genau so voller Mopeds und Tigerbalm- und Geigenverkäufer. Wir gingen auch gleich in unsere Stammpizzeria und tatsächlich schmeckt die Pizza immer noch so lecker wie damals und das Pumpernickel ist immer noch das netteste Café in der Stadt. Kathmandu kann einem schnell auf die Nerven gehen und ich war ganz erstaunt, dass ich so relaxed war und den ganzen Trubel und das Chaos eher amüsiert beobachtete und das obwohl wir uns dieses Mal wirklich lange und oft in Kathmandu aufhielten. Da wir nicht wirklich genug Zeit für eine längere Wanderung hatten bis Jochens Schwester Carola zu uns stoßen sollte, entschieden wir uns, mal ein bisschen auf Kultur zu machen und nach Bhaktapur zu gehen und eventuell auch noch eine kleine Wanderung zu machen, um unsere neuen Wanderstöcke auszuprobieren. Nach langem Hin- und Her haben wir es nämlich endlich geschafft, uns einzugestehen, dass wir nicht mehr ganz so jung sind und wir dem vielleicht doch Rechnung tragen sollten und haben uns also diese Wanderstöcke zugelegt. Demnächst fange ich auch noch mit Nordic Walking an…Die Fahrt nach Bhaktapur dauert nur eine Stunde durch das Kathmandu Tal, eine komplett andere Welt als die Stadt, keine Touristen, alles sehr ländlich und grün. Bhaktapur ist die am besten erhaltene mittelalterliche Stadt in Nepal und könnte wie ein Freilichtmuseum wirken, wenn nicht überall das ganz normale Leben stattfinden würde. Tempelvorplätze werden zum Haare schneiden oder Karten spielen genutzt, es wird zwischen den Tempeln Cricket gespielt, Kinder gebadet und und und. Man kann dort so viel sehen, so dass wir gleich drei Tage blieben und immer wenn es nicht regnete, durch die Gassen der Stadt stromerten. Aber nach drei Tagen war es dann doch genug und es zog uns in die Berge. Auf dem Busdach fuhren wir nach Nagarkot, von wo aus man einen grandiosen Blick auf den Himalaya haben und sogar den Everest sehen kann, wenn es denn klar ist, was in der Regenzeit, die jetzt in Nepal anfängt, nicht so ist. Wir hatten aber trotzdem ein bisschen Glück und erhaschten einige Blicke auf die Himalaya Range und auf Wolkenmeere. Unsere Unterkunft war ganz nett und irgendwie konnten wir uns nicht zum Wandern aufraffen und so fuhren wir einfach wieder mit dem Bus nach Kathmandu zurück ohne unsere Stöcke auch nur ausgepackt zu haben.


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Danke
Für die Teilhabe an der Reise! Ein toller Beitrag -...
i-favoriten - 18. Aug, 05:58
Wilkommen zu Hause!!! Wunderschöne...
Wilkommen zu Hause!!! Wunderschöne Worte - behalte...
vespalocke - 26. Aug, 17:42
Versuch eines Fazits
Jetzt sind wir mittlerweile schon wieder seit über...
rastasafari - 25. Aug, 23:19
es ist wirklich interessant...
es ist wirklich interessant zu lesen, dass nusa lempongan...
vespalocke - 23. Aug, 00:38
Bali ich komm: Nusa Lembogan...
Da unser Rückflug gebucht war, machte sich bei mir...
rastasafari - 17. Aug, 18:58

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