5 Neuseeland

Dienstag, 8. März 2011

Der erste große Tramp: Abel Tasman Nationalpark II (13.1.-21.1.)

Obwohl ich nach dem Kampf gegen die Wellen froh war, wieder auf festem Boden zu sein, vermisste ich unser Bootchen beim Losmarschieren dann doch ein bisschen. Aber so ein Great Walk hat zum Beispiel den Vorteil, dass es leckere Pizza auf dem Weg zu kaufen gibt und so waren wir doch auch zu Fuß bester Dinge. Der Weg ist nun wirklich wunderschön, nach kurzen Strecken durch den Busch kommt man immer wieder an eine Bucht, in der man baden könnte, wenn das Wetter schön wäre, dem war in unserem Fall leider nicht so . Aber bei Sturm sieht die Küste noch spektakulärer aus und die Tage waren wir ja einige Male schwimmen. Wir mussten sogar den Gezeitenkalender studieren, denn manche Stellen kann man nur passieren, wenn Ebbe ist- sehr abwechslungsreich die ganze Geschichte. Allerdings zog sich der Weg dann doch sehr und wir kamen brotfertig am Zeltplatz an, wo wir pünktlich zum Regen mit Essen fertig waren. Leider war das Wetter am nächsten Morgen noch schlechter und auch das Ausharren im Zelt brachte nichts, irgendwann bauten wir im strömenden Regen das Zelt ab und marschierten los. Unser Plan sah vor, den restlichen Küstenweg und dann im Inland mit zwei Hüttenübernachtungen zurück zu unserem Ausgangspunkt zu laufen. Allerdings war der Regen so stark, dass wir bei der nächsten Hütte stoppten und dort von Maor, der ebenfalls dort Asyl gesucht hatte, zum Bleiben überredet wurden. Die Hütte war so gemütlich, es brannte ein Feuer im Kamin und die beiden anderen Leute, Peter aus Australien und Yasmin aus Buenos Aires waren super nett, so fiel es uns nicht schwer, unseren Plan zu ändern und zu bleiben. Wir hängten unsere klatschnassen Sachen auf und verbrachten den Nachmittag mit essen und reden. Maor ist eine Besonderheit, denn er ist ein allein reisender Israeli, der in Neuseeland das Käsereihandwerk erlernen will. Eine sehr gute Idee, wie ich finde, denn obwohl sie hier abertausende Kühe haben, sind die Kiwis nicht in der Lage, guten Käse zu machen. Hauptsächlich gibt es Cheddar in jeglichen Variationen und Gouda und Edamer. Peter ist ein katholischer Priester um die 60 aus Auckland, der „Schwerter zu Pflugscharen Aktivist“ ist und schon mal angeklagt war, weil er in eine amerikanische Militärbasis eingebrochen ist und einen Sender zerstört hat. Er wurde dann auch tatsächlich freigesprochen, da er die Richter von seiner Überzeugung überzeugen konnte, Menschenleben gerettet zu haben. Der Zivilprozess läuft noch. Yasmin studiert Literatur und findet „Tausend Jahre Einsamkeit“ genau so langweilig wie ich und arbeitet nebenher in den Slums von Buenos Aires. Es gab also einiges zu erzählen. Leider wurde die Hütte gegen Abend dann doch noch voll, so dass Jochen und ich uns ein Bett teilten. Leider trennten sich unsere Wege schon wieder am nächsten Tag, nur Maor lief noch ein Stück mit uns den Inland Treck und wir verabredeten uns Mitte April in Katmandu. Die Inlandroute ist im Gegensatz zum Coastal Walk quasi menschenleer , da er hauptsächlich durch Wald führt und ziemlich anstrengend ist (immer rauf und runter, kein richtiger Weg und hauptsächlich über glitschige Wurzeln). Wir freuten uns schon auf leere Hütten aber hier in Neuseeland ist immer irgendwer irgendwo und so teilten wir die Hütte mit zwei Jungs aus Freudenstadt, ehemaligen Schülern von Casi. Die Welt ist manchmal so winzig. Mit den beiden war es dann auch ganz nett, aber nicht so wie in der Hütte und so verbrachten wir unsere gemeinsamen Abende hauptsächlich mit Würfel- und Kartenspiel, was ja auch mal angenehm ist. Der Inlandtreck war dann auch wie in der Beschreibung charakterisiert recht anstrengend und nach acht Tagen unterwegs unter der heißen Dusche auf dem Campingplatz merkte ich mal wieder, in was für einem Luxus wir zu Hause eigentlich leben.

Bilder bei Flickr

IMG_3927

Der erste große Tramp: Abel Tasman Nationalpark I (13.1.-21.1.)

Unsere erste große Wanderung war gleichzeitig auch ein sogenannter Great Walk, was bedeutet, dass er sehr schön, gut ausgebaut, extrem beliebt und deswegen auch sehr überlaufen ist. Nichts desto trotz wollten wir unbedingt diese Tour machen, vor allem weil man hier auch einen Teil der Strecke mit dem Kajak zurück legen kann. Weil diese Wanderung so beliebt ist, muss man sogar seinen Zeltplatz vorbestellen, alles natürlich online. Der bekiffte Typ vom Kajakverleih versicherte uns, dass man heaps, also Unmengen in das Boot packen kann, was leider nicht der Wahrheit entsprach. Und so standen wir am nächsten Tag etwas hilflos mit Bergen von Essen, Schnorchelausrüstung, Büchern, Klamotten und sonstigen Dingen vor einem viel zu kleinen Kajak und schafften es erst nach zweimaligem Aus- und wieder Einpacken alles zu verstauen. Nach einer sehr kurzen Einführung wurden wir für die nächsten drei Tage alleine in die Tasmansee entlassen. Aber mit Jochen hatte ich einen kundigen Steuermann hinter mir, das Wetter war gut und die See ruhig. Trotzdem merkte ich relativ schnell, dass man beim Paddeln Muskeln benötigt, von denen ich nicht mal wusste, dass ich sie überhaupt besitze. Deshalb rasteten wir auch relativ bald, auch weil ich dringend aufs Klo musste, welches sich in Ermangelung anderer Optionen im Meer befand, das affenkalt war. Zur Orientierung hatten wir eine Karte bekommen, die so genau war, dass wir an der Bucht mit unserem vorbestellen Campingplatz gleich mal vorbei paddelten und dies erst eine Bucht weiter an Land bemerkten. Am richtigen Ort angekommen, hatten wir das Problem, dass wir unser heillos überladenes Boot nicht an den Kajakaufbewahrungsort schleppen konnten. Wir mussten erst alles ausladen, was angesichts der Essensmengen fast ein bisschen peinlich war, aber die Passanten wussten ja nicht, dass wir acht Tage unterwegs sein würden. Der Platz war mega voll und entsprechend schwierig gestaltete sich das Einschlafen, da sich die Jungs neben uns erst mal zwei Stunden lang anschrien, was in Israel Unterhaltung genannt wird um danach wahnsinnig laut zu schnarchen. Als Entschädigung konnte ich dafür einen sensationellen Sternenhimmel bewundern. Am nächsten Morgen wurde ich um 6.3o Uhr von der amerikanischen Girlywandertruppe geweckt, die warum auch immer nicht wie normale Jugendliche mit Restalkohol im Zelt lagen, sondern statt dessen fröhlich und lautstark ihre Zelte zusammen packten. Die Paddeloption war wirklich eine super Idee, denn auf dem Wasser war nicht viel los und unser zweiter Zeltplatz auch nur von dort aus erreichbar. Da es am zweiten Tag schon richtig gut lief, was sowohl das Paddeln als auch das Boot beladen betraf, hatten wir noch viel Zeit um am Strand zu liegen und trotz Eiseskälte auch zu schnorcheln. Leider wurde ich von fiesen Quallen angegriffen, so dass ich fluchtartig das Wasser verließ und auch nicht mehr rein ging. Ich bin voll erschrocken, weil ich die Quallen gar nicht gesehen hatte und es auf einmal an der Hand und am Arm saumäßig weh tat. Als die Flut kam paddelten wir in eine andere Bucht, wo wir in eine Art Lagune fahren konnten, wo das Meer und ein Fluss bei Flut aufeinander treffen. Wir waren ganz alleine und es war so still und friedlich, eine wunderschöne Stimmung. Weil wir so lange gewartet hatten, konnten wir dann ganz elegant bis an den Zeltplatz paddeln und mussten unser Zeug kaum schleppen. Am nächsten Tag, der leider auch unser letzer mit Kajak war, machte uns dann der Wind einen Strich durch die Rechnung. Vom Strand aus sah das Meer super ruhig aus, aber im Wasser selbst, kamen wir kaum vorwärts und nach ein paar Sekunden war ich schon klitschnass von den Wellen. Eigentlich wollten wir noch um eine Insel paddeln auf der es Seehunde gegeben hätte, aber ich war heilfroh, dass wir unser Boot in die nächste Bucht brachten, wo es dann abgeholt wurde. Ich hatte zwischenzeitig richtig Angst, dass wir es nicht schaffen würden, weil ich das Gefühl hatte, dass wir uns nur auf der Stelle bewegten. Aber mit meinem Zähltrick, den ich auch beim Wandern anwende, wenn ich nicht mehr kann, schaffte ich es dann doch. Ab jetzt hieß es also wieder Wanden, aber erst mal nur ein kleines Stück zurück zu unserem Campingplatz. Dort saßen wir abends mit zwei älteren neuseeländischen Lehren zusammen, die schon in einigen asiatischen Ländern unterrichtet hatten, was sehr interessant war. Auf dem Weg zum Klo entdeckte Jochen auf einem Baum das erste Opossum, ein eingeschlepptes Tier, das die Kiwis hassen und auszurotten versuchen, weil es die einheimischen Vögel auffrisst. Ich finde, es sieht trotzdem sehr süß aus und kann ja auch nichts dafür, dass es irgendein depperter Mensch hier her gebracht hat. Mit dieser Meinung habe ich bei den Einheimischen hier einen schweren Stand.

Bilder bei Flickr

IMG_0938

Petri Heil im Queen Charlotte Sound (9.1.-12.1.)

Mir war nach der Fahrt immer noch so schlecht, dass mir nicht mal mein Strawberry-Creamcheese-Muffin geschmeckt hat- und das will was heißen. Also Muffins backen, das können die Neuseeländer, warum sie allerdings so große Probleme mit Brot haben, ist mir ein Rätsel. Egal was sie machen, die Konsistenz ist immer toastbrotartig. Ansonsten sind die Supermärkte riesengroß, was sowohl die Auswahl, also auch die Verpackungsgrößen und auch die Grundfläche betrifft. Das ist nach Südamerika ein kleiner Schock, wo es ja nur diese kleinen Minibuden gab. Jochen gefällt es ausgesprochen gut, aber ich steh immer ein bisschen verzweifelt vor den 20 Sorten Müsli, bin total überfordert und kann mich nicht entscheiden. Beim Einkaufen zeigt sich der Nationalstolz der Kiwis auch sehr deutlich. Ein Laden, bezeichnenderweise mit dem Namen New World, macht Werbung damit, dass er zu 100% Neuseeländern gehört und auch der ganze Profit im Lande bleibt. Auf allen Produkten steht „proud to be made in New Zealand“ und immer eine Geschichte des Produzenten, z.B. die Geschichte von Charlie, der Säfte macht und jede Orange eigenhändig begutachtet, die schlechten aussortiert und in seiner kleinen Presse hinterm Haus für uns „honestly“ die Früchte ausquetscht. Ich bin froh, dass bei uns zu Hause nicht auf dem Brot steht, dass es stolz ist, aus Deutschland zu stammen. Unsere neue neuseeländische Thermoskanne ist aber trotzdem nicht dicht und ich bin mir sicher, dass sie aus China stammt. Jedenfalls hatten wir den Van mit Lebensmitteln vollgestopft und auf einem winzig kleinen DOC Campingplatz im Queen Charlotte Sound Station gemacht. Außer uns waren dort nur noch Toni und Nicki aus der Nähe von Christchurch mit ihrem Hund Edward. Die Sonne schien, wir konnten baden und Jochen fing endlich seinen ersten Fisch. Dies passierte in der ersten Minute der drei Tage, die wir dort verbrachten und es folgte leider kein weiterer. Der Fisch schmeckte aber auf jeden Fall sensationell und sah auch richtig gut aus- am Haken und gegrillt. Jochen war überglücklich und sehr stolz- zu recht. Hier machten wir auch unsere erste Bekanntschaft mit den Wekas, lustige und sehr neugierige Vögel, die nicht fliegen können und alles fressen und klauen, was sie in den Schnabel bekommen. In unserem Fall tranken sie Spülwasser, fraßen die Asche aus dem Grill, plünderten die Mülltüte und stahlen einen Schwamm. Am lustigsten sehen sie aus, wenn sie wegrennen, aber leider sind sie sehr schnell, so dass man auf dem Bild nur noch das Hinterteil sehen kann. Ich liebe diese Tiere und könnte mich über sie schlapp lachen. Eine Spezialität hier auf dem Nordzipfel der Inseln sind Grünlippenmuscheln, die man einfach im Meer von den Steinen wegschneiden darf. Toni brachte von einer Kajaktour eine ganze Ladung mit und so hatten wir statt Fisch eben Muscheln. Sie sind viel größer als Miesmuscheln und sehen deshalb auch ein bisschen fieser aus, schmecken aber ähnlich gut.

Bilder auf Flickr

IMG_3863

Dienstag, 22. Februar 2011

Earthquake in Christchurch

Um diejenigen, die sich Sorgen machen zu beruhigen: wir sind zwar auf der Suedinsel, aber nicht in Christchurch und deshalb gesund und munter. Allerdings haben wir das Beben ganz leicht in unserem Bus gespuert. Ganz schoen unheimlich und schrecklich. Wir gehen jetzt erst mal fuer ein paar Tage wandern. Liebe Gruesse Beate und Jochen

Sonntag, 20. Februar 2011

An der Ostküste entlang in Richtung Wellington (1.1.2011- 9.1.2011)

Unglücklicherweise kommt hier in Neuseeland zum Jahreswechsel dazu, dass nicht nur ganz Deutschland seinen Urlaub hier verbringt, sondern auch noch alle Kiwis, denn die haben jetzt Sommerferien und verbringen diese - wohl auch ein wenig notgedrungen - gerne im eigenen Land. Dementsprechend voll waren alle Campingplätze, die wir in Richtung Coromandelhalbinsel ansteuerten. Nach einer kleinen Irrfahrt kehrten wir zu einer Parkbucht am Meer mit Picknicktischen und Toilettenhaus zurück, die wir schon Stunden zuvor passiert hatten. Es war zum Glück schon recht spät, so dass wir gar nicht mehr so lange auf unseren ersten Jahreswechsel auf der Südhalbkugel warten mussten. Das war auch gut so, denn wir waren hundemüde. Netterweise hatte Racing Ray Jacky O mit Sekt und Plastiksektgläsern ausgestattet, so dass wir um 12 stilvoll anstoßen konnten. Jochen hatte sogar noch ein Geburtstagsbaguette gebacken und ich bekam auch noch ein Geschenk, eine Made in India Hose von dem teuren Markt in Santiago de Chile. Sehr süß, oder? Das Brillantfeuerwerk hielt sich in Grenzen, ich zählte ganze drei Raketen! Am nächsten Morgen überraschte mich Jochen mit einem Sekt-Pancake-Frühstück, was von vorbeilaufenden Anwohnern lautstark bewundert wurde. Fast das schönste Geschenk war aber, dass mir die Anke um 0.30 deutsche Zeit gratulierte und Ernesto auf der Mailbox war. Vielen Dank noch mal, ich hab mich sehr gefreut! Ganz oben auf Jochens Agende stand der Kauf einer Angel, da er ja seit unserem Norwegenurlaub diese Sportart für sich entdeckt hat. In Opotiki, einer typisch neuseeländischen Ortschaft, von denen wir noch hunderttausende sehen würden, wurde er fündig. Das obligatorische Angel- und Jagdgeschäft teilt sich die eine Seite der Hauptstraße mit dem Tante Emma Laden, dem Fish&Chips Shop und der Wäscherei. Auf der anderen Seite gibt es eine Touristinfo, die Bücherei und manchmal ein Buchladen (Reihenfolge nicht vorgegeben, Angebot ist erweiterbar). Außerdem erstand er- Optimist wie er ist- eine Lizenz fürs Forellenangeln, was sehr löblich ist, denn ich glaube, dass hier kein Mensch diese Lizenzen kontrolliert. In Neuseeland kann man komischerweise keine Forellen kaufen oder sie in einem Restaurant bestellen, man muss sie eigenhändig aus dem Wasser ziehen und ihnen das Leben nehmen. Für alle anderen Fischarten gilt es genau umgekehrt. Um zu unserem anvisierten Campingplatz zu gelangen, musste man erst einige Kilometer auf einer Holperstraße zurücklegen und drei Bäche durchqueren. Die Campingsituation ist hier super, denn neben den teuren und meist auch eher hässlich gelegenen und unschönen Holiday Parks, die jedoch den Vorteil haben, dass es Duschen, Wasserklos und Strom gibt, existieren hier noch sogenannte DOC (Department of Conservation) Campingplätze, die eher basic sind (Plumpsklo, das bei großem Andrang sehr schnell sehr eklig wird, Wasser, aber nicht immer trinkbar und manchmal ein kleiner Unterstand), wenig kosten und fast immer richtig schön liegen. Die Bezahlung funktioniert so, dass man das Geld in eine Art Briefkasten steckt und anscheinend kommt manchmal ein DOC Mensch vorbei, aber ich hab erst einen gesehen. Diese Vertrauensprinzip scheint also zu funktionieren; auch wir bezahlen immer brav und ordentlich. Aber selbst dieser abgelegene Platz war bevölkert, zum Beispiel von einer Gruppe jugendlicher Kiwis aus dem nächstgelegenen Ort, die es sich mit Elektromucke unter ihrem Partypavillon gemütlich gemacht hatten und den ganzen Tag aßen und Bier tranken. Gleich am ersten Abend bekamen wir dann auch einen Antrittsbesuch: ein sehr betrunkener Kiwi kam mit einem kleinen Willkommensgeschenk in Form eines - Überraschung - Bieres zu uns in den Bus und versuchte sich mit uns zu unterhalten. Nach einer eher kurzen Konversation verschwand er abrupt und ohne Abschied, was ihm am nächsten Tag offensichtlich etwas peinlich war, denn er blieb die restliche gemeinsame Zeit die wir dort verbrachten eher reserviert. Jochen hatte von dem Angelverkäufer Tipps für gute Fischgründe bekommen und so fuhren wir durch die Waioeka Gorge an die Ostküste, was laut Reiseführer eine der landschaftlich reizvollsten Strecken Neuseelands sein soll, was sie auch ist. Wir stoppten an verschiedenen Anglerzustiegen, an denen Jochen leider erfolglos sein Glück versuchte, badeten in einem eiskalten Nebenflüsschen, trafen einen Kiwi, der nur mit Hilfe seiner Hunde und einem Messer auf Opposum- und Schweinejagd geht, und verbrachten den Abend mit einem älteren neuseeländischen Pärchen, das Aale fangen wollte und uns gleich in ihr Haus einlud und das Hausschlüsselversteck preisgab, im Falle, dass sie bei unserem Besuch nicht da sein sollten. Unglaublich, oder? Unser nächstes Ziel war Mahia Beach, was uns die beiden Kiwis ans Herz gelegt hatten. Bevor wir Wellington erreichten, machten wir noch in Napier halt, das weltberühmt für seine Art Deco Architektur ist, was wir ohne Frage besichtigen wollten. Die Fotos sprechen für sich- eine Meisterleistung der Baukunst. Neben dieser Attraktion besitzt Napier auch noch das tollste Aquarium Neuseelands, was bedeutet, dass alle anderen im Land auf gar keinen Fall einen Besuch wert sind, aber immerhin gab es einen Haitunnel und ein Kiwihaus. Ich bin ein sehr großer Fan dieser possierlichen Tierchen und froh, dass ich wenigstens eines in Gefangenschaft gesehen habe. Trotz unglaublich vieler Kiwihinweisschilder, habe ich bis heute noch keinen gesehen und glaube auch nicht, dass das noch passieren wird, denn in jeder DOC-Info, die es in jeder Milchkanne gibt, steht ein ausgestopftes Exemplar. In Wellington war Kultur in Form des Museum of New Zealand (Te Papa) angesagt. Allerdings kam ich schon vor dem Besuch mit einer mir bis dahin fremden Eigenschaft der Neuseeländer in Kontakt. Beim Freihalten einer Parkbucht (allerhöchsten ein paar Sekunden) konnte ich entdecken, dass die Kiwis doch nicht alle nett und entspannt sind. Ein sehr echauffierter Mann, der ebenfalls dort parken wollte herrschte mich an, was mir einfallen würde, als Ausländer in sein Land zu kommen und ihm, einem Einheimischen, den Parkplatz wegzunehmen. Ich war ziemlich perplex, versuchte erst, ihm die Sachlage zu erklären, aber da er immer lauter wurde, überließ ich ihm den Platz. Komischerweise wollte er ihn dann aber doch nicht mehr, ich glaube, seiner Frau waren seine ausländerfeindlichen Tiraden wohl ein bisschen peinlich gewesen. Und dabei war er nicht mal ein Maori, sonder sah eher wie ein zugewanderter Käskopp aus, was ich ihm aber leider gar nicht gesagt habe. Ich brauchte erst mal eine ganze Weile um mich von diesem Schock zu erholen. Das Museum war riesengroß und erschlug uns fast mit all den Informationen, vor allem weil wir dieses Mal auf meinen geliebten Audioguide verzichtet hatten. Deshalb mussten wir einen kleinen Stadtbummel und Fish&Chips Stop einlegen. Die schmecken hier genauso wie in England, viel Fett und viel Panade. Zu meiner riesengroßen Freude entdeckte ich ein Plakat, das ein Konzert der John Spencer Blues Explosion hier in Wellington ankündigte, das zu meinem Schrecken aber an diesem Tag- unserem Abreisetag- stattfinden würde. Wir hatten leider schon unser Fährticket und so hat die Blues Explosion ohne uns stattgefunden- what a shame. In Südamerika hatte ich immer bei jeder Gelegenheit in den Sternenhimmel gestarrt um das Kreuz des Südens zu finden. Da ich jedoch immer mehrere in Frage kommende Sternbilder gefunden hatte, nahmen wir die Gelegenheit wahr und besichtigten das Planetarium. Obwohl eigentlich ausverkauft, ergatterten wir noch einen Platz in der ersten Reihe und ließen uns mit etwas Genickstarre den südlichen Sternenhimmel erklären. Seither finde ich auf Anhieb das Kreuz des Südens und ein Sternbild, das sie hier Kochtopf nennen, das aber eigentlich der Orion ist, nur halt auf dem Kopf, alles andere habe ich leider schon wieder vergessen. Vielleicht lag es daran, dass ich die Fährüberfahrt über meine Kotztüte gebeugt verbrachte. Da sich Seekrankheit genauso anfühlt wie der Morgen nach einer durchzechten Nacht glaube ich, dass eventuell auch dabei Hirnregionen in Mitleidenschaft gezogen werden. Jedenfalls kam ich, auch wenn ich dann doch nicht spucken musste, sichtlich mitgenommen auf der Südinsel an.

Bilder bei Flickr

IMG_3843

Shoppingalarm in Auckland (25.12.-31.12.)

Dieses Mal dauerte der Flug so lange und wir überquerten auch noch die Datumsgrenze, dass wir Weihnachten übersprangen und am 26.12. in Auckland landeten. Entgegen meiner Hoffnung war überhaupt niemand der Flugzeugbediensteten oder gar der Kapitän als Nikolaus verkleidet und auch ein Weihnachtsmenü suchte ich vergeblich auf der nicht vorhandenen Speisekarte. Dafür bestellte ich zum ersten Mal in meinem Leben Wein im Flugzeug. Normalerweise trinke ich ja gar keinen Alkohol (im Falle eines meiner Meinung nach ziemlich wahrscheinlichen Absturzes sollte man meiner Ansicht nach nicht besoffen sein und außerdem darf man auch die Thrombosegefahr bei Langstreckenflügen nicht unterschätzen – der Hypochonder spricht), oder höchstens Bier, aber zur Feier des Tages gönnte ich mir einen ausgezeichneten Rotwein, der fast das Gesöff in Punta Arenas übertraf. Schon auf dem Flughafenklo in Auckland wurde mir klar, dass wir einen anderen Kontinent erreicht hatten, denn nirgendwo hing ein Schild, dass einen darauf hingewiesen hätte, dass das Klopapier nicht in das Klo, sondern in das bereitgestellte Behältnis gehört. Ich weiß nicht, ob ich schon erwähnt habe, dass ich diese südamerikanisch-asiatische Eigenart, die wohl aus dem nichtvorhandenen Wasserdruck resultiert, ausgesprochen sinnvoll finde, auch wenn sie auf den ersten Blick eklig erscheint. Bei regelmäßiger Leerung, was in den Ländern, in denen dieses System eingeführt ist, natürlich meistens nicht der Fall ist, macht das doch Sinn. Auch etwas, dass man durchaus bei uns einführen könnte. Jedenfalls machten wir dieses Mal beim Entern des Landes alles richtig, unsere Campingausrüstung, die Muscheln, und die Restnahrungsmittel, die Jochen partout nicht wegwerfen wollte, wurden biogescannt und für nicht gefährlich erklärt- also keine 200 Dollar Strafe wie das letzte Mal. Da wir noch auf das Mietauto warten mussten, konnten wir den Flughafen in aller Ruhe und Ausführlichkeit besichtigen: die Cafés sind super amerikanisch, dafür gibt es leckere Muffins und bei Mac Donalds haben sie hier ein Kiwifrühstück. Beim Frühstück um 7 Uhr kamen wir auch gleich in den Genuss der freundlichen Neuseeländer, die auch schon um diese Uhrzeit ausgesprochen fidel Smalltalk betreiben können. Mit dem Mietwagen kutschierte Jochen uns dann in unser Hotel in der Innenstadt. Ein Glück, dass um diese Uhrzeit noch nicht viel los war auf den Straßen, ist schon ein Scheiß, wenn alles falsch rum ist. Das Hotel sah im Internet hipper aus als es in Wirklichkeit war, aber es lag günstig, war billig und barg noch eine Überraschung. Ich konnte es kaum glauben, als ich beim Kaffee holen den Reiserausch traf, eine Bekanntschaft aus Bolivien, die mich zu meiner großen Enttäuschung allerdings nicht mehr wirklich einordnen konnte. So unbedeutend bin ich und so klein ist die Welt oder so ähnlich sind die Geschmäcker der Deutschen, was die Unterkunftwahl betrifft. Endlich wieder in einer „normalen“ Stadt konnte ich auch wieder „normal“ einkaufen. Da mein Bikinioberteil in irgendeiner Lavanderia liegen geblieben war, stand diese schwierige Kaufentscheidung an erster Stelle. Ich hasse Bikinis kaufen, wurde aber nach langem Hin- und Her, wenn auch nicht ganz zufrieden mit dem Ergebnis, fündig! Viel angenehmer und von mir schon lange ersehnt war der Kauf einer Jeanshose- endlich nicht mehr in der doofen Treckinghose rumlaufen und von 100 km Entfernung schon als deutscher Tourist erkannt werden! Da in NZ Boxingdays waren, das sind die Tage nach Weihnachten, in denen alle in die Läden rennen und ihre Geschenke umtauschen, gab es auch richtig gute Deals und das beste war, dass der Laden, in dem ich einkaufte, eine Butcamera hatte- Wahnsinn! Warum gibt’s das bei uns nicht??? Das wäre beim Bikini kaufen auch sinnvoll gewesen, dann hätte ich nicht auf Jochens Anraten die im Nachhinein besehen viel zu kleine Hose gekauft. Whatever- sie geht sowieso wieder irgendwo verloren. Sehr viel schwieriger war der Kauf eines Reiseführers, da alle Lonely Planets ausverkauft waren- Hochsaison eben. Zum Glück fanden wir in einem Backpacker eine zwar veraltete, dafür aber deutsche Ausgabe. An einem der Abende trafen wir uns mit Craig, einem Freund von Rica. Ein sehr nettes Treffen, das fast an meinem schlechten Englisch oder dem der Neuseeländer gescheitert wäre (K Road und Quai Street hört sich hier halt auch gleich an). Die weiteren Tage standen ganz im Zeichen der Suche nach einem Bus. Es gibt hier extra einen Backpackerautomarkt , eine große Garage, in der Autos und Busse ihre Besitzer ziemlich unkompliziert wechseln können. Allerdings gab es dort komischerweise nicht das, was wir suchten: einen Bus, in dem man stehen kann, der einen Kühlschrank, einen Herd und eine Spüle besitzt und ich persönlich hätte auch noch gern ein Automatikgetriebe gehabt, das ganze selbstverständlich zu einem Spottpreis. Eine weitere Möglichkeit an ein Auto zu kommen, sind die Schwarzen Bretter in den Backpackerhostels und das neuseeländische Pendant zu Ebay „Trade Me“. Nach einigen Fehlversuchen (schlechte Gangschaltung, kriminell oder zumindest schmierig wirkende Händler, unpassende oder schlechte Fahrzeuge und überhöhte Preise) kamen wir – große Überraschung angesichts Jochens Kaufverhalten- über Trade Me mit Racing Ray in Kontakt. Ein sehr gesprächiger aber auch unterhaltsamer Mensch, der anscheinend erfolgreichste neuseeländische Rennfahrer und dabei dem Tod schon einmal knapp von der Schippe gesprungen ist. Nebenbei hat er eine zweite, sehr viel jüngere Frau inklusive Porsche, zwei süße Nichten, sammelt und restauriert alte Rennautos und vercheckt Campervans. Eine sehr skurile und lustige Person, mit der wir einen vergnüglichen Nachmittag verbrachten und am Ende den Camper dann auch kauften. Jacky O ist ein ehemaliges Mietauto (dieselbe Marke, die wir bei unserem ersten Neuseelandbesuch hatten), entspricht genau unseren Wünschen, besitzt allerdings keine Automatikgangschaltung und hatte auch nicht den gewünschten Preis. Jochen konnte Racing Ray dann mit seinem Charme auf einen OK-Preis und eine gute Rückkaufgarantie herunterhandeln. So konnten wir pünktlich zum Jahreswechsel Auckland in Richtung Coromandel verlassen!

Bilder bei Flickr

IMG_0907

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Danke
Für die Teilhabe an der Reise! Ein toller Beitrag -...
i-favoriten - 18. Aug, 05:58
Wilkommen zu Hause!!! Wunderschöne...
Wilkommen zu Hause!!! Wunderschöne Worte - behalte...
vespalocke - 26. Aug, 17:42
Versuch eines Fazits
Jetzt sind wir mittlerweile schon wieder seit über...
rastasafari - 25. Aug, 23:19
es ist wirklich interessant...
es ist wirklich interessant zu lesen, dass nusa lempongan...
vespalocke - 23. Aug, 00:38
Bali ich komm: Nusa Lembogan...
Da unser Rückflug gebucht war, machte sich bei mir...
rastasafari - 17. Aug, 18:58

Suche

 

Status

Online seit 5012 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 18. Aug, 05:58

Credits


1 Bolivien
10 Malaysia
11 Indonesien
2 Peru
3 Ecuador
4 Patagonien
5 Neuseeland
6 Cook Islands
7 Hong Kong
8 Nepal
Delhi, Bangkok, Singapur
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren