Donnerstag, 24. März 2011

Your backpack is much too heavy: Der Travers Sabine Circuit im Nelson Lakes Nationalpark (27.1.-4.3.)

Der Inland Track hatte uns auf den Geschmack gebracht und so kauften wir uns einen Backcountry Hut Pass, mit dem wir ab jetzt in fast allen Hütten für umme übernachten können. Damit er sich auch gleich lohnt, hatten wir uns den sechstägigen Travers Sabine Circuit ausgesucht: immer am Fluss entlang ins Tal rein, über einen krasse 1787 Meter hohen Sattel in das andere Tal und wieder raus, wir hofften auf wenig Wald und viel Alpines. Bevor wir losmarschierten blieben wir noch eine Nacht auf einem Campingplatz, wo uns ein komplett durchgeknallter Amerikaner nachts am Bootsanleger Aale zeigte und einige Geschichten zum Besten gab. Echt abgefahren! Am ersten Tag der Wanderung war ich gleich ein wenig unleidig, da Jochen unbedingt einen Umweg machen wollte, um eine zugegeben wahrlich schön gelegene Hütte zu erreichen, die wir eventuell sogar für uns alleine hätten haben können. Dazu mussten wir aber wie gesagt einen Umweg laufen und dabei einen Fluss durchwaten, der so kalt war, dass meine Füße kurzzeitig abstarben während ich von Sandfliegen aufgefressen wurde. Die Hütte war dann zwar wirklich hübsch, mit offenem Kamin, aber auch schon von zwei deutschen Mädel belegt. Die waren aber ganz nett und so hatte es sich der Extraaufwand doch gelohnt. Am zweiten Tag trafen wir auf Ian und Kathy, chinesische Neuseeländer, die schon 15 Jahre hier leben, ihre chinesischen Namen angepasst haben, aber trotzdem noch relativ schlecht die Aussprache beherrschen. Sie blieben unsere Wanderpartner für die restlichen Tage. In der zweiten Hütte blieben wir dann auch prompt einen Tag stecken, da das Wetter sehr schlecht war und wir nicht im strömenden Regen und Sturmböen über den Sattel wollten, was zwei kölner Sportstudenten allerdings nicht davon abhielt. So blieben wir mit den Chinesen und einem älteren englischen Ehepaar, pensionierte Uniprofessoren und Marathonläufer, in der Hütte, spielten Karten und Würfel, tranken Tee und bekamen von Ian ungefragt viele Tipps rund um das Thema Wandern. Was er überhaupt nicht fassen konnte war unser schweres Gepäck, da wir Wurst, Käse, Brot und sogar Äpfel dabei hatten. Er wurde nicht müde uns zu erklären, dass wir viel zu viel mitschleppten und uns unbedingt ein Beispiel an ihm nehmen sollten. Sehr lustig war auch, dass er nie beim Würfeln mitspielte, aber neben uns saß und seiner Frau immer vorschrieb, wie sie zu spielen hatte. Mittlerweile sind seine Sprüche schon in unseren aktiven Sprachschatz übergegangen. Beide waren aber wirklich sehr nett und seine Ratschläge auch gut gemeint, aber auf Dauer vor allem für Jochen doch ein wenig anstrengend. Das Warten hatte sich gelohnt, bei strahlendem Wetter überquerten wir am nächsten Tag den Sattel, wo wir ein phantastisches Bergpanorama hatten und wir uns schworen, dass ab jetzt nur noch alpin gewandert wird. Außerdem zeigte sich, dass wir trotz oder gerade vielleicht wegen Brot und Äpfeln noch einigermaßen fit sind , da wir viel schneller als die anderen waren und so einen schönen einsamen Mittag an der Hütte hatten und uns sogar im eiskalten Fluss waschen konnten – komplett! Da sowohl die Chinesen und die Engländer eine andere Route einschlugen, dachten wir schon, dass wir die letzte Hütte ganz für uns alleine hätten, da bis zum Einbruch der Dunkelheit keine weiteren Menschen ankamen. Dann allerdings schneite doch noch ein Amerikaner, endlich einmal in unserem Alter, herein, der ausgesprochen nett war und mit dem wir einen extrem entspannten Abend hatten. Beim Rauslaufen trafen wir noch zwei ältere gut gelaunte Herren, die vom Club der Freunde und Förderer dieser Gegend waren und die Oppossumfallen überprüften und uns einiges über die Problematik in Neuseeland mit den ganzen eingeschleppten Tieren und Pflanzen erzählten. Wir spendeten dann auch brav ein paar Kröten für ihre Arbeit und unser Karma. Abschließendes Fazit der ersten Hüttentour: extrem positiv ist die Tatsache, dass man immer ein Dach über dem Kopf und eine Matratze darunter hat und kein Zelt mitschleppen muss. Außerdem trifft man eigentlich immer nette und interessante Menschen und wenn man die populären Routen umgeht, ist man meistens nur zu viert oder manchmal sogar ganz alleine. Fast immer haben die Hütten einen Ofen und manchmal sogar Kerzen, was sie sehr gemütlich macht und man kann nasse Klamotten und Schuhe super trocknen. Negativ ist, dass die Klos immer meilenweit entfernt sind und ich nachts jedes Mal zu Tode erschrecke, wenn mich ein Opossum mit seinen roten Augen aus einem Baum heraus anstarrt. Die Matratzen sind der Hygiene wegen aus Gummi, aber da sie nicht geputzt und auch nicht immer zum Trocknen aufgestellt werden, lässt diese manchmal zu wünschen übrig und auch auf das Gefühl morgens mit der Backe an der Matratze klebend aufzuwachen ist eher unschön. Jammern auf extrem hohem Niveau, oder?


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