Freitag, 5. November 2010

Nasca Lines für Arme und panierter Fisch ohne Fisch (1.11.-3.11.)

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Eigentlich war ich mir ganz sicher, dass ich die Nasca Lines auf jeden Fall aus der Luft sehen muss, aber da dieses Jahr schon zwei Flugzeuge abgestürzt waren, überwog dann doch meine Angst beziehungswiese mein Überlebensdrang und wir entschieden uns für die Sparversion. Wenn man den Bus nach Huacachina nimmt, dann streift man die Linien und kann an einem sogenannten Mirador (Aussichtsturm) mitten auf der Panamericana aussteigen und zwei Exemplare besichtigen. Die ganze Fahrt über hatte ich gehofft und gebangt, dass es der Affe oder der Astronaut ist, aber meine Erwartungen wurden enttäuscht. Der Mirador, den wir uns irgendwie eher wie eine Aussichtsplattform auf einem Berg oder wenigstens wie das Aalbäumle vorgestellt hatten, entpuppte sich als ein Metallturm, der eher einem Tennisschiedsrichterstuhl ähnelte und von dem aus man dann die sogenannte Hand und den Baum sehen konnte, die aber nicht ganz so spektakulär waren, wie erhofft. Dann erschienen Flugzeuge am Himmel, die recht ordentlich aussahen und auch nicht abstürzten, jedenfalls nicht in der Zeit als wir dort waren. Da war ich dann doch ein bisschen traurig, dass wir uns dagegen entschieden hatten, aber Plan ist Plan und deshalb nahmen wir den nächsten Bus nach Huacachina, einer Oase inmitten von Sanddünen. Warum es mitten in Peru diese Dünen gibt, konnte ich zwar nicht herausfinden, aber gefallen hat uns der Ort trotzdem, auch wenn wir weder mit dem Sandbuggy noch mit dem Sandboard gefahren sind. Eigentlich lagen wir nur am Pool, sind einmal auf eine Düne gestiegen, wo wir den Sonnenuntergang fast gesehen hätten, wenn wir nicht zu spät losgegangen wären und haben fast immer gut gegessen. Am Abreisetag wollte Jochen noch einen Fisch essen, den es nur paniert gab und der dann in der Panade nicht zu finden war. Auf die eindeutige Frag „Donde es el pescado (Wo ist der Fisch)?“ bekam er dann auch die klare Antwort „aqui (hier)!“ und einen aufmunternden Klopfer auf die Schulter. Nicht nur, aber auch deshalb wollten wir so schnell wie möglich an die Küste.

Mit Rantanplan im Colca Canyon (28.10.-31.10.)

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Statt hoch ging‘s nun runter und zwar in den von Arequipa 200 Kilometer entfernten Colca Canyon, seines Zeichens der tiefste der Welt, tiefer noch als der Grand Canyon, was man ihm aber nicht ansieht. Wir wurden um 3 Uhr (nicht 15) von einem Minibus abgeholt, der seine Passagiere in der ganzen Altstadt, die ja wie schon beschrieben überschaubar ist, zusammensammeln musste. Trotz der Uhrzeit war dies eine sehr lustige Angelegenheit, da die Jungs die letzten beiden Mitreisenden nicht finden konnten, da sie den Namen des Hostals nicht genau wussten und so alles, das „Andean“ im Namen hatten, anfuhren um schließlich im „Compania Bed & Breakfast“ fündig zu werden. Auf dem Weg nach Cabanaconde, dem Startpunkt der Wanderung, hält jeder Bus am Cruz del Condor, einem Aussichtspunkt über dem Canyon, von dem aus man gute Chancen hat, selbige zu sehen. Warum weiß man nicht, vielleicht werden sie gefüttert oder sie fliegen halt gern an der Stelle, jedenfalls entspricht das der Wahrheit und wir und tausend andere Touristen konnten endlich unseren ersten Kondor sehen! Linos Kommentar spricht mir sehr aus der Seele, denn genau das habe ich als einziges dort vermisst- einen verkleideten Peruaner, der El Condor Pasa spielt! Kann ich aber ja jetzt beim Bilder schauen nachholen. Da wir uns an eine organisierte Tour für den Transport gehängt hatten, bekamen wir auf der Fahrt gute Tipps für die Route, die wir daraufhin änderten und trafen deshalb am ersten Tag der Wanderung nur auf zwei kleine Gruppen. Trotzdem waren wir alles andere als alleine, da wir von Anfang an von einem Hund begleitet wurden, den wir der Ähnlichkeit wegen Rantanplan tauften. Obwohl uns beide Gruppen überholten und wir ihm nichts zu essen gaben, hielt er eisern zu uns und sollte uns auch fast bis zum Ende der Wanderung treu bleiben. Da wir endlich mal wieder ohne Guide unterwegs waren, mussten wir allerdings auch alles tragen und der Rucksack war so schwer, dass der erste Tag, der fast nur abwärts ging, super anstrengend war, da ich ständig das Gewicht des Rucksacks abfangen musste. Am Ende des Tages wurden wir aber mit einem warmen Fußbad in einem Fluss entschädigt, der von heißen Quellen gespeist wurde- voll abgefahren-und das Hostal, bei dem wir campen wollten, hatte ebenfalls einen warmen Pool- herrlich. Der Zeltplatz sah eigentlich auch ganz romantisch aus mit all den Geranien, allerdings war er von so vielen Mücken bevölkert, dass wir uns kurzzeitig überlegten, ein Zimmer zu nehmen. Nach Sonnenuntergang wurde es dann aber besser, so dass wir unseren ganzen Krempel doch nicht umsonst mitgeschleppt hatten und das Zelt aufbauten. Da der Kocher auch wieder funktionierte, konnten wir nun auch endlich die Spaghetti machen, die wir nun auch schon seit dem Titicacasee mit uns rumgeschleppt hatten. Im Pool, den man hier bano nennt, was allerdings auch Klo heißt, haben wir nette Franzosen (schon wieder nett!!!) kennen gelernt, mit denen wir noch ein Bier tranken. Der Wirt feierte nebenher seinen 50. Geburtstag, indem er über und über mit Luftschlangen behängt am Tisch saß und zu ohrenbetäubender Latinomucke im Kreise seiner Familie Bier trank und uns dann auch zu einem einlud. Mitten in der Nacht wurden wir von Rantanplan geweckt, der unser Zelt bewachte, da sich uns besoffene Menschen näherten. Er versuchte sie tapfer und lautstark zu vertreiben, aber erst nachdem Jochen sie aus dem Zelt raus auf Spanisch beschimpfte (Anmerkung Jochen: freundlich gebeten zu gehen hab ich sie!), gaben sie nach und nach Ruhe. Wie uns die Frau aus dem Hostal am nächsten Morgen erzählte, waren es Fischer aus dem Nachbardorf, die (vermutlich waren sie’s) wir dann auch etwas derangiert und still auf unserem Weg nach Sangale wieder trafen. Ein kleines Stück konnten wir noch mit Vincent dem Franzosen gehen, dann trennten sich unsere Wege und Rantanplan hatte die Wahl und entschied sich wieder einmal für uns. Entgegen meinen Erwartungen ging es am zweiten Tag fast die kompletten Höhenmeter vom gestrigen Tag wieder hoch und wieder runter- und das in einer Schlucht!!! Glücklicherweise hatten wir aber unseren Hund dabei, der immer fröhlich um uns herum hüpfte und auf uns wartete, wenn wir zu langsam waren. Und auch das Ziel, Sangale oder Oasis, wie es treffenderweise genannt wird, ließ auch diese Anstrengung schnell wieder vergessen. Wir entschieden uns schon beim Blick von oben, einen Tag länger zu bleiben. Den Abend verbrachten wir mit einem deutsch-österreichischen Pärchen, das sich beim Hundeschlittenfahren in Finnland kennengelernt hat, wo Maja, ursprünglich eine Krankenschwester, als Guide gearbeitet hatte. Gemeinsam sind sie und Peter dann ein halbes Jahr mit dem Rad durch Kanada gefahren, alles sehr interessant und einfach abgefahren! Es gibt noch so viele tolle Dinge, die man machen kann…Nach einem Gammeltag am Pool bestand der letzte Tag eigentlich nur noch aus dem Aufstieg, aber der begann sehr traurig, denn als wir aufstanden war Rantanplan weg, einfach so. Wir hatten uns die Tage so an ihn gewöhnt und uns schon überlegt, wie wir es anstellen könnten, um ihn mit nach Neuseeland zu nehmen. Und jetzt das! Wir waren richtig geknickt und das Laufen machte auch nicht mehr so einen Spaß. Aber ich glaube ganz fest daran, dass er uns und auch sich den Abschied dadurch leichter machen wollte. Wenn wir zurück sind, werden wir das Thema Hund vielleicht doch mal ernsthafter diskutieren (Länge des Unterbauchfells usw.). Kommentar Jochen: vielleicht!

Into thin air - but not on the summit (26.10.)

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Um es gleich vorweg zu nehmen, die Bezwingung unseres ersten 6000ers ist kläglich gescheitert. Aber der Reihe nach. Jochen träumt ja schon seit Nepal davon, einmal auf über 6000 Metern zu stehen und auch ich kenne seit dem Gokio Ri, der ja immerhin 5500 Meter hoch ist, das Gefühl, auf einen Gipfel zu wollen. Weil ich aber ja ein Angsthase bin, musste es für mich ein Gipfel ohne Gletscher, Schnee und Eis sein, den wir in Arequipa auch fanden: den Chachani, ein Vulkan, 6075 Meter hoch. Es gibt zwei Alternativen, bei beiden fährt man mit dem Jeep auf 5000 Meter hoch. Bei Variante I verbringt man einen halben Tag und eine kurze Nacht auf 5400 Meter und steigt dann gegen 3 Uhr auf den Gipfel. Bei Variante II fährt man um 23 Uhr los und läuft dann sofort auf den Gipfel und ist gegen Mittag wieder auf 5000 Meter, wo einen der Jeep abholt und zurück nach Arequipa bringt. Wir entschieden uns für Variante II, da wir dachten, dass so das Risiko der Höhenkrankheit bei mir am geringsten ist. Die Probleme begannen eigentlich schon vor der Abfahrt, da wir nicht schlafen konnten und auch während der Fahrt war das nicht möglich, da wir nur anfangs auf einer Straße waren und der Rest der Fahrt Serpentinen auf Schotter-Sandpiste waren. Es ist echt unglaublich, dass Autos in so einer Höhe und auf solchen Straßen überhaupt fahren können. Der Fahrer war auch etwas angestrengt und wahrscheinlich um wach zu bleiben, hatte er immer das Fenster offen, so dass es wahnsinnig kalt im Auto war. Ich konnte gar nicht schlafen, Jochen wenigstens ein bisschen. Gegen drei waren wir dann auf 5000 Meter angekommen und schon beim Aussteigen spürten wir die Höhe ganz schön: Füße wie Gummi, durmelig, zu wenig Sauerstoff… , obwohl Jochen sich sicher war, dass wir durch Bolivien ganz gut akklimatisiert sein müssten. Glücklicherweise hatte unser Guide Angel Cocatee dabei, das half ein bisschen. Dann schlappten wir im Schneckentempo, zum ersten Mal in unserem Leben mit Stöcken, los. Nach ein paar Minuten fingen meine Finger und Zehen an, extrem weh zu tun. Meine tollen in der Biwakschachtel für teures Geld gekauften Handschuhe brachten gar nichts und auch mit einem zweiten Paar von Angel konnte ich die Stöcke nicht richtig halten, weil meine Finger so steif waren. Den Zehen ging es trotz Doppelsocken auch nicht besser, ich kam mir beim Laufen vor wie der Eieropa (meine Familie weiß, was ich meine!). Dazu musste ich dauernd pupsen und aufstoßen- mhmmm lecker. Jochen ging es auch nicht wirklich gut, ihm war schlecht und er war todmüde. Und so schleppten wir uns Schritt für Schritt, Serpentine für Serpentine durch die Nacht. Zum Glück sahen wir gar nicht, was noch vor uns lag… Ich fragte mich zu diesem Zeitpunkt schon, warum ich auf diesen Berg steigen will . Ich glaube, Luis Trenker hat mal darauf geantwortet: „weil er da ist“, aber das war für mich in diesem Moment keine überzeugende Antwort. Aber jetzt waren wir nun mal da und so quälten wir uns weiter und bis auf die Kälte ging‘s mir ja eigentlich auch ganz gut. Auf 5600 Metern war das Ende des ersten Aufstiegs und es sollte eine gefährliche Traverse folgen. Sehr zu meiner Freude war auch endlich die Sonne aufgegangen und es trennte uns eigentlich nur noch die Querung von der Wärme. Aber zu diesem Zeitpunkt ging es Jochen dann richtig schlecht- er musste all die leckeren Spaghetti vom Vortag von sich geben und war danach dann so richtig im Eimer. Den Gipfel vor Augen mussten wir also aufgeben, aber wie Papa sehr richtig verglichen hat, auch die Gerlinde Kaltenbrunner musste sich bisher dem K 2 geschlagen geben. In diesem Moment war ich eigentlich auch nicht traurig, sondern eher froh, dass die Quälerei ein Ende hatte. Ich hatte mir nämlich vorgenommen, dass ich, wenn ich keine Probleme mit der Höhe habe, die Aktion durchziehe und so konnte ich ja gar nicht abbrechen! Aber ich bin mir gar nicht sicher, ob ich nicht noch Probleme bekommen hätte und ob meine Kraft und mein Wille gereicht hätten. Jochen meint zwar, dass ich es geschafft hätte, aber das bleibt bis auf Weiteres offen. Beim Abstieg wurde dann richtig deutlich, dass dies die richtige Entscheidung war, Jochen schlief fast im Laufen und musste auch noch mal spucken. Blöderweise mussten wir auf 4800 Meter bestimmt vier Stunden auf den Jeep warten, was für Jochen eigentlich immer noch viel zu hoch war. Er legte sich dann hin spuckte nochmal und schlief dann ein. Ich unterhielt mich mit Angel, der ziemlich gut englisch sprechen konnte, über sein Leben, peruanische Politik und die Gemeinsamkeiten von Peru und Deutschland, was ich ausgesprochen lustig und interessant fand. Auf der Rückfahrt sah ich dann wenigstens noch einige Vicunas und Alpacas, Jochen nicht, der musste immer noch spucken. Unterm Strich kann man sich jetzt fragen, ob dieses Tschernobyl jetzt was gebracht hat, aber irgend einen Sinn wird es schon gehabt haben. Ich weiß jetzt jedenfalls, dass ich wohl doch eher in die Kategorie Genußwanderer gehöre und auf keinen Fall zu den Expeditionen für Fortgeschrittene. Und ich muss auch zugeben, dass Wanderstöcke gar nicht so übel sind, vielleicht werde ich sie noch mal benutzen, beim Nordic Walking.

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