Freitag, 5. November 2010

Into thin air - but not on the summit (26.10.)

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IMG_0331

Um es gleich vorweg zu nehmen, die Bezwingung unseres ersten 6000ers ist kläglich gescheitert. Aber der Reihe nach. Jochen träumt ja schon seit Nepal davon, einmal auf über 6000 Metern zu stehen und auch ich kenne seit dem Gokio Ri, der ja immerhin 5500 Meter hoch ist, das Gefühl, auf einen Gipfel zu wollen. Weil ich aber ja ein Angsthase bin, musste es für mich ein Gipfel ohne Gletscher, Schnee und Eis sein, den wir in Arequipa auch fanden: den Chachani, ein Vulkan, 6075 Meter hoch. Es gibt zwei Alternativen, bei beiden fährt man mit dem Jeep auf 5000 Meter hoch. Bei Variante I verbringt man einen halben Tag und eine kurze Nacht auf 5400 Meter und steigt dann gegen 3 Uhr auf den Gipfel. Bei Variante II fährt man um 23 Uhr los und läuft dann sofort auf den Gipfel und ist gegen Mittag wieder auf 5000 Meter, wo einen der Jeep abholt und zurück nach Arequipa bringt. Wir entschieden uns für Variante II, da wir dachten, dass so das Risiko der Höhenkrankheit bei mir am geringsten ist. Die Probleme begannen eigentlich schon vor der Abfahrt, da wir nicht schlafen konnten und auch während der Fahrt war das nicht möglich, da wir nur anfangs auf einer Straße waren und der Rest der Fahrt Serpentinen auf Schotter-Sandpiste waren. Es ist echt unglaublich, dass Autos in so einer Höhe und auf solchen Straßen überhaupt fahren können. Der Fahrer war auch etwas angestrengt und wahrscheinlich um wach zu bleiben, hatte er immer das Fenster offen, so dass es wahnsinnig kalt im Auto war. Ich konnte gar nicht schlafen, Jochen wenigstens ein bisschen. Gegen drei waren wir dann auf 5000 Meter angekommen und schon beim Aussteigen spürten wir die Höhe ganz schön: Füße wie Gummi, durmelig, zu wenig Sauerstoff… , obwohl Jochen sich sicher war, dass wir durch Bolivien ganz gut akklimatisiert sein müssten. Glücklicherweise hatte unser Guide Angel Cocatee dabei, das half ein bisschen. Dann schlappten wir im Schneckentempo, zum ersten Mal in unserem Leben mit Stöcken, los. Nach ein paar Minuten fingen meine Finger und Zehen an, extrem weh zu tun. Meine tollen in der Biwakschachtel für teures Geld gekauften Handschuhe brachten gar nichts und auch mit einem zweiten Paar von Angel konnte ich die Stöcke nicht richtig halten, weil meine Finger so steif waren. Den Zehen ging es trotz Doppelsocken auch nicht besser, ich kam mir beim Laufen vor wie der Eieropa (meine Familie weiß, was ich meine!). Dazu musste ich dauernd pupsen und aufstoßen- mhmmm lecker. Jochen ging es auch nicht wirklich gut, ihm war schlecht und er war todmüde. Und so schleppten wir uns Schritt für Schritt, Serpentine für Serpentine durch die Nacht. Zum Glück sahen wir gar nicht, was noch vor uns lag… Ich fragte mich zu diesem Zeitpunkt schon, warum ich auf diesen Berg steigen will . Ich glaube, Luis Trenker hat mal darauf geantwortet: „weil er da ist“, aber das war für mich in diesem Moment keine überzeugende Antwort. Aber jetzt waren wir nun mal da und so quälten wir uns weiter und bis auf die Kälte ging‘s mir ja eigentlich auch ganz gut. Auf 5600 Metern war das Ende des ersten Aufstiegs und es sollte eine gefährliche Traverse folgen. Sehr zu meiner Freude war auch endlich die Sonne aufgegangen und es trennte uns eigentlich nur noch die Querung von der Wärme. Aber zu diesem Zeitpunkt ging es Jochen dann richtig schlecht- er musste all die leckeren Spaghetti vom Vortag von sich geben und war danach dann so richtig im Eimer. Den Gipfel vor Augen mussten wir also aufgeben, aber wie Papa sehr richtig verglichen hat, auch die Gerlinde Kaltenbrunner musste sich bisher dem K 2 geschlagen geben. In diesem Moment war ich eigentlich auch nicht traurig, sondern eher froh, dass die Quälerei ein Ende hatte. Ich hatte mir nämlich vorgenommen, dass ich, wenn ich keine Probleme mit der Höhe habe, die Aktion durchziehe und so konnte ich ja gar nicht abbrechen! Aber ich bin mir gar nicht sicher, ob ich nicht noch Probleme bekommen hätte und ob meine Kraft und mein Wille gereicht hätten. Jochen meint zwar, dass ich es geschafft hätte, aber das bleibt bis auf Weiteres offen. Beim Abstieg wurde dann richtig deutlich, dass dies die richtige Entscheidung war, Jochen schlief fast im Laufen und musste auch noch mal spucken. Blöderweise mussten wir auf 4800 Meter bestimmt vier Stunden auf den Jeep warten, was für Jochen eigentlich immer noch viel zu hoch war. Er legte sich dann hin spuckte nochmal und schlief dann ein. Ich unterhielt mich mit Angel, der ziemlich gut englisch sprechen konnte, über sein Leben, peruanische Politik und die Gemeinsamkeiten von Peru und Deutschland, was ich ausgesprochen lustig und interessant fand. Auf der Rückfahrt sah ich dann wenigstens noch einige Vicunas und Alpacas, Jochen nicht, der musste immer noch spucken. Unterm Strich kann man sich jetzt fragen, ob dieses Tschernobyl jetzt was gebracht hat, aber irgend einen Sinn wird es schon gehabt haben. Ich weiß jetzt jedenfalls, dass ich wohl doch eher in die Kategorie Genußwanderer gehöre und auf keinen Fall zu den Expeditionen für Fortgeschrittene. Und ich muss auch zugeben, dass Wanderstöcke gar nicht so übel sind, vielleicht werde ich sie noch mal benutzen, beim Nordic Walking.
vespalocke - 12. Nov, 00:20

hut ab...

ich bin ja froh zu lesen, dass ihr dort wieder heil runtergekommen seid!!! da ich so etwas ja "nie" machen wuerde, sind mir die knie ganz weich geworden... und ich bin zudem froh, dass nicht ich dort oben war-bin ja der totale genusswanderer, daher.... aber tolle fotos und was fuer ne geschichte!! lg n.

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