Sonntag, 20. Februar 2011

An der Ostküste entlang in Richtung Wellington (1.1.2011- 9.1.2011)

Unglücklicherweise kommt hier in Neuseeland zum Jahreswechsel dazu, dass nicht nur ganz Deutschland seinen Urlaub hier verbringt, sondern auch noch alle Kiwis, denn die haben jetzt Sommerferien und verbringen diese - wohl auch ein wenig notgedrungen - gerne im eigenen Land. Dementsprechend voll waren alle Campingplätze, die wir in Richtung Coromandelhalbinsel ansteuerten. Nach einer kleinen Irrfahrt kehrten wir zu einer Parkbucht am Meer mit Picknicktischen und Toilettenhaus zurück, die wir schon Stunden zuvor passiert hatten. Es war zum Glück schon recht spät, so dass wir gar nicht mehr so lange auf unseren ersten Jahreswechsel auf der Südhalbkugel warten mussten. Das war auch gut so, denn wir waren hundemüde. Netterweise hatte Racing Ray Jacky O mit Sekt und Plastiksektgläsern ausgestattet, so dass wir um 12 stilvoll anstoßen konnten. Jochen hatte sogar noch ein Geburtstagsbaguette gebacken und ich bekam auch noch ein Geschenk, eine Made in India Hose von dem teuren Markt in Santiago de Chile. Sehr süß, oder? Das Brillantfeuerwerk hielt sich in Grenzen, ich zählte ganze drei Raketen! Am nächsten Morgen überraschte mich Jochen mit einem Sekt-Pancake-Frühstück, was von vorbeilaufenden Anwohnern lautstark bewundert wurde. Fast das schönste Geschenk war aber, dass mir die Anke um 0.30 deutsche Zeit gratulierte und Ernesto auf der Mailbox war. Vielen Dank noch mal, ich hab mich sehr gefreut! Ganz oben auf Jochens Agende stand der Kauf einer Angel, da er ja seit unserem Norwegenurlaub diese Sportart für sich entdeckt hat. In Opotiki, einer typisch neuseeländischen Ortschaft, von denen wir noch hunderttausende sehen würden, wurde er fündig. Das obligatorische Angel- und Jagdgeschäft teilt sich die eine Seite der Hauptstraße mit dem Tante Emma Laden, dem Fish&Chips Shop und der Wäscherei. Auf der anderen Seite gibt es eine Touristinfo, die Bücherei und manchmal ein Buchladen (Reihenfolge nicht vorgegeben, Angebot ist erweiterbar). Außerdem erstand er- Optimist wie er ist- eine Lizenz fürs Forellenangeln, was sehr löblich ist, denn ich glaube, dass hier kein Mensch diese Lizenzen kontrolliert. In Neuseeland kann man komischerweise keine Forellen kaufen oder sie in einem Restaurant bestellen, man muss sie eigenhändig aus dem Wasser ziehen und ihnen das Leben nehmen. Für alle anderen Fischarten gilt es genau umgekehrt. Um zu unserem anvisierten Campingplatz zu gelangen, musste man erst einige Kilometer auf einer Holperstraße zurücklegen und drei Bäche durchqueren. Die Campingsituation ist hier super, denn neben den teuren und meist auch eher hässlich gelegenen und unschönen Holiday Parks, die jedoch den Vorteil haben, dass es Duschen, Wasserklos und Strom gibt, existieren hier noch sogenannte DOC (Department of Conservation) Campingplätze, die eher basic sind (Plumpsklo, das bei großem Andrang sehr schnell sehr eklig wird, Wasser, aber nicht immer trinkbar und manchmal ein kleiner Unterstand), wenig kosten und fast immer richtig schön liegen. Die Bezahlung funktioniert so, dass man das Geld in eine Art Briefkasten steckt und anscheinend kommt manchmal ein DOC Mensch vorbei, aber ich hab erst einen gesehen. Diese Vertrauensprinzip scheint also zu funktionieren; auch wir bezahlen immer brav und ordentlich. Aber selbst dieser abgelegene Platz war bevölkert, zum Beispiel von einer Gruppe jugendlicher Kiwis aus dem nächstgelegenen Ort, die es sich mit Elektromucke unter ihrem Partypavillon gemütlich gemacht hatten und den ganzen Tag aßen und Bier tranken. Gleich am ersten Abend bekamen wir dann auch einen Antrittsbesuch: ein sehr betrunkener Kiwi kam mit einem kleinen Willkommensgeschenk in Form eines - Überraschung - Bieres zu uns in den Bus und versuchte sich mit uns zu unterhalten. Nach einer eher kurzen Konversation verschwand er abrupt und ohne Abschied, was ihm am nächsten Tag offensichtlich etwas peinlich war, denn er blieb die restliche gemeinsame Zeit die wir dort verbrachten eher reserviert. Jochen hatte von dem Angelverkäufer Tipps für gute Fischgründe bekommen und so fuhren wir durch die Waioeka Gorge an die Ostküste, was laut Reiseführer eine der landschaftlich reizvollsten Strecken Neuseelands sein soll, was sie auch ist. Wir stoppten an verschiedenen Anglerzustiegen, an denen Jochen leider erfolglos sein Glück versuchte, badeten in einem eiskalten Nebenflüsschen, trafen einen Kiwi, der nur mit Hilfe seiner Hunde und einem Messer auf Opposum- und Schweinejagd geht, und verbrachten den Abend mit einem älteren neuseeländischen Pärchen, das Aale fangen wollte und uns gleich in ihr Haus einlud und das Hausschlüsselversteck preisgab, im Falle, dass sie bei unserem Besuch nicht da sein sollten. Unglaublich, oder? Unser nächstes Ziel war Mahia Beach, was uns die beiden Kiwis ans Herz gelegt hatten. Bevor wir Wellington erreichten, machten wir noch in Napier halt, das weltberühmt für seine Art Deco Architektur ist, was wir ohne Frage besichtigen wollten. Die Fotos sprechen für sich- eine Meisterleistung der Baukunst. Neben dieser Attraktion besitzt Napier auch noch das tollste Aquarium Neuseelands, was bedeutet, dass alle anderen im Land auf gar keinen Fall einen Besuch wert sind, aber immerhin gab es einen Haitunnel und ein Kiwihaus. Ich bin ein sehr großer Fan dieser possierlichen Tierchen und froh, dass ich wenigstens eines in Gefangenschaft gesehen habe. Trotz unglaublich vieler Kiwihinweisschilder, habe ich bis heute noch keinen gesehen und glaube auch nicht, dass das noch passieren wird, denn in jeder DOC-Info, die es in jeder Milchkanne gibt, steht ein ausgestopftes Exemplar. In Wellington war Kultur in Form des Museum of New Zealand (Te Papa) angesagt. Allerdings kam ich schon vor dem Besuch mit einer mir bis dahin fremden Eigenschaft der Neuseeländer in Kontakt. Beim Freihalten einer Parkbucht (allerhöchsten ein paar Sekunden) konnte ich entdecken, dass die Kiwis doch nicht alle nett und entspannt sind. Ein sehr echauffierter Mann, der ebenfalls dort parken wollte herrschte mich an, was mir einfallen würde, als Ausländer in sein Land zu kommen und ihm, einem Einheimischen, den Parkplatz wegzunehmen. Ich war ziemlich perplex, versuchte erst, ihm die Sachlage zu erklären, aber da er immer lauter wurde, überließ ich ihm den Platz. Komischerweise wollte er ihn dann aber doch nicht mehr, ich glaube, seiner Frau waren seine ausländerfeindlichen Tiraden wohl ein bisschen peinlich gewesen. Und dabei war er nicht mal ein Maori, sonder sah eher wie ein zugewanderter Käskopp aus, was ich ihm aber leider gar nicht gesagt habe. Ich brauchte erst mal eine ganze Weile um mich von diesem Schock zu erholen. Das Museum war riesengroß und erschlug uns fast mit all den Informationen, vor allem weil wir dieses Mal auf meinen geliebten Audioguide verzichtet hatten. Deshalb mussten wir einen kleinen Stadtbummel und Fish&Chips Stop einlegen. Die schmecken hier genauso wie in England, viel Fett und viel Panade. Zu meiner riesengroßen Freude entdeckte ich ein Plakat, das ein Konzert der John Spencer Blues Explosion hier in Wellington ankündigte, das zu meinem Schrecken aber an diesem Tag- unserem Abreisetag- stattfinden würde. Wir hatten leider schon unser Fährticket und so hat die Blues Explosion ohne uns stattgefunden- what a shame. In Südamerika hatte ich immer bei jeder Gelegenheit in den Sternenhimmel gestarrt um das Kreuz des Südens zu finden. Da ich jedoch immer mehrere in Frage kommende Sternbilder gefunden hatte, nahmen wir die Gelegenheit wahr und besichtigten das Planetarium. Obwohl eigentlich ausverkauft, ergatterten wir noch einen Platz in der ersten Reihe und ließen uns mit etwas Genickstarre den südlichen Sternenhimmel erklären. Seither finde ich auf Anhieb das Kreuz des Südens und ein Sternbild, das sie hier Kochtopf nennen, das aber eigentlich der Orion ist, nur halt auf dem Kopf, alles andere habe ich leider schon wieder vergessen. Vielleicht lag es daran, dass ich die Fährüberfahrt über meine Kotztüte gebeugt verbrachte. Da sich Seekrankheit genauso anfühlt wie der Morgen nach einer durchzechten Nacht glaube ich, dass eventuell auch dabei Hirnregionen in Mitleidenschaft gezogen werden. Jedenfalls kam ich, auch wenn ich dann doch nicht spucken musste, sichtlich mitgenommen auf der Südinsel an.

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Shoppingalarm in Auckland (25.12.-31.12.)

Dieses Mal dauerte der Flug so lange und wir überquerten auch noch die Datumsgrenze, dass wir Weihnachten übersprangen und am 26.12. in Auckland landeten. Entgegen meiner Hoffnung war überhaupt niemand der Flugzeugbediensteten oder gar der Kapitän als Nikolaus verkleidet und auch ein Weihnachtsmenü suchte ich vergeblich auf der nicht vorhandenen Speisekarte. Dafür bestellte ich zum ersten Mal in meinem Leben Wein im Flugzeug. Normalerweise trinke ich ja gar keinen Alkohol (im Falle eines meiner Meinung nach ziemlich wahrscheinlichen Absturzes sollte man meiner Ansicht nach nicht besoffen sein und außerdem darf man auch die Thrombosegefahr bei Langstreckenflügen nicht unterschätzen – der Hypochonder spricht), oder höchstens Bier, aber zur Feier des Tages gönnte ich mir einen ausgezeichneten Rotwein, der fast das Gesöff in Punta Arenas übertraf. Schon auf dem Flughafenklo in Auckland wurde mir klar, dass wir einen anderen Kontinent erreicht hatten, denn nirgendwo hing ein Schild, dass einen darauf hingewiesen hätte, dass das Klopapier nicht in das Klo, sondern in das bereitgestellte Behältnis gehört. Ich weiß nicht, ob ich schon erwähnt habe, dass ich diese südamerikanisch-asiatische Eigenart, die wohl aus dem nichtvorhandenen Wasserdruck resultiert, ausgesprochen sinnvoll finde, auch wenn sie auf den ersten Blick eklig erscheint. Bei regelmäßiger Leerung, was in den Ländern, in denen dieses System eingeführt ist, natürlich meistens nicht der Fall ist, macht das doch Sinn. Auch etwas, dass man durchaus bei uns einführen könnte. Jedenfalls machten wir dieses Mal beim Entern des Landes alles richtig, unsere Campingausrüstung, die Muscheln, und die Restnahrungsmittel, die Jochen partout nicht wegwerfen wollte, wurden biogescannt und für nicht gefährlich erklärt- also keine 200 Dollar Strafe wie das letzte Mal. Da wir noch auf das Mietauto warten mussten, konnten wir den Flughafen in aller Ruhe und Ausführlichkeit besichtigen: die Cafés sind super amerikanisch, dafür gibt es leckere Muffins und bei Mac Donalds haben sie hier ein Kiwifrühstück. Beim Frühstück um 7 Uhr kamen wir auch gleich in den Genuss der freundlichen Neuseeländer, die auch schon um diese Uhrzeit ausgesprochen fidel Smalltalk betreiben können. Mit dem Mietwagen kutschierte Jochen uns dann in unser Hotel in der Innenstadt. Ein Glück, dass um diese Uhrzeit noch nicht viel los war auf den Straßen, ist schon ein Scheiß, wenn alles falsch rum ist. Das Hotel sah im Internet hipper aus als es in Wirklichkeit war, aber es lag günstig, war billig und barg noch eine Überraschung. Ich konnte es kaum glauben, als ich beim Kaffee holen den Reiserausch traf, eine Bekanntschaft aus Bolivien, die mich zu meiner großen Enttäuschung allerdings nicht mehr wirklich einordnen konnte. So unbedeutend bin ich und so klein ist die Welt oder so ähnlich sind die Geschmäcker der Deutschen, was die Unterkunftwahl betrifft. Endlich wieder in einer „normalen“ Stadt konnte ich auch wieder „normal“ einkaufen. Da mein Bikinioberteil in irgendeiner Lavanderia liegen geblieben war, stand diese schwierige Kaufentscheidung an erster Stelle. Ich hasse Bikinis kaufen, wurde aber nach langem Hin- und Her, wenn auch nicht ganz zufrieden mit dem Ergebnis, fündig! Viel angenehmer und von mir schon lange ersehnt war der Kauf einer Jeanshose- endlich nicht mehr in der doofen Treckinghose rumlaufen und von 100 km Entfernung schon als deutscher Tourist erkannt werden! Da in NZ Boxingdays waren, das sind die Tage nach Weihnachten, in denen alle in die Läden rennen und ihre Geschenke umtauschen, gab es auch richtig gute Deals und das beste war, dass der Laden, in dem ich einkaufte, eine Butcamera hatte- Wahnsinn! Warum gibt’s das bei uns nicht??? Das wäre beim Bikini kaufen auch sinnvoll gewesen, dann hätte ich nicht auf Jochens Anraten die im Nachhinein besehen viel zu kleine Hose gekauft. Whatever- sie geht sowieso wieder irgendwo verloren. Sehr viel schwieriger war der Kauf eines Reiseführers, da alle Lonely Planets ausverkauft waren- Hochsaison eben. Zum Glück fanden wir in einem Backpacker eine zwar veraltete, dafür aber deutsche Ausgabe. An einem der Abende trafen wir uns mit Craig, einem Freund von Rica. Ein sehr nettes Treffen, das fast an meinem schlechten Englisch oder dem der Neuseeländer gescheitert wäre (K Road und Quai Street hört sich hier halt auch gleich an). Die weiteren Tage standen ganz im Zeichen der Suche nach einem Bus. Es gibt hier extra einen Backpackerautomarkt , eine große Garage, in der Autos und Busse ihre Besitzer ziemlich unkompliziert wechseln können. Allerdings gab es dort komischerweise nicht das, was wir suchten: einen Bus, in dem man stehen kann, der einen Kühlschrank, einen Herd und eine Spüle besitzt und ich persönlich hätte auch noch gern ein Automatikgetriebe gehabt, das ganze selbstverständlich zu einem Spottpreis. Eine weitere Möglichkeit an ein Auto zu kommen, sind die Schwarzen Bretter in den Backpackerhostels und das neuseeländische Pendant zu Ebay „Trade Me“. Nach einigen Fehlversuchen (schlechte Gangschaltung, kriminell oder zumindest schmierig wirkende Händler, unpassende oder schlechte Fahrzeuge und überhöhte Preise) kamen wir – große Überraschung angesichts Jochens Kaufverhalten- über Trade Me mit Racing Ray in Kontakt. Ein sehr gesprächiger aber auch unterhaltsamer Mensch, der anscheinend erfolgreichste neuseeländische Rennfahrer und dabei dem Tod schon einmal knapp von der Schippe gesprungen ist. Nebenbei hat er eine zweite, sehr viel jüngere Frau inklusive Porsche, zwei süße Nichten, sammelt und restauriert alte Rennautos und vercheckt Campervans. Eine sehr skurile und lustige Person, mit der wir einen vergnüglichen Nachmittag verbrachten und am Ende den Camper dann auch kauften. Jacky O ist ein ehemaliges Mietauto (dieselbe Marke, die wir bei unserem ersten Neuseelandbesuch hatten), entspricht genau unseren Wünschen, besitzt allerdings keine Automatikgangschaltung und hatte auch nicht den gewünschten Preis. Jochen konnte Racing Ray dann mit seinem Charme auf einen OK-Preis und eine gute Rückkaufgarantie herunterhandeln. So konnten wir pünktlich zum Jahreswechsel Auckland in Richtung Coromandel verlassen!

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