Freitag, 7. Januar 2011

The Glove – mit Gail und Sandy in Quito (19.11.-21.11.)

In Quito angekommen mussten wir nicht lange nach einer Unterkunft suchen, da uns Andi und Susi und übrigens so ziemlich jeder, den wir auf unserer Reise bisher trafen, das Secret Garden empfohlen hatten. Der Tipp war auch Gold wert, super Frühstück, phantastische Aussicht von der Dachterrasse, gute Musik und nette Leute- was will man mehr. Wir aber hatten erst mal eine Verabredung mit Claire, Iwrong, Sandy und Gail und bevor der Abend überhaupt los ging, überreichte Sandy jedem von uns ein Geschenk: einen schwarzen Handschuh- The Glove. Sein ursprünglicher Plan sah einen weißen Handschuh vor, auf den er eigentlich hatte Oktoberfest schreiben wollen, was er aber verwerfen musste, das er keinen weißen Handschuh auftreiben konnte. Denn, und das ist die Geschichte unseres Abends auf Santa Cruz, Sandy war und ist eigentlich immer noch felsenfest davon überzeugt, dass Deutsche mit einer behandschuhten Hand auf Festen Bier trinken. Er war in den USA ein Mal (!) auf einem Bierfest und da wurde den Amis dieses Ammenmärchen weis gemacht und tatsächlich ein Handschuh zum Biertrinken verteilt! Und weil wir Sandy mit der Wahrheit enttäuschen mussten, bekamen wir den Handschuh und ich muss auf jeden Fall daheim ein Bild von uns allen im Theos machen, wie wir mit einem Handschuh Bier trinken! Jedenfalls haben wir die beiden sehr ins Herz geschlossen, so nette, offene, interessierte, warmherzige und interessante Menschen und so gar nicht wie man sich, vorurteilsbeladen wie wir sind, den Amerikaner an sich vorstellt. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wie viele Biere wir mit dem Handschuh getrunken haben, der Abend war einfach phantastisch. Und das Ganze noch über den Dächern von Quito, mit Feuerwerk und Cumpleanos Feliz- einfach super.
Am nächsten Tag hatten wir uns für den Stierkampf verabredet. In Quito waren gerade just jeden Tag Stierkämpfe, Feuerwerk und sonstige Warming Up Fiestas für die große Party, wahrscheinlich der zighundertste Jahrestag, den genauen Anlass hab ich leider vergessen. Aber eigentlich brauchen Lateinamerikaner gar keinen Anlass um zu feiern, deshalb ist es auch nicht so wichtig. Jedenfalls war ich schon von Anfang an skeptisch, ob ich zu einer derartigen Veranstaltung gehen sollte, aber ich entschied mich dann dafür, denn nur was man kennt, kann man schließlich beurteilen. Anfangs war ich auch noch bester Dinge, der Eintritt war umsonst, alles glich einer großen Familienparty, Menschen mit Cowboyhüten, Blaskapelle und als die Matadore einmarschierten, stand die ganze Menge auf und schmetterte das Stadtlied von Quito. Allerdings kippte bei mir die Stimmung schon nach den ersten Minuten des Stierkampfes. Ich hätte nicht gedacht, wie grausam und ungerecht die ganze Geschichte abläuft. Jochen versuchte mir zwar immer klar zu machen, dass ein Stierkampf ja auch nichts mit Gerechtigkeit zu tun hat, was prinzipiell ja auch stimmt, aber trotzdem! Der Stier wird gleich zu Anfang vom Pferd aus einige Male in den Rücken gestochen, so dass er Schmerzen hat und aggressiv wird. Eigentlich ist er das aber gar nicht, sondern eher verwirrt und hilflos, weil er von allen Seiten vom Matador und seinen Gehilfen bedrängt wird. Wenn es so abläuft, wie bei diesem Kampf, leidet der Stier nach dem Todesstoß auch noch ewig lange, weil die Amateure nicht immer genau das Herz oder die Lunge erwischen oder was auch immer man treffen muss, damit ein Tier schnell stirbt. Mir hat der Stier so leid getan, dass ich sogar anfangen musste zu heulen. Ich hatte einen richtigen Hass auf diese machomäßigen Matadore, obwohl es schon irgendwie auch toll aussieht mit den Kostümen und so. Aber egal, gemischte Gefühle hin und Tradition her, ich kann nicht einsehen, dass ein Tier für Sport, Tradition und Amüsement so gequält wird. Ich war auch offensichtlich nicht allein mit meiner Meinung, denn alle Touristen, die ich anfangs gesehen hatte, sind nach dem ersten Kampf gegangen und auch Gail, Sandy und Jochen waren einigermaßen mitgenommen. Und das schlimme ist ja, dass an diesem Tag noch fünf weitere Stiere abgeschlachtet wurden und den ganzen Dezember hindurch jeden Tag Kämpfe sind. Es wäre bestimmt interessant gewesen mit einem Ecuadorianer darüber zu sprechen, aber ich hatte keine Gelegenheit und ich wäre wahrscheinlich sowieso viel zu emotional für eine Diskussion gewesen. So bleibt meine Meinung über Stierkampf vorerst und ich glaube auch dauerhaft so bestehen wie sie jetzt ist! Abends war ich dann auch gleich so krank, dass ich nicht mehr mit Gail und Sandy Essen (ich hatte mir fest vorgenommen, vegetarisch zu bestellen, auch wenn es mal wieder Eier und Zwiebeln geben sollte) gehen und mich verabschieden konnte. Eine weitere viel zu kurze Begegnung, von der ich hoffe, dass wir sie irgendwann in Seattle wieder auffrischen können. Es sind ja nicht nur die vielen Orte, die man auf der Reise weglassen muss, weswegen weitere Sabbatjahre notwendig sind, nein, es kommen ständig neue Ziele dazu, da man seine ganzen Reisebekanntschaften besuchen will.

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