Dienstag, 21. Dezember 2010

Hai-Alarm statt Darwinfinken - Galapagos (10.11.-19.11.)

Ich frage mich schon seit geraumer Zeit, eigentlich seit wir die Reise planen, wie man so eine Aktion im Zeitalter ohne Internet organisiert hätte. Da wir dieses Mal sogar ein kleines Notebook dabei haben, ist alles noch einfacher, und so konnten wir unseren Galapagostrip noch in Peru klar machen. Es ist unvorstellbar, wie viele verschiedenen Boote und Touren angeboten werden, ein Glück, dass Jochen die Internetsuche übernahm, ich konnte schon nach einem Mittag die Jachten und Katamarane nicht mehr voneinander unterscheiden. Da wir Tour und Flug separat gebucht hatten, waren wir schon zwei Tage vor Beginn der achttägigen (!!!) Bootsfahrt auf Santa Cruz, einer der bewohnten Inseln auf Galapagos. Dieses Mal hatten wir Glück, denn beim Aussteigen aus dem Bus, gabelte uns Judy auf, die uns in ihr gleichnamiges im Bau befindliches Hostal brachte. Wir hatten aber ein bereits fertig gestelltes Appartement mit Küche, was bei den Restaurantpreisen auf der Insel Gold wert ist. Schon am ersten Abend merkten wir, dass wir auf einem speziellen Flecken Erde sind, da wir am Hafen, im relativ dreckigen Wasser, zwei Seelöwen, einen Pelikan und einen Reiher beim Fischfang beobachten konnten. Am nächsten Tag machten wir einen Ausflug zur Turtle Bay und der erste Blick aufs Meer war wie in einem Bildband, weißer Strand, glasklares Meer und ein hässlicher Leguan. Das Wetter war auch so super, dass wir einen richtigen Strandtag machen konnten und da wir keine Schnorchelausrüstung dabei hatten, liehen wir uns ein Kanu, um Haie zu finden. Die gab es leider (wir waren ja im Boot) nicht, dafür aber sahen wir unsere erste Wasserschildkröte, allerdings nur ihren Kopf- aber das war alles schon mal ein vielversprechender Anfang.
Am nächsten Tag mussten wir zwei Stunden am Flughafen auf unsere Gruppe warten und sahen den ersten Eindruck, den ich schon im Flieger hatte, bestätigt. Der durchschnittliche Galapagostouri ist über 50, gerne Amerikaner und oft Fernglasträger, glücklicherweise reichte unser Budget aber nur für die Sparversion (Jacht Golondrina) und so hatten wir eine super nette, bunt gemischte Truppe: auf der unter 4o Seite Nicolai und Friderike aus Berlin, Claire aus England und ihre Freundin Iwrong (Lautsprache) aus Taiwan und auf der über 60 Seite Marek und seine Frau aus Polen und Sandy und Gail aus Seattle. Bei den Kabinen hat man theoretisch die Auswahl zwischen Pest (oben mit starkem Seegang) oder Cholera (unten direkt neben dem Motor), praktisch wurden wir einfach nach unten gesteckt. Beim ersten Schnorchelgang- schon mit Taucheranzug, aber erträglichen Wassertemperaturen, traf ich auf einen Riesenlobster, der zum Glück in einer Höhle saß und so musste ich nur seinen Kopf und seine Monsterfühler sehen. Gott sei Dank gab es aber auch schöne, große, bunte Fische, zum Beispiel Papageien- und Doktorfische. Der Tagesablauf auf dem Boot war eigentlich immer gleich: Frühstück, Landgang, Snack, Schnorcheln, Lunch, Landgang, Snack, Schnorcheln, Dinner. Unterschiedlich war die Art der Landung (nass oder trocken) und natürlich, dass man sich immer auf unterschiedlichen Inseln befand. Allerdings waren die Inseln und die Tiere zum Teil ähnlich, obwohl sie fast alle endemisch sind, falls Inseln das überhaupt sein können. Jedenfalls erspart euch das die detaillierte Beschreibung der acht Inseln, die wir besichtigt haben. Auf alle Fälle stimmt alles, was man über die Galapagosinseln jemals gesehen oder gehört hat. Wenn man an Land geht, liegen wirklich die Seelöwen und Leguane überall herum und man muss aufpassen, dass man nicht über einen stolpert oder auf einen tritt. Mein Problem waren allerdings eher die Seelöwenbabys, vor allem diejenigen, die von ihrer Mutter verlassen wurden, und nun fiepsend, mit riesigen Kulleraugen tapsig auf einen zurobbten. Aber man darf sie weder anfassen, noch mitnehmen, das war ganz schön schwer für mich, obwohl Jochen sich bemühte, mir glaubhaft zu versichern, dass sie später von ihrer Mutter abgeholt würden. Bei den Leguanen, den ganzen rot- und blaufüßigen Tölpeln, Fregattenvögeln, Habichten, Pinguinen, Albatrossen und Darwinfinken blieb ich dafür knallhart. Apropos Finken, die waren ziemlich unspektakulär, die eine Art mit dem Stöckchen, die ich aus der Schule kenne, hab ich gar nicht gesehen und außerdem konnte Katie unser Guide sie trotz Bestimmungsbuch auch nicht auseinander halten, was für Claire und mich zu einem Running-Gag wurde. Also lieber Ernst, Herrn Wiedenmanns viel zitierte Nischen und deren spezifische Bewohner hab ich nicht entdecken können, aber ich glaube, du würdest hier trotzdem ausflippen vor lauter Evolution! Höhepunkt in jeglicher Hinsicht waren die Schnorchelgänge. Zum Glück hatten wir Sandy dabei, ein ehemaliger Tauchlehrer, der mit seiner Frau Gail konsequent ohne Taucheranzug im Wasser war und der für uns immer die Fische bestimmte. Allerdings half der Anzug auch nicht sehr viel, denn das Wasser war unglaublich kalt und der Anzug zu groß und zum Teil zerrissen, so dass ein dauerhafter Kaltwasserstrom gewährleistet war. Zum Glück gab es so viel zu sehen, dass ich immer bis zum Schluss im Wasser bleiben konnte. Meine absoluten Favoriten waren die Riesenwasserschildkröten und die Rochen, es sieht einfach unbeschreiblich schön aus, wie sie durchs Wasser gleiten. Allerdings ist es auch sensationell, wenn Seelöwen neben einem durchs Wasser flitzen und mit Kugelfischen Ball spielen. Sandy war es auch, der den armen Kugelfisch aus seinem Versteck zerrte und dadurch dazu brachte, dass er sich aufblies und wir coole Fotos schießen konnten. Dafür hatte ihn der Fisch dann aber ganz schön in den Arm gebissen, was wahrscheinlich auch der Grund dafür war (Blutgeruch!), dass wir am nächsten Tag den Hai sahen. Witzigerweise hätte ich den Hai laut Jochen eigentlich als erste sehen müssen, da er genau vor meiner Nase schwamm, glücklicherweise war ich aber damit beschäftigt, den Boden abzusuchen, und so war ich bei der ersten Begegnung nicht allein, da Jochen mir zu Hilfe eilte. Erstaunlicherweise war die Angst, die ich vor dieser Situation hatte, dann als sie da war, eigentlich weg und dem zweiten Hai bin ich sogar ein bisschen nachgeschwommen. Allerdings waren das auch „nur“ Weißspitzen-Riffhaie und nicht Hammerhaie. An dem Tag, an dem die quasi auf dem Programm standen, mussten wir wegen Quallenalarm ziemlich schnell wieder ins Boot, aber einige aus der Gruppe hatten recht spektakuläre Quallenspuren. Ein Höhepunkt außerhalb des Wassers war die Fahrt mit dem Panga (kleines Schlauchboot) zur Black Turtle Cove, einer wunderschönen, mit Mangroven bewachsenen Bucht, in der es wahnsinnig viele Wasserschildkröten und gepunktete Stachelrochen zu sehen gab und eine andere Bucht, deren Namen ich vergessen habe, wo wir sich paarende Meeresschildkröten und Rochen, die ganz nah am Strand im Wasser lagen, beobachten konnten. Also alles einfach unglaublich und unglaublich schön. Weniger schön war, dass ich jeden Abend direkt nach dem Essen ins Bett musste, da mir beim Fahren sofort schlecht wurde und deshalb gemeinsames Trinken ausfallen musste. Dies konnten wir nach vier Tagen allerdings nachholen, da (leider) ein Teil der Gruppe von Bord ging und eine neue Gruppe aufs Boot kam. Grund genug also, in Puerto Ayora auf Santa Cruz gebührend Abschied zu feiern. Der Abend war wahnsinnig lustig, obwohl wir nur zwei Themen/Fragen hatten: trinken Deutsche auf dem Oktoberfest mit einem Handschuh Bier und was sind eigentlich „real Germans“? Diese Fragen sollten uns auch noch einen weiteren Abend beschäftigen, doch das ist eine andere Geschichte und soll ein ander Mal erzählt werden. Ein Glück, dass wir in dieser Nacht im Hafen ankerten, so machten sich die Cocktail Happy Hour, die wir komplett durchprobierten, nicht bemerkbar. Allerdings hatte auch die Crew die Nacht genutzt, am nächsten Morgen wurden wir nicht zum Frühstück mit der Glocke geweckt und alle sahen etwas verorgelt aus. Die Neuankömmlinge waren zwar auch ganz nett, aber die ersten Tage hatten uns doch zusammengeschweißt und so verabredeten wir uns mit Sandy, Gail, Claire und Iwrong für das nächste Wochenende in Quito. Einen Schnorchelgang muss ich noch erwähnen, obwohl wir die angekündigten Haie nicht sahen, der aber wegen der Strömung toll war, die einen einfach mitriss. Deshalb ist auch Tauchen auf Galapagos nicht für Anfänger wie uns geeignet, was ich danach auch verstehen konnte. Aber wir sahen auch so wieder jede Menge Fisch: Rochen, gelber Kugelfisch, Harlekinfische und noch viele andere, deren Namen ich leider nicht mehr weiß, die ich in der Wilhelma aber wiedererkennen werde, wenn ich euch eine kleine Spezialführung geben werde.

Bilder auf Flickr

IMG_3318
beat-it - 21. Dez, 08:44

1) Melde mich hiermit zur Spezialführung an.
2) Freue mich auf die Bilder =) und natürlich
3) ganz liebe Grüße

stefanloebloe - 2. Jan, 23:52

Hammer Fotos

Hammer Fotos - und total abgefahrene Tiere! Hast du das Seelöwen-Baby mitgehen lassen? Euch auf jeden Fall ein Frohes Neues Jahr - gerne mit mehr Bildern wie diesen.

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