Dienstag, 8. Februar 2011

Der Verlust der Thermoskanne: Calafate, Perito Moreno und El Chalten (13.12.-17.12.)

Die Herbergssuche in Calafate stellte sich als gar nicht so einfach heraus, da wir im Huelmul (oder so ähnlich), einem Tipp eines verrückten Franzosen, kein Doppelzimmer mehr, aber die Amis wenigstens einen Platz im Dorm bekamen. Wir fanden dann aber eine richtig gute Alternative, eine kleine Hütte, in der wir eine Kochgelegenheit, ein Klo und eine Dusche mit zwei anderen Pärchen teilten. Wir nutzen die Küche aber gar nicht, da wir endlich unser erstes Asado zu uns nahmen. Wahnsinn!!! Das schmeckt so lecker, das kann man eigentlich gar nicht in Worte fassen. Selbstverständlich esse ich Fleisch ab jetzt auch nur noch blutig, alles andere geht gar nicht. Außerdem konnten wir hier feststellen, dass wir locker zusammen eine Flasche Rotwein trinken können ohne am nächsten Tag mit Kopfweh aufzuwachen, es muss nur die richtige sein. Netterweise hatten Rafael, George und Nico uns angeboten, uns in ihrem Mietwagen zum Perito Moreno Gletscher mitzunehmen. So waren wir zeitlich flexibel und konnten vor den ganzen anderen Bussen am Gletscher sein und hatten außerdem noch Bespaßung inklusive. Der Gletscher ist wirklich beeindruckend, und auch wenn es bei uns nicht so ein Spektakel wie damals bei Andi uns Susi gab, sind auch schon die kleineren Abbrüche recht spektakulär. Ursprünglich wollte ich unbedingt mit einem Boot an den Gletscher fahren, aber von den Aussichtstribünen aus ist man eigentlich viel näher dran und kann dann, wenn Boote kommen, die Dimension dieses Gletschers viel besser einschätzen. Wie schon erwähnt, waren wir mit Supersportlern, die auch noch zehn Jahre jünger als wir waren, unterwegs und deshalb war die Gletscherbesichtigung selbstverständlich nicht genug und wir starteten noch zu einer kleinen Wanderung. Schon nach einigen Minuten hatten wir die Jungs aus den Augen verloren und so legten wir uns mit Sicht auf den Gletscher ins Gras in die Sonne, tranken Tee aus unserer tollen Thermoskanne und warteten, bis die drei wieder vom Berg kamen. Leider trennten sich hier unsere Wege, da wir noch am gleichen Tag nach El Chalten weiter fuhren, um dort zum Cerro Torre und Fitz Roy zu wandern.
Auf der Fahrt dorthin, hatten wir im Gegensatz zum Torres del Peine riesen Glück, denn es gab freie Sicht auf beide Berge, auch wenn wir das erst bemerkten, als der ganze Bus anfing, wie wild Fotos zu schießen. El Chalten ist der jüngste Ort in Argentinien, existiert nur, weil es die Berge dort gibt und besteht ausschließlich aus Unterkünften und Restaurants. Hier hatten wir auch unsere erste und einzige Nacht in einem Dorm gebucht und teilten unser Zimmer mit einem quasi minderjährigen schweizer Pärchen, deren Reiseführer komplett mit neonfarbigem Textmarker und bunten Post its bestückt war, und einem anderen Menschen, den ich nicht gesehen und nur morgens eine geraume Zeit mit Plastiktüten hantieren hörte. In der Nacht war es auch ein bisschen schwierig, da sich eine israelische Reisegruppe auf dem Gang unterhielt und jeder, der israelische Reisegruppen kennt, weiß, in welcher Lautstärke das vor sich geht. So konnten wir am nächsten Tag ausgeschlafen und fit unsere Wanderung beginnen und kamen in den Genuss der legendären patagonischen Winde- endlich. Einmal wurde ich sogar in eine Hecke geweht und das bei meinem Gewicht! Zwischendurch wollte Jochen auch schon umdrehen, da das Wetter wirklich super schlecht aussah, aber ich zwang ihn zum Weitermarschieren, was aber vor allem daran lag, dass der Weg überhaupt nicht anstrengend war und ich nicht in unser Dorm zurück wollte. Das Wetter war dann auch gar nicht so schlimm, der Zeltplatz schön, aber die Sicht auf den Cerro Torre gleich Null. Dafür hatten wir nette Gesellschaft von einer sehr chaotischen Reisegruppe, bestehend aus einem mittelalten Italiener, einem sehr jungen und einem sehr alten Franzosen. Diese Jungs hatten außer einem Zelt eigentlich nichts dabei, was sie aber gar nicht störte, und uns dazu veranlasste einen Tee mit Rum auszugeben. Leider fehlte uns dazu ein entscheidender Bestandteil, denn wir hatten unsere Thermoskanne im Auto der Amerikaner vergessen! Wandern in Südamerika ohne Thermoskanne ist wie Tauchen auf Galapagos ohne Tauchanzug, aber in Anbetracht dieser Reisegruppe relativierte sich unser Verlust. Zu uns gesellte sich auch noch ein Deutscher, der uns innerhalb der ersten fünf Minuten seinen beruflichen Werdegang aufs Auge drückte, was sich als etwas anstrengend erwies. Jochen meinte dann auch , ich wäre viel zu nett zu solchen Typen und würde sie noch durch Zwischenfragen zum Weitererzählen ermuntern, was vielleicht auch stimmt, aber auf der anderen Seite denke ich mir immer, nett sein kostet ja nichts, und wenn ich alleine unterwegs wäre, wäre ich auch froh über freundliche Leute. Selbstverständlich bin ich davon überzeugt, dass ich nicht zu dieser Kategorie gehöre und alle mich spitze finden, aber man weiß ja nie… Der Weg zum Fitz Roy war eher ein Spaziergang und so hatten wir noch Zeit, einen Ausflug zu einem Gletschersee zu machen. Da wir keine Wegbeschreibung hatten, liefen wir prompt auf der falschen Flussseite aufwärts und mussten deshalb eine wahnsinnig gefährliche Flussüberquerung machen, bei der ich beinahe ertrunken wäre. Jochens dazu gehörendes Foto spiegelt in keinster Weise den Ernst der Lage wieder (Anmerkung Jochen:…doch keine Anmerkung nötig). Auch auf der richtigen Seite war es nicht weniger anstrengend, aber wir wurden mit einem schönen Ausblick auf den Fitz Roy belohnt. Auf dem Campingplatz trafen wir auch wieder alte Bekannte, unsere Zeltnachbarn waren die Belgier und auch die Amerikaner waren dort und versicherten uns, unsere Thermoskanne stünde in ihrem Guesthouse und würde auf uns warten. Nachdem wir den Sonnenaufgang bei den Torres nicht gesehen hatten, starteten wir hier unseren zweiten Versuch und schafften es sogar aufzustehen, Tee zu kochen und loszulaufen und zwar in einer abartigen Kälte. Aber nach den ersten fünf Minuten wandern begann es dann auch noch zu schneien und vom Berg war nichts zu sehen und so krochen wir ins kalte Zelt und die noch kälteren Schlafsäcke und verließen den Park einige Stunden später im Sonnenschein- Patagonien eben! Wieder zurück in Calafate wollten wir noch unsere Kanne abholen, sie war auch vor Ort, aber der Guesthousebesitzer versicherte uns, sie sei ein Geschenk der Amerikaner an ihn gewesen. So sind sie, die Latinos, alles Baraber!

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