Dienstag, 8. Februar 2011

Big City Nights III: Valparaiso und Santiago (22.12.-24.12.)

Mit den Städtetouren war es immer noch nicht vorbei, da wir von Santiago aus nach Auckland fliegen würden. Und weil wir schon so viel von Valparaiso gehört hatten, ließen wir Santiago erst mal links liegen und fuhren gleich vom Flughafen aus weiter in Richtung Meer. Leider klappte unsere versprochene WG Connection überhaupt nicht und so stiegen wir im Hostal Casa Verde Y Limon ab. Wie der Name schon sagt, war alles in grün und gelb angemalt, überall waren Mosaik aus Flaschendeckeln und im Aufenthaltsraum hing ein Trapez- sehr schön! Da wir gar keine andere Wahl hatten, nutzten wir das Gemeinschaftsbad, Duschvorhangzustand gut. Valpo wie der Insider sagt, gefiel mir viel besser als Buenos Aires, denn erstens ist die Stadt kleiner, liegt am Meer und ist auch nicht so schick , und hat zweitens eher so einen verratzten Charme, genau wie ich es mag. Wahrzeichen der Stadt sind die Aufzüge, die ungefähr um die 100 Jahre alt und meiner Meinung nach auch schon so lange nicht mehr gewartet worden sind. Dementsprechend nervös war ich bei der ersten Fahrt, denn es geht doch einigermaßen steil hoch und Jochen erklärte mir auch ganz genau, wie schnell der Wagen werden würde, falls das Stahlseil, das nun wirklich nicht mehr gut in Schuss aussah, reißen würde. Aber alles ging gut und da die Wagen auch von Einheimischen benutzt wurden, war ich beruhigt und nach ein paar Fahrten auch ziemlich routiniert. Außerdem schlenderten wir noch durch unser Viertel, das natürlich auch auf einem der 42 Hügel lag, dessen Namen ich aber leider vergessen habe, kauften Bücher und tranken unsere letzten Pisco Sour. Jedes südamerikanische Land, das wir besucht haben, behauptet von sich, den Pisco erfunden zu haben und in jedem Land wird es als Nationalgetränk angepriesen. Es schmeckt auch überall ein bisschen anders, aber überall sensationell lecker. Und obwohl er manchmal mit Eischnee gemacht wird, was sich eigentlich ziemlich eklig anhört, ist es das nicht und wir sind auch nie krank davon geworden. Mein absoluter Höhepunkt der Stadt war die Besichtigung von Pablo Nerudas Haus. Ich hab mich sofort in seine Bude verliebt, die über den Dächern von Valpo mit Blick aufs Meer thront und mit lauter tollem Krimskrams vollgestellt ist. Das Haus sieht aus wie ein Schiff, fast alle Türen sind aus buntem Glas (will ich auch haben) und es besitzt eine kleine Bar mit Klo, in das man reinschauen kann (will ich nicht haben). Da wir uns Audioguides geliehen hatten, die ich eigentlich nur ganz kurz und auch nur ein bisschen unhygienisch fand, und das auch nur, weil mich Stefan (vielen Dank noch mal) auf den zugegebenermaßen vorhandenen, aber von mir bis zu diesem Zeitpunkt immer übersehenen Ekelfaktor hingewiesen hat, bekamen wir viele interessante Details und Anekdoten aus Pablo Nerudas Leben mit. Die schönste Geschichte fand ich, dass er ein Karussellpferd, das er irgendwo gefunden hatte, extra in seinem runden Raum aufgestellt hat, damit das Pferdchen immer noch das Gefühl hat, auf seinem Karussell zu sein. Ist das nicht süß? An unserem letzten Abend zogen wie noch mal um die Häuser, was in unserem Fall bedeutete, dass wir nach dem Essen noch in eine Kneipe gingen. Ich war überaus angetan von der Tatsache, dass es auch in Valpo und nicht nur in New York einen Blauen Salon gibt, der hier allerdings El Canario heißt. Der größte und eigentlich einzige Unterschied zum Blauen ist, dass man hier überall rauchen darf und es Paulaner (natürlich kein Hefe!) in Literflaschen gibt. An diesem Abend hätte es sogar noch Musik gegeben, aber wir waren leider zu müde, um auf die Band zu warten, die wahrscheinlich gegen 2 Uhr angefangen hätte zu spielen. Valparaiso ist auf jeden Fall eine der coolsten Städte, die wir gesehen haben und ich habe hier mal wieder bereut, dass ich es während des Studiums nicht geschafft habe, meinen Hintern mal ins Ausland zu bewegen. Valpo wäre meine Stadt gewesen.
Leider oder auch glücklicherweise blieb keine Zeit zum Trauern, denn wir mussten ja schon wieder weiter nach Santiago de Chile. Obwohl es uns echt schwer fiel, bei dieser Hitze irgendwie in Weihnachtsstimmung zu kommen (so deutsch sind wie dann doch, dass dazu Schnee oder zumindest etwas kältere Temperaturen dazu gehören), hat das Wetter hier den Vorteil, dass alle Welt auf den Beinen ist. Die Kneipen sind voller Menschen, die mittags um 12 bei 30 Grad Bier in sich rein schütten und Familien sind unterwegs und machen Ausflüge. Wir entschieden uns für die Familienvariante und fuhren mal wieder Bähnchen auf einen Berg mitten in der Stadt, von dem man die Aussicht auf den Moloch Santiago genießen kann. Außerdem war dort eine Krippe aufgebaut, aber da es keine Kirche wie in Flochberg gab, aus der das Christkind rausgefahren kommt, fehlte bei mir ein ganz entscheidender Weihnachtsbestandteil. Von dort oben aus riefen wir auch zu Hause an, um ein Frohes Fest zu wünschen, was dann doch ganz schön komisch war. Irgendwie wären wir an so einem Tag dann doch ganz gerne zu Hause gewesen. Um das Heimweh zu vergessen, trank ich schnell einen Motte (vielen Dank für den Tipp Carola), ein sonderbares Getränk, das leider ohne Alkohol, aber mit irgendwelchen Körnern und einer kleinen orangenen Frucht drin daher kommt. Schmeckt aber auf jeden Fall gar nicht so übel und sieht lustig aus. Danach gingen wir noch zu einem Markt, da ich unbedingt noch tausend Sachen kaufen wollte. Der Markt war auch sehr schön, die Preise allerdings echt gesalzen, und das für Klamotten made in India. Hier konnte man einen Aspekt der Globalisierung sehr schön sehen, denn das Angebot ähnelte dem in Bolivien, Peru und Ecuador, aber auch Nepal und Indien und nicht zuletzt dem, was man in den entsprechenden Läden in Tübingen kaufen kann. Auf dem Flughafen hatten wir und vor allem ich dann noch ein sehr schönes Erlebnis. Als wir an einem Essensstand, Restaurant kann man das auf dem Flughafen ja nicht nennen, vorbeiliefen, schenkte uns der Typ hinterm Tresen eine kleine Flasche Wein und wollte uns sogar noch richtige Weingläser dazu geben, damit wir ein bisschen Weihnachten feiern konnten. Und dann bekam ich noch von Jochen ein Weihnachtsgeschenk, obwohl wir die Abmachung hatten, uns nichts zu schenken, an die ich mich selbstverständlich gehalten habe. Das war also unser erstes Weihnachten fern von daheim und das Ende von unserer Südamerikareise.

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IMG_0876
stefanloebloe - 9. Feb, 00:05

Blauer


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