Dienstag, 8. Februar 2011

Big City Nights I: Arabian Dance in Montevideo (18.12.-19.12.)

Da wir uns fest vorgenommen hatten, unseren Worten Taten folgen zu lassen, flogen wir nicht wie ursprünglich geplant nach Buenos Aires, sondern nach Montevideo, um unseren Freund Lucho zu besuchen. Allerdings stellte sich das als gar nicht so einfach heraus, da er erst nicht zu erreichen war und uns dann mitteilte, dass er eigentlich gar keine Zeit für uns hätte. Aber der Flug war schon gebucht und so stiegen wir ins Flugzeug, das dann aber leider nicht abhob. Mit jeder Minute im Flugzeug verkürzte sich unsere sowieso schon knappe Zeit in Uruguay und so sollten wir, als wir endlich in Montevideo auf dem Flughafen ankamen, mit unserem kompletten Gepäck sofort zu einer Adresse fahren, wo Lucho und seine Freundin Vivien bei einem arabischen Tanzabend zugegen waren um Fotos zu machen. Der Taxifahrer kannte die Adresse nicht und musste sich zu diesem Etablissement, das sich als abruchreifes Haus herausstellte, durchfragen. Die Wiedersehensfreude war groß, die Tanzveranstaltung hatte noch nicht begonnen (22 Uhr!), es war heiß und wir hatten Hunger. Geboten wurde eine wilde Mischung, die jedoch mit Enthusiasmus und vor allem großer Ausdauer dargeboten wurde. Es gab indischen Tanz, Bauchtanz (die Betonung lag vor allem auf dem Bauch, aber auch auf der Hüfte), jegliche Art von Ausdruckstanz mit wechselndem Gerät (sehr beliebt waren Plastikschwerter). Ich kam mir vor wie beim Gymnastik-Tanz-Fest an der Uni leider ohne anschließende Party, aber auch wie bei einer Schulveranstaltung, denn auch Kinder waren mit von der Partie, die zu Shakira offensichtlich selbst kreierte Performances zum Besten gaben. Lucho hatte uns zwar schon vorgewarnt (it’s going to be very bizarre), aber nach drei Stunden waren wir wirklich sehr erschöpft und Jochen dem Hungertod nahe. Glücklicherweise konnten wir um 1 Uhr den Ort des Geschehens verlassen und zum Essen gehen. Gleich bei Lucho ums Eck gab es einen Platz mit Asados und riesigen Bieren und es schien auch niemanden zu wundern, dass wir um diese Uhrzeit noch einen Berg Fleisch, Wurst und Innereien bestellten. Mich wunderte das nach dem vorangegangenen kulturellen Ereignis eigentlich auch nicht, und als wir so gegen halb drei gingen, hatte gerade ein Pärchen ebenfalls ein Asado bestellt. Und für uns ist Ausgehen nach 22 Uhr schon ein Riesending! Damit waren die Kuriositäten aber immer noch nicht beendet, denn wir mussten noch in Luchos Wohnung, die eigentlich einem Freund gehörte, für den er eine Art Housekeeping machte. Er hatte uns ebenfalls vorgewarnt (my flat is a mess), und wir sind ja eigentlich einiges gewohnt, aber was wir dort vorfanden, lässt sich mal wieder eigentlich nicht in Worte fassen. Wer Sparis Bude in der Belthlestraße kurz bevor er auszog kannte, hat vielleicht eine kleine Vorstellung, ist aber immer noch meilenweit von dieser Junkiebude entfernt. Ich habe noch nie in meinem Leben eine so vollgemüllte, dreckige und eklige Wohnung gesehen. Im Prinzip war jeder Fleck mit Müll übersät und die Bad-Klo-Kombination eigentlich ein Fall fürs Gesundheitsamt. Der Duschvorhang war nicht verschimmelt, er bestand komplett aus Schimmel und auch Viviens Versuch mit Klostein etwas gegen den Gestank auszurichten war ein Kampf gegen Windmühlen . Glücklicherweise waren wir so fertig, dass wir das Ausmaß der Verwüstung und Vermüllung erst am folgenden Tag so richtig wahrnahmen. Jochen meinte zwar, dass man nach dem Duschen dreckiger sei als vorher, aber ich unterdrückte jegliche Gefühlsregung und stellte mich für ein paar Sekunden unters Wasser. Bilder dieses Ortes existieren, werden aber aus rechtlichen Gründen nicht öffentlich gemacht. Frühstück fiel aus, was ich angesichts der Küche ausgesprochen sinnvoll, Jochen aber problematisch fand, und so gingen wir vor dem Flohmarktbesuch in einer lustigen Eckkneipe frühstücken. Die Kneipe war voller Männer, die lautsark diskutierend Bier tranken und das Frühstück bestand aus fettigen Käse-Schinken-Sandwiches- herrlich. Auf dem Markt gab es allerhand, schrecklich war vor allem die Tierstraße, wo es Hundewelpen (ich hätte beinahe einen gekauft), Fische und viele Vögel in viel zu kleinen Käfigen gab, die ich auch am liebsten alle gekauft und frei gelassen hätte, vor allem die unglaublich traurige und zerfledderte Eule, die in einem der Käfige kauerte. Während Lucho zur Arbeit ging, zeigte uns Vivien ihre Fotoausstellung, die neben anderer moderner Kunst in einem ehemaligen Gefängnis ausgestellt war. In jeder der winzigen Zellen war eine Installation und Kunst in weitester Form untergebracht- echt abgefahren und auch ihre Bilder waren für meine Begriffe ziemlich gut. Da wir noch Zeit hatten, bis es zur Fähre ging, besuchten wir Lucho, der beim Fernsehen arbeitet und der gerade dabei war, eine TV-Show, die abends live und open air stattfinden sollte, vorzubereiten. Das war recht interessant und witzig, da Lucho die Prominenten darstellen sollte, die von der Moderatorin, einem Playmate, überschwänglich begrüßt wurden. Schade, dass der Besuch so kurz war, denn so haben wir von Montevideo und Lucho nicht allzu viel gesehen, aber auf der anderen Seite sind wir von der einen Nacht und der einen Dusche auch nicht krank geworden. Es hat halt alles seine Vor- und Nachteile.

Bilder auf Flickr

IMG_0777

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Danke
Für die Teilhabe an der Reise! Ein toller Beitrag -...
i-favoriten - 18. Aug, 05:58
Wilkommen zu Hause!!! Wunderschöne...
Wilkommen zu Hause!!! Wunderschöne Worte - behalte...
vespalocke - 26. Aug, 17:42
Versuch eines Fazits
Jetzt sind wir mittlerweile schon wieder seit über...
rastasafari - 25. Aug, 23:19
es ist wirklich interessant...
es ist wirklich interessant zu lesen, dass nusa lempongan...
vespalocke - 23. Aug, 00:38
Bali ich komm: Nusa Lembogan...
Da unser Rückflug gebucht war, machte sich bei mir...
rastasafari - 17. Aug, 18:58

Suche

 

Status

Online seit 5012 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 18. Aug, 05:58

Credits


1 Bolivien
10 Malaysia
11 Indonesien
2 Peru
3 Ecuador
4 Patagonien
5 Neuseeland
6 Cook Islands
7 Hong Kong
8 Nepal
Delhi, Bangkok, Singapur
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren