Dienstag, 8. März 2011

Der erste große Tramp: Abel Tasman Nationalpark II (13.1.-21.1.)

Obwohl ich nach dem Kampf gegen die Wellen froh war, wieder auf festem Boden zu sein, vermisste ich unser Bootchen beim Losmarschieren dann doch ein bisschen. Aber so ein Great Walk hat zum Beispiel den Vorteil, dass es leckere Pizza auf dem Weg zu kaufen gibt und so waren wir doch auch zu Fuß bester Dinge. Der Weg ist nun wirklich wunderschön, nach kurzen Strecken durch den Busch kommt man immer wieder an eine Bucht, in der man baden könnte, wenn das Wetter schön wäre, dem war in unserem Fall leider nicht so . Aber bei Sturm sieht die Küste noch spektakulärer aus und die Tage waren wir ja einige Male schwimmen. Wir mussten sogar den Gezeitenkalender studieren, denn manche Stellen kann man nur passieren, wenn Ebbe ist- sehr abwechslungsreich die ganze Geschichte. Allerdings zog sich der Weg dann doch sehr und wir kamen brotfertig am Zeltplatz an, wo wir pünktlich zum Regen mit Essen fertig waren. Leider war das Wetter am nächsten Morgen noch schlechter und auch das Ausharren im Zelt brachte nichts, irgendwann bauten wir im strömenden Regen das Zelt ab und marschierten los. Unser Plan sah vor, den restlichen Küstenweg und dann im Inland mit zwei Hüttenübernachtungen zurück zu unserem Ausgangspunkt zu laufen. Allerdings war der Regen so stark, dass wir bei der nächsten Hütte stoppten und dort von Maor, der ebenfalls dort Asyl gesucht hatte, zum Bleiben überredet wurden. Die Hütte war so gemütlich, es brannte ein Feuer im Kamin und die beiden anderen Leute, Peter aus Australien und Yasmin aus Buenos Aires waren super nett, so fiel es uns nicht schwer, unseren Plan zu ändern und zu bleiben. Wir hängten unsere klatschnassen Sachen auf und verbrachten den Nachmittag mit essen und reden. Maor ist eine Besonderheit, denn er ist ein allein reisender Israeli, der in Neuseeland das Käsereihandwerk erlernen will. Eine sehr gute Idee, wie ich finde, denn obwohl sie hier abertausende Kühe haben, sind die Kiwis nicht in der Lage, guten Käse zu machen. Hauptsächlich gibt es Cheddar in jeglichen Variationen und Gouda und Edamer. Peter ist ein katholischer Priester um die 60 aus Auckland, der „Schwerter zu Pflugscharen Aktivist“ ist und schon mal angeklagt war, weil er in eine amerikanische Militärbasis eingebrochen ist und einen Sender zerstört hat. Er wurde dann auch tatsächlich freigesprochen, da er die Richter von seiner Überzeugung überzeugen konnte, Menschenleben gerettet zu haben. Der Zivilprozess läuft noch. Yasmin studiert Literatur und findet „Tausend Jahre Einsamkeit“ genau so langweilig wie ich und arbeitet nebenher in den Slums von Buenos Aires. Es gab also einiges zu erzählen. Leider wurde die Hütte gegen Abend dann doch noch voll, so dass Jochen und ich uns ein Bett teilten. Leider trennten sich unsere Wege schon wieder am nächsten Tag, nur Maor lief noch ein Stück mit uns den Inland Treck und wir verabredeten uns Mitte April in Katmandu. Die Inlandroute ist im Gegensatz zum Coastal Walk quasi menschenleer , da er hauptsächlich durch Wald führt und ziemlich anstrengend ist (immer rauf und runter, kein richtiger Weg und hauptsächlich über glitschige Wurzeln). Wir freuten uns schon auf leere Hütten aber hier in Neuseeland ist immer irgendwer irgendwo und so teilten wir die Hütte mit zwei Jungs aus Freudenstadt, ehemaligen Schülern von Casi. Die Welt ist manchmal so winzig. Mit den beiden war es dann auch ganz nett, aber nicht so wie in der Hütte und so verbrachten wir unsere gemeinsamen Abende hauptsächlich mit Würfel- und Kartenspiel, was ja auch mal angenehm ist. Der Inlandtreck war dann auch wie in der Beschreibung charakterisiert recht anstrengend und nach acht Tagen unterwegs unter der heißen Dusche auf dem Campingplatz merkte ich mal wieder, in was für einem Luxus wir zu Hause eigentlich leben.

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Der erste große Tramp: Abel Tasman Nationalpark I (13.1.-21.1.)

Unsere erste große Wanderung war gleichzeitig auch ein sogenannter Great Walk, was bedeutet, dass er sehr schön, gut ausgebaut, extrem beliebt und deswegen auch sehr überlaufen ist. Nichts desto trotz wollten wir unbedingt diese Tour machen, vor allem weil man hier auch einen Teil der Strecke mit dem Kajak zurück legen kann. Weil diese Wanderung so beliebt ist, muss man sogar seinen Zeltplatz vorbestellen, alles natürlich online. Der bekiffte Typ vom Kajakverleih versicherte uns, dass man heaps, also Unmengen in das Boot packen kann, was leider nicht der Wahrheit entsprach. Und so standen wir am nächsten Tag etwas hilflos mit Bergen von Essen, Schnorchelausrüstung, Büchern, Klamotten und sonstigen Dingen vor einem viel zu kleinen Kajak und schafften es erst nach zweimaligem Aus- und wieder Einpacken alles zu verstauen. Nach einer sehr kurzen Einführung wurden wir für die nächsten drei Tage alleine in die Tasmansee entlassen. Aber mit Jochen hatte ich einen kundigen Steuermann hinter mir, das Wetter war gut und die See ruhig. Trotzdem merkte ich relativ schnell, dass man beim Paddeln Muskeln benötigt, von denen ich nicht mal wusste, dass ich sie überhaupt besitze. Deshalb rasteten wir auch relativ bald, auch weil ich dringend aufs Klo musste, welches sich in Ermangelung anderer Optionen im Meer befand, das affenkalt war. Zur Orientierung hatten wir eine Karte bekommen, die so genau war, dass wir an der Bucht mit unserem vorbestellen Campingplatz gleich mal vorbei paddelten und dies erst eine Bucht weiter an Land bemerkten. Am richtigen Ort angekommen, hatten wir das Problem, dass wir unser heillos überladenes Boot nicht an den Kajakaufbewahrungsort schleppen konnten. Wir mussten erst alles ausladen, was angesichts der Essensmengen fast ein bisschen peinlich war, aber die Passanten wussten ja nicht, dass wir acht Tage unterwegs sein würden. Der Platz war mega voll und entsprechend schwierig gestaltete sich das Einschlafen, da sich die Jungs neben uns erst mal zwei Stunden lang anschrien, was in Israel Unterhaltung genannt wird um danach wahnsinnig laut zu schnarchen. Als Entschädigung konnte ich dafür einen sensationellen Sternenhimmel bewundern. Am nächsten Morgen wurde ich um 6.3o Uhr von der amerikanischen Girlywandertruppe geweckt, die warum auch immer nicht wie normale Jugendliche mit Restalkohol im Zelt lagen, sondern statt dessen fröhlich und lautstark ihre Zelte zusammen packten. Die Paddeloption war wirklich eine super Idee, denn auf dem Wasser war nicht viel los und unser zweiter Zeltplatz auch nur von dort aus erreichbar. Da es am zweiten Tag schon richtig gut lief, was sowohl das Paddeln als auch das Boot beladen betraf, hatten wir noch viel Zeit um am Strand zu liegen und trotz Eiseskälte auch zu schnorcheln. Leider wurde ich von fiesen Quallen angegriffen, so dass ich fluchtartig das Wasser verließ und auch nicht mehr rein ging. Ich bin voll erschrocken, weil ich die Quallen gar nicht gesehen hatte und es auf einmal an der Hand und am Arm saumäßig weh tat. Als die Flut kam paddelten wir in eine andere Bucht, wo wir in eine Art Lagune fahren konnten, wo das Meer und ein Fluss bei Flut aufeinander treffen. Wir waren ganz alleine und es war so still und friedlich, eine wunderschöne Stimmung. Weil wir so lange gewartet hatten, konnten wir dann ganz elegant bis an den Zeltplatz paddeln und mussten unser Zeug kaum schleppen. Am nächsten Tag, der leider auch unser letzer mit Kajak war, machte uns dann der Wind einen Strich durch die Rechnung. Vom Strand aus sah das Meer super ruhig aus, aber im Wasser selbst, kamen wir kaum vorwärts und nach ein paar Sekunden war ich schon klitschnass von den Wellen. Eigentlich wollten wir noch um eine Insel paddeln auf der es Seehunde gegeben hätte, aber ich war heilfroh, dass wir unser Boot in die nächste Bucht brachten, wo es dann abgeholt wurde. Ich hatte zwischenzeitig richtig Angst, dass wir es nicht schaffen würden, weil ich das Gefühl hatte, dass wir uns nur auf der Stelle bewegten. Aber mit meinem Zähltrick, den ich auch beim Wandern anwende, wenn ich nicht mehr kann, schaffte ich es dann doch. Ab jetzt hieß es also wieder Wanden, aber erst mal nur ein kleines Stück zurück zu unserem Campingplatz. Dort saßen wir abends mit zwei älteren neuseeländischen Lehren zusammen, die schon in einigen asiatischen Ländern unterrichtet hatten, was sehr interessant war. Auf dem Weg zum Klo entdeckte Jochen auf einem Baum das erste Opossum, ein eingeschlepptes Tier, das die Kiwis hassen und auszurotten versuchen, weil es die einheimischen Vögel auffrisst. Ich finde, es sieht trotzdem sehr süß aus und kann ja auch nichts dafür, dass es irgendein depperter Mensch hier her gebracht hat. Mit dieser Meinung habe ich bei den Einheimischen hier einen schweren Stand.

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Petri Heil im Queen Charlotte Sound (9.1.-12.1.)

Mir war nach der Fahrt immer noch so schlecht, dass mir nicht mal mein Strawberry-Creamcheese-Muffin geschmeckt hat- und das will was heißen. Also Muffins backen, das können die Neuseeländer, warum sie allerdings so große Probleme mit Brot haben, ist mir ein Rätsel. Egal was sie machen, die Konsistenz ist immer toastbrotartig. Ansonsten sind die Supermärkte riesengroß, was sowohl die Auswahl, also auch die Verpackungsgrößen und auch die Grundfläche betrifft. Das ist nach Südamerika ein kleiner Schock, wo es ja nur diese kleinen Minibuden gab. Jochen gefällt es ausgesprochen gut, aber ich steh immer ein bisschen verzweifelt vor den 20 Sorten Müsli, bin total überfordert und kann mich nicht entscheiden. Beim Einkaufen zeigt sich der Nationalstolz der Kiwis auch sehr deutlich. Ein Laden, bezeichnenderweise mit dem Namen New World, macht Werbung damit, dass er zu 100% Neuseeländern gehört und auch der ganze Profit im Lande bleibt. Auf allen Produkten steht „proud to be made in New Zealand“ und immer eine Geschichte des Produzenten, z.B. die Geschichte von Charlie, der Säfte macht und jede Orange eigenhändig begutachtet, die schlechten aussortiert und in seiner kleinen Presse hinterm Haus für uns „honestly“ die Früchte ausquetscht. Ich bin froh, dass bei uns zu Hause nicht auf dem Brot steht, dass es stolz ist, aus Deutschland zu stammen. Unsere neue neuseeländische Thermoskanne ist aber trotzdem nicht dicht und ich bin mir sicher, dass sie aus China stammt. Jedenfalls hatten wir den Van mit Lebensmitteln vollgestopft und auf einem winzig kleinen DOC Campingplatz im Queen Charlotte Sound Station gemacht. Außer uns waren dort nur noch Toni und Nicki aus der Nähe von Christchurch mit ihrem Hund Edward. Die Sonne schien, wir konnten baden und Jochen fing endlich seinen ersten Fisch. Dies passierte in der ersten Minute der drei Tage, die wir dort verbrachten und es folgte leider kein weiterer. Der Fisch schmeckte aber auf jeden Fall sensationell und sah auch richtig gut aus- am Haken und gegrillt. Jochen war überglücklich und sehr stolz- zu recht. Hier machten wir auch unsere erste Bekanntschaft mit den Wekas, lustige und sehr neugierige Vögel, die nicht fliegen können und alles fressen und klauen, was sie in den Schnabel bekommen. In unserem Fall tranken sie Spülwasser, fraßen die Asche aus dem Grill, plünderten die Mülltüte und stahlen einen Schwamm. Am lustigsten sehen sie aus, wenn sie wegrennen, aber leider sind sie sehr schnell, so dass man auf dem Bild nur noch das Hinterteil sehen kann. Ich liebe diese Tiere und könnte mich über sie schlapp lachen. Eine Spezialität hier auf dem Nordzipfel der Inseln sind Grünlippenmuscheln, die man einfach im Meer von den Steinen wegschneiden darf. Toni brachte von einer Kajaktour eine ganze Ladung mit und so hatten wir statt Fisch eben Muscheln. Sie sind viel größer als Miesmuscheln und sehen deshalb auch ein bisschen fieser aus, schmecken aber ähnlich gut.

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