Freitag, 8. Juli 2011

Streicheln verboten: Baby Orang Utans auf Borneo (14.6.-21.6.)

Einer meiner großen Wünsche ist es, einmal einen Baby Orang Utan auf dem Arm zu halten. Nur noch auf Borneo und Sumatra gibt es überhaupt noch welche in freier Wildbahn und auch dort wird es sie nicht mehr lange geben, da ihr Lebensraum vor allem durch die Palmölindustrie tagtäglich dezimiert wird. Deshalb war klar, dass wir auf unserer Reise auf jeden Fall nach Borneo gehen würden. Ich hatte im Internet schon herausgefunden, dass das Projekt Affenbaby sich nicht so einfach realisieren lassen würde, da alle Volunteertätigkeiten in einer Aufzuchtstation auf mindestens einen Monat angelegt sind und man dann noch nicht mal die Affen anfassen darf. Die Leute, die dort fest angestellt sind, dürfen das allerdings, was ich ziemlich ungerecht finde. Da ich den Rest der Reise eigentlich doch noch ganz gerne mit Jochen verbringen wollte, ist mein neuer Plan, dass ich mich als Rentnerin um die verbliebenen Äffchen kümmern werde. Allerdings hatten wir uns sonst überhaupt nicht mit Borneo beschäftigt und da Kota Kinabalu die größte Stadt mit Flughafen ist, landeten wir also in Sabah, dem malaysischen Teil der Insel. Es hätte aber auch noch Sarawak, das ebenfalls zu Malaysia gehört und das indonesische Kalimantan gegeben, was vielleicht meinen Vorstellungen von Borneo näher gekommen wäre. Aber so waren wir also in Kota Kinabalu, die vielleicht hässlichste Klein- aber trotzdem Provinzhauptstadt der Welt. Im Prinzip besteht sie nur aus Shopping Malls, die entweder noch nicht fertig oder einfach so nur schlecht sind. Das allein wäre ja schon schlimm genug gewesen, aber dazu kam noch, dass Jochen immer noch an seiner Diarrhö laborierte und mich auch noch ein bisschen angesteckt hatte, so dass wir eigentlich nur in unserem hässlichen Hotelzimmer herumlagen. Das Essen roch irgendwie überall ziemlich eklig, so dass wir uns hauptsächlich von Fast Food ernährten. So hatte ich mir Borneo nicht vorgestellt. Während dieser Tage hatten wir aber endlich Zeit, in den Reiseführer zu schauen und stellten fest, dass es nicht möglich ist, Sabah individuell zu bereisen, denn alles funktioniert nur im Rahmen einer teuren Tour. Aber da wir ja nun schon mal da waren und endlich was vom Land sehen wollten, buchten wir drei Tage in einer Dschungel Lodge inklusive Anreise im selbstverständlich klimatisierten Minibus. Auf dem Weg dorthin wurde einem das Ausmaß der Zerstörung ziemlich schnell ziemlich deutlich: wohin man sich drehte und wendete, Palmölplantagen bis zum Horizont. Die Lodge erinnerte uns an unseren Dschungelaufenthalt in Bolivien, denn sie lag ebenfalls direkt am Fluss und die Tagesabläufe waren auch so ähnlich, allerdings gab es hier genug zu Essen, Strom und sogar Wifi. Schon bei unserer ersten Bootstour auf dem Kinabatangan River sahen wir eigentlich alles, was es zu sehen gab . Das Tollste war, dass sich uns ein ziemlich eindrucksvoller Orang Utan, der an einem Ast baumelte, präsentierte. Außerdem sahen wir noch zwei Tierarten, die ebenfalls nur auf Borneo vorkommen, Nasenaffen und Zwergelefanten. Im Boot waren selbstverständlich auch Ornithologen, die ziemlich begeistert waren, aber da wir kein Fernglas hatten, fand ich die meilenweit entfernten und deshalb zentimeterkleinen Vögel eher langweilig. Die anderen Touris in der Lodge waren alle recht nett und lustig und deshalb ging ich auch noch auf die Nachtwanderung mit, die ziemlich witzig war, da wir mit Gummistiefeln durch knietiefen Matsch stapfen mussten und Quatsch machten und vielleicht auch deswegen eher wenig Tiere sahen. Einen kleinen braunen Frosch, eine recht große Stabheuschrecke, einen schlafenden Vogel und eine Art kleine Wildkatze. An den weiteren Tagen fuhren wir wieder mit dem Boot und sahen die gleichen Tiere, aber keinen Orang Utan mehr. Außerdem marschierten wir tagsüber durch den Urwald, wo sich aber auch kein Affe blicken ließ. Der Urwald hier erstreckt sich nicht sehr weit rechts und links des Flusses und dahinter kommen schon wieder Palmölplantagen, die sich an manchen Stellen schon bis zum Fluss ausgebreitet haben. Das ist echt so bitter und ich kann es nur jedem ans Herz legen zu versuchen, Produkte ohne Palmöl zu kaufen, auch wenn das echt schwierig ist.
Leider hatte ich aber immer noch kein Babyäffchen gesehen. Die meisten Touristen, die wir getroffen haben, haben uns das Sepilok Orang Utan Centre empfohlen, in dem Affen, die man irgendwo gefunden oder die man aus den Palmölplantagen geholt hat, wieder aufgepäppelt und so gut es geht ausgewildert werden. Da im Moment keine Fruchtsaison war, fanden die Orang Utans zu wenig zum Fressen und wurden deshalb zwei Mal am Tag zusätzlich dort gefüttert. Wir hatten uns pünktlich eingefunden, um noch einen guten Platz zu bekommen, da wir mit Massenandrang gerechnet hatten. Glücklicherweise waren aber nur ein paar Leute dort und wir hatten super Sicht. Und das war dann schon ganz schön spannend, alle warteten ganz still und starrten gebannt in den Wald und irgendwann fing es an zu rascheln und dann schwang sich der erste Orang Utan zur Plattform, gefolgt von zwei Weibchen mit Babys- yippie! Die waren eigentlich auch die interessantesten, denn zum einen hängen natürlich ihre süßen Babys an ihnen und zum anderen haben sie eine sehr interessante Art, die Babys zu füttern. Die Weibchen fressen erst mal selber, dann holen sie sich große Blätter auf die sie einen Teil des Essens raus würgen. Diese Art Teller reichen sie dann ihrem Baby, das davon isst. Es war einfach großartig, die Affen von so nah und halb wild sehen zu können. Ich hab mich auch immer unter die Mütter gestellt, in der Hoffnung, dass vielleicht mal ein Baby runterfällt, was aber leider nicht passierte. Ich finde diese Affen so süß und witzig und selbstverständlich waren wir die allerletzten, die das Zentrum- gegen meinen Willen- verließen. Am nächsten Tag besuchten wir noch einen anderen kleinen Park, in dem es einen Canopywalk gab. Das war ganz nett, da wir ziemlich hoch quasi zwischen den Baumwipfeln herumlaufen konnten. Blöderweise waren wir aber zur allergrößten Mittagshitze dort, wo sich positiverweise kaum andere Touristen, dafür aber auch keine Tiere und schon gar keine Affen zeigten. Alle anderen Möglichkeiten, Orang Utans zu sehen wären ziemlich kompliziert und zeitaufwändig gewesen und so beließ ich es schweren Herzens bei dieser einen Begegnung.

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