Donnerstag, 16. Juni 2011

Im Treppenhaus zum Annapurna Basecamp (9.5.-22.5.)

Pünktlich um Jochens Geburtstag mitzufeiern und um einige Leckereien beisteuern zu können, kam Carola, Jochens Schwester, zu uns nach Kathmandu. Aber natürlich kam sie nicht nur zum Feiern, sondern auch zum Wandern, Wallfahren und Extremshoppen, aber dazu später. Erst einmal gabs lecker Brezeln und von Jochens Mama selbst gebackenen Geburtstagskuchen, alles mit entsprechender Deko und sogar einer Kerze, die etwas schief, aber wunderbar Happy Birthday tuten konnte. Damit Jochens neues Lebensjahr gleich einen optimalen Start nahm, gingen wir zum Swayambunath Tempel, der nicht aus Spaß auch Affentempel genannt wird und drehten so viele Gebetsmühlen wie möglich. Abends feierten wir in der Pizzeria Fire and Ice und weil Carola an die tutende Geburtstagskerze gedacht hatte, bekam Jochen von dem sehr aufmerksamen Kellner (schwul?!) einen Brownie mit Eis, der sehr lecker schmeckte. Der Mojito dagegen gar nicht und auch auf Nachfrage konnte uns der Kellner nur wenig überzeugend erklären, warum er eine dunkle Farbe hatte (nepalische Minze färbt sich schwarz beim mit Alkohol übergießen?!?!) Mensch, freu ich mich auf einen leckeren farblich adäquaten Mojito bei Theo! Bevor wir in Richtung Pokhara aufbrachen, gingen Carola und ich unserer Haupt- und Lieblingsbeschäftigung nach: Shoppen in Thamel. Es herrscht ein solches Riesen- oder besser gesagt Überangebot, dass man gar nicht weiß, wo und vor allem was man kaufen soll und auch die hilfsbereiten Ladeninhaber machen es einem nicht leichter (‚Hello Madam, have a look, good price, more colour inside…‘)Da die Nepalis aber lustige Leutchen sind, macht das Handeln und Feilschen eigentlich Spaß, man muss einfach auch immer lachen und fröhlich bleiben und am Ende einen wahrscheinlich doch zu hohen Preis zahlen (‚you happy, me happy!‘). Am Ende unserer Reise kannten uns schon einige Verkäufer, was uns schon ein bisschen peinlich war und ich durfte in einem Shop mit Jochen ein Verkaufsgespräch machen. Allerdings war ich nicht erfolgreich. Wenn einem alles zu viel wird, kann man sich immer auf ein Getränk in irgendein Café, z.B. das Pumuckl, flüchten und entspannen. Thamel hat zwar mit dem eigentlichen Nepal nichts zu tun, aber Spaß machen tut so was ja trotzdem und außerdem hatten wir ja noch Großes vor. Ursprünglich wollt ich eigentlich die Annapurnaumrundung machen, da ich davon schon so viel gehört und Bilder gesehen hatte. Außerdem wäre das eine gute Vorbereitung und Akklimatisierung für Tibet gewesen, das danach geplant war. Das war allerdings auch der Knackpunkt, denn obwohl Carola sich fünf Wochen Zeit genommen hatte, lief selbige uns davon. Da merkt man erst wieder, was für ein wahnsinniges Glück wir haben, dass wir ein ganzes Jahr praktisch ohne Zeitdruck reisen können. Jedenfalls hätte der Circuit wahrscheinlich zu lange gedauert und Carola war sich auch nicht ganz sicher, ob sie eine so lange Wanderung machen wollte. Aber der Annapurna Base Camp Treck war eine mindestens genau so gute und kürzere Alternative und das war also unser Plan. Bevor es losging kauften Carola und ich uns bei einem alten, hutzeligen Tibeter ein Bändchen für Glück und gutes Wetter, dann nahmen wir unsere Stöcke in die Hand und stiegen die ersten Treppen hoch. Weil wir so spät losgekommen waren, endete der erste Wandertag auch schon nach zwei Stündchen in einer netten Lodge, von der aus wir schon erste Blicke auf den Himalaya werfen konnten. Und wie es angefangen hatte ging es auch weiter, immer treppauf treppab in Richtung Annapurna Base Camp, was ganz schön anstrengend war. Ein Glück, dass wir die Stöcke hatten, die entlasten die Knie doch um einiges, wobei es sich schon am ersten Tag rächte, dass wir die Billigversion genommen hatten, denn Carolas Stock verbog sich schon bei der ersten Belastung, konnte aber von Jochen zum Glück wieder gerichtet werden. Wir kamen zwar in einige heftige Regenschauer, warum ist mir unbegreiflich, da wir ja das Glücksband dabei hatten. Aber vielleicht konnten wir deswegen trotzdem schon von Anfang an den Machapuchare (Fishtail) und den Annapurna South immer mal wieder sehen. Ein kulinarischer Highlight war auf jeden Fall das Dal Bhat, das hier mit einer Besonderheit aufwartet. Neben den üblichen Zutaten (Reis, Linsensuppe, Kartoffel/grünes Gemüsecurry und Pickles) gab es statt dem normalen Spinat, der gar kein Spinat ist, sondern irgendein grünes mangoldartiges Gewächs, Farn aus dem Wald zu essen. Das schmeckt wirklich richtig gut, irgendwie spargelartig! Wir kamen trotz kleinerer Knieprobleme bei Jochen und Carola, schwierigen Flussdurchquerungen und Brückenüberschreitungen gut voran und erreichten vor dem großen Regen (Glücksbändchen!) das Machapuchare Base Camp, wo es zum ersten Mal so richtig kalt war. Wir zogen alles an, was wir dabei hatten und tranken Unmengen von Lemon -Ginger-Tee im Aufenthaltsraum. Dort war auch eine lustige Pilgergruppe aus Kalkutta (City of Love) und ein französisches Pärchen zugegen, das den Plan hatte, am nächsten Tag vor Sonnenaufgang zum Annapurna Base Camp zu gehen und dann am gleichen Tag wieder abzusteigen. Nach langem Hin- und Her schlossen wir uns an und gingen ins Bett um morgens auch pünktlich rauszukommen. Das war gar nicht so einfach, denn an Schlaf war nicht zu denken, da die indische Pilgergruppe im Zimmer neben an war. Nachdem Jochen sie aber kurz besucht hatte, war einigermaßen Ruhe im Karton. Trotzdem kamen wir nicht ganz so früh los und sahen den Sonnenaufgang quasi so nebenher beim Aufstieg. Leider war ich höhenbeding (4100 Meter) nicht ganz so fit, aber das Panorama war dann doch ziemlich überwältigend und ich konnte mich noch dazu motivieren, die Gegend ein wenig zu erkunden. Jochens Bergsteigerheld Anatoli Boukreev hat zwar das Everestdesaster überlebt, wurde dann aber tragischerweise hier am Annapurna von einer Lawine in den Tod gerissen. Ein großer Chorten in der Nähe erinnert an ihn und die vielen anderen, die hier schon gestorben sind, denn der Annapurna ist zwar nicht so hoch wie der Everest (knapp über 8000 Meter), aber viel schwerer zu besteigen, wegen Lawinen eben. Das kann man sich gar nicht vorstellen, wenn man bei einem Tee mit Blick auf die Wand in der Sonne sitzt. Mit einem guten Fernglas könnte man bestimmt die Bergsteiger sogar sehen. Der Rückweg war weniger anstrengend und wir kamen gut voran, wobei Carola blöderweise Probleme mit ihren Schuhen hatte und wir nach einer Weile zwei Reinhold Messner artige Zehen zu Bestaunen hatte (Fotos auf Anfrage). Ein Glück, dass der Weg nicht so weit war und es zwischendurch Pizza und Schokoladenkuchen gab. Als wir am Endpunkt der Tour ankamen, war der ganze Busbahnhof (also kleine Buden, in denen man Essen und Trinken kaufen kann mit Bänken davor)voller wartender Menschen, denn es war mal wieder ein Streik ausgerufen worden, der bis in die Abendstunden anhielt. Ich konnte die gesamte politische Situation nicht ganz überblicken, aber wenn ich die Leute, mit denen ich mich unterhalten habe, richtig verstanden habe, dann ist niemand mit der Maoistischen Regierung zufrieden, da alle Dreck am Stecken haben, ihre Waffen nicht abgeben wollen und es nicht schaffen, eine Verfassung hinzubekommen. Und so ruft ständig irgendeine Volksgruppe zum Streik auf, den auch alle einhalten müssen, auch wenn sie nicht wollen, da sie sonst mit Strafen zu rechnen haben. Einem Taxifahrer haben sie zum Beispiel das Auto zerstört und ihn selbst zusammengeschlagen. Touristen sind davon natürlich nicht wirklich betroffen, schließlich ist Tourismusjahr in Nepal, was alle Nepalis als Witz ansehen und so konnten wir mit einem Taxi nach Pokhara zurückfahren. Das war schon ein bisschen sonderbar, weil wir einige Straßensperren und Menschenaufläufe passieren mussten. Auf der anderen Seite war es aber auch schön, denn die Straßen waren alle autofrei und die Leute flanierten auf und ab und die Kinder spielten Fußball. Wir blieben dann noch ein paar Tage in Pokhara um uns ein bisschen auszuruhen, lecker zu essen und festzustellen, dass die Einkaufsmöglichkeiten in der Hauptstadt doch besser sind als hier auf dem Land.

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