Donnerstag, 25. August 2011

Versuch eines Fazits

Jetzt sind wir mittlerweile schon wieder seit über einem Monat in Deutschland, Zeit den Blog endgültig abzuschließen. Der erste Kälte- und Hitzeschock ist überstanden, die meisten Freunde besucht, das erste Tief, dem bestimmt noch einige folgen werden, durchschritten. Jetzt sind also die 11 Monate Reisen tatsächlich vorbei, was ich eigentlich immer noch nicht glauben kann. Gestern habe ich mit meinem Papa eine Reportage über die Mongolei gesehen und mir kam überhaupt nicht in den Sinn, dass ich vor drei Monaten ja selber noch in Tibet war, im Gegenteil, ich habe mir gleich überlegt, wann wohl die beste Reisezeit ist und ob es wohl möglich ist, individuell durch die Mongolei zu reisen. Festzuhalten ist also, dass ich vom Fernweh in keinster Weise geheilt bin, sondern durch die Reise eigentlich erst gemerkt habe, wie viele Orte es noch gibt, die ich sehen und bereisen will. Meine Mama hat mich gefragt, in welchem Land ich mir jetzt vorstellen könnte, zu leben. Vor der Reise hätte ich bestimmt gesagt, überall nur nicht in Deutschland, aber jetzt habe ich geantwortet, dass ich mir im Moment nicht vorstellen kann für immer in einem anderen Land als Deutschland zu leben. Ich denke, dass es mir auf ein paar Jahre begrenzt in vielen Ländern gefallen könnte, aber eben nicht für immer, vor allem weil meine Familie und meine Freunde dann nicht da wären. Außerdem habe ich vor allem durch die vielen Diskussionen mit anderen Reisenden festgestellt, dass auch ganz viele Dinge in Deutschland eigentlich ganz gut laufen und als ich mit dem Rad durch den Wald zuhause gefahren bin, war ich fast genauso glücklich (aber nur fast) wie auf den vielen Trauminseln auf denen wir waren. Das hat die Reise also doch gebracht: ich mag Deutschland, jedenfalls im Moment. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich durch dieses Jahr Auszeit zufriedener und gelassener geworden bin und Dinge so nehmen kann wie sie sind. Wobei mir das natürlich während der Reise und auch jetzt in den Ferien ziemlich leicht fiel und die große Frage ja ist, wie das sein wird, wenn der Schulalltag wieder da ist. Aber für den Moment bin ich äußerst zufrieden und glücklich. Natürlich stellt sich auch die Frage, welches Land mir am besten gefallen hat, was ich nicht beantworten kann, da jedes Land auf seine eigene Weise toll war. Das hindert mich aber nicht daran, eine unvollständige Highlightliste zu erstellen.

Schönstes Land: Bolivien, weil: abwechslungsreichste Landschaft, indigenste Bevölkerung, tollste Musik, langsamstes Spanisch und erstes bereistes Land

Schönste Insel: Aitutaki wegen der Lagune und weil es mitten im Südpazifik liegt und Gili Air wegen allem

Schönste Stadt: Valparaiso, weil: coole Kneipen, bunte Häuser und alte Aufzüge

Bestes Essen: Asado in Calafate

Tollste Unterkünfte: Hütte in Coroico, Hotel Espana in Lima, Hostel Limon Verde in Valparaiso

Ort, an dem ich mit am einsamsten und weitesten weg aber trotzdem wahnsinnig gut gefühlt habe: Cabo San Isidro und Feuerland

Freundlichste Menschen: Indonesier

Und was fehlt mir am meisten? Zuallererst natürlich diese riesengroße Freiheit, keine Verpflichtungen zu haben und tun und machen können, was man will. Außerdem natürlich die Spannung und Neugier, mit der ich eigentlich jeden Tag aufgewacht bin. Die großen Fragen, was man zum Frühstück bestellen soll und welchen tollen Ort man heute wohl besichtigen wird. Außerdem fehlen mir die anderen Menschen, Sprachen, Kulturen und Religionen. Es ist so unglaublich bunt und spannend da draußen in der Welt. Mir fehlen die Trachten Boliviens, die Musik, die dort überall läuft, mir fehlt es im Bus zu sitzen und nicht zu verstehen, worüber die Menschen sprechen, aber dann trotzdem mit ihnen über irgendwas Lustiges zu lachen. Mir fehlt die Weite Patagoniens, die Lamas und der Cocatee. Ich vermisse das Meeresrauschen und die Sonnenuntergänge am Strand. Mir fehlt das Gebimmel am frühen Morgen in Nepal, die Gebetsfahnen und das Namaste aus allen Ecken. Mir fehlt die Fröhlichkeit und Offenheit der Indonesier, die Muezzin Rufe und das Laufen in Flip Flops. Jeden Tag erinnere ich mich an neue Dinge, die ich vermisse, aber auf der anderen Seite bin ich auch so dankbar, dass ich überhaupt die Möglichkeit bekommen habe, all diese Dinge überhaupt vermissen zu können und deshalb nicht nur traurig und wehmütig, sondern eben auch irgendwie glücklich. Die Frage ist, was bleibt überhaupt von diesem Jahr und wie wird es weitergehen. Auf beides habe ich noch keine Antwort, aber am Ende unserer Reise hat mir jemand einen so simplen aber so wahren Satz mit auf den Weg gegeben, den ich ab jetzt wie ein Mantra mit mir herum tragen werde: This was just the beginning! Zu guter Letzt steht selbstverständlich ein riesengroßes Dankeschön an alle, die uns in welcher Form auch immer auf der Reise begleitet haben und natürlich an die fleißigen Blogleser und Kommentatoren, die bis zum Ende durchgehalten haben. Und selbstredend an alle, die uns das Wiederkommen so schön gemacht haben.

Mittwoch, 17. August 2011

Bali ich komm: Nusa Lembogan (15.7.-21.7.)

Da unser Rückflug gebucht war, machte sich bei mir zwar keine Reisemüdigkeit breit, aber das Gefühl, dass es sich jetzt eigentlich gar nicht mehr lohnt, noch groß wohin zu fahren. Das Zeitgefühl beim Reisen hat sich durch das Sabbatjahr ganz schön verändert und wir müssen uns erst mal wieder dran gewöhnen, dass eine Woche Urlaub mehr als genug ist beziehungsweise in nächster Zeit sein muss. Jedenfalls hatten wir keine rechte Lust mehr das Inland zu bereisen, sondern wollten lieber noch mal ans Meer zum Tauchen. Nusa Lembogan liegt in strategisch geschickter Nähe zum Flughafen und soll tauchtechnisch lohnenswert sein, also. Die Fahrt dauerte zwar nur eineinhalb Stunden und Stevie Wonder, unser Kapitän, brachte uns auch sicher ans Ziel, aber der Seegang war für meinen Magen trotzdem stark genug. Beim Ankommen waren wir erst mal ein wenig enttäuscht, denn im Gegensatz zu Gili Air ist Nusa Lembogan ziemlich touristisch, es gibt Bananaboat Riding, Parasailing und eine kleine geteerte Hafenpromenade. Im Ort, in dem wir wegen des Tauchens bleiben wollten, gab es auch nicht wirklich schöne Unterkünfte und so waren wir doch ein bisschen traurig, dass wir nicht auf Gili Air die letzten Tage unserer Reise verbringen würden. Doch wir setzten unsere ganze Hoffnung aufs Tauchen und wurden zum Glück nicht enttäuscht. Die Tauchschulen, die wir uns im Internet ausgesucht hatten, waren allerdings ausgebucht und so landeten wir bei Nusa Lembogan Dive Adventures. Die waren zwar nicht schlecht und die Leute nett, aber die Organisation war ziemlich chaotisch. Wir sind halt doch recht deutsch und hätten es gern ordentlich und effizient. Unser erster Tauchgang war auch gleich mal ein Driftdive bei ziemlich hohem Seegang, so dass ich schon beim Abtauchen gestresst war und dementsprechend viel mehr Luft als sonst verbrauchte. Eigentlich hat man hier die Chance, den Mola Mola (Mondfisch) zu sehen, der auch so riesengroß ist, dass selbst ich ihn entdeckt hätte, aber leider ließ er sich nicht blicken. Dafür hatten wir eine Begegnung mit einer wirklich gigantischen Muräne, die so riesig war, dass sie ohne weiteres meinen Kopf hätte verschlucken können. Am nächsten Tag zwängte ich mich in zwei Tauchanzüge, denn Mantas haben es gern kalt und trübe und die wollten wir sehen. Und so schwammen wir im eiskalten Wasser kreuz und quer und hin und her und sahen keinen Manta weit und breit, dafür aber einen wunderschönen Tintenfisch und gegen Ende des Tauchganges tauchten dann tatsächlich vier Mantas auf. Es ist einfach unbeschreiblich, wie schön es aussieht, wenn diese riesengroße Fische durchs Wasser schweben. Jochen hatte sogar das Glück, dass ein Manta genau über ihn drüber schwamm. Ein Glück, dass ich trotz Zähneklapperns und Zitterns bis zum Schluss im Wasser geblieben war. Jetzt waren wir auch schon einige Tage auf Nusa Lembogan gewesen und langsam fing ich an, die Insel zu mögen. Im Unterschied zu Gili Air gibt es hier eine kleine Seaweed Industrie, was dazu führt, dass der Strand vor allem abends mit Bauern bevölkert ist, die bei Ebbe ihre Ernte einholen. Über der ganzen Insel liegt deshalb auch ein etwas gewöhnungsbedürftiger Duft, da das Seegras überall zum Trocknen in der Sonne zum Trocknen ausliegt. Am besten hat mir gefallen, dass sich die Einheimischen abends alle am Strand versammeln und Drachen steigen lassen. Kinder machen das sowieso den ganzen Tag, aber abends eben auch Erwachsene, da die Balinesen Drachen als Gebetsfahnen benutzen. Sie sind mit einer Holzkonstruktion ausgestattet, so dass der Drache summt und brummt und das sind die Gebete, die so zu den Göttern getragen werden. Ist das nicht eine wunderschöne Art zu beten? Und wie auch auf Bali werden jeden Morgen kleine Opfergaben im Haus und Dorftempel dargebracht, die am Abend zuvor kunstvoll von den Frauen gebastelt werden. Meistens sind es kleine Schachteln aus Palmwedeln geflochten, in die Blüten, Räucherstäbchen und Reis gelegt werden. Manchmal aber auch Süßigkeiten oder Zigaretten. Diese werden überall auf den Boden gelegt, um die Geister zu besänftigen und man muss richtig aufpassen, dass man nicht in eine Opfergabe tritt. Man sieht eigentlich auch jeden Tag mindestens eine Prozession, bei denen Balinesen in wunderschönen Kleidern kunstvolle Obst- und Blumengestecke auf dem Kopf balancierend als Opfergaben zum Tempel bringen. Es ist einfach unglaublich, wie viel Zeit und Aufwand sie in ihre Religionsausübung stecken, ich glaube auch deshalb hat mir Bali so gefallen. Für unsere allerletzen Tage hatten wir noch eine schöne Unterkunft außerhalb des Dorfes gefunden, an dem wir eigentlich nicht mehr viel machten, außer Sonne für Deutschland zu tanken. Zum Glück hatten wir dort nette Leute kennen gelernt, so dass unser letzter Abend nicht ganz so traurig wurde wie befürchtet und wir bekamen sogar noch ein balinesisches Frühstück zum Abschied von unseren Nachbarn. Auf dem Flughafen machten wir doch noch einen klitzekleinen Abstecher ins berühmt berüchtigte Kuta, aber ich kann weder besonders Positives noch Negatives berichten und dann war es tatsächlich soweit und wir saßen im Flieger in Richtung Deutschland. Elf Monate Reisen sind tatsächlich einfach so vorbei.

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Montag, 1. August 2011

Bali mach uff: Ubud (11.7.-14.7.)

Für jeden, der „Eat, Pray, Love“ gelesen und/oder gesehen hat, ist Ubud ein Begriff und auch unabhängig davon, schaut sich eigentlich jeder diesen Ort mal an- so did we. Auf den ersten Blick kann man den Charme, den Ubd hat (oder haben soll) schnell mal übersehen, denn die paar Straßen, aus denen der Ortskern besteht, sind total überlaufen und einfach nur touristisch. Restaurant reiht sich an Cafe, Cafe an Souvenirladen und so fort, was auf der anderen Seite den Vorteil hat, dass man sehr gut essen und einkaufen kann. Wir suchten uns eine Bleibe in Richtung der Reisfelder und dort, also nur ein paar Minuten abseits des Trubels, ist Bali dann so, wie ich es mir vorgestellt hatte: Reisterrasse reiht sich an Reisterrasse bis zum Horizont. Bei unserem Spaziergang dort blieb Jochen nicht nur mit dem Fuß im Reisfeld stecken, sondern wir konnten auch den Leuten bei der Arbeit zusehen, was natürlich auf den Bildern hübsch aussieht, aber auch mal wieder klar vor Augen führt, wie ungerecht die Verhältnisse auf der Welt sind. Ich wird hoffentlich dran denken, wenn ich mir das nächste Mal einen Sack Reis kaufe. Aber immerhin gibt es überhaupt noch Reisterrassen, denn Ubud platzt aus allen Nähten und die teuren Ressorts verdrängen schon zum Teil die Reisfelder. In und um Ubud herum gibt es viele Tempel zu besichtigen und da wir bisher kulturell eher inaktiv waren, schwangen wir uns aufs Moped um dem abzuhelfen. Allerdings hatten wir die Straßenverhältnisse hier unterschätzt und saßen für einen Tempel quasi den ganzen Tag auf dem Roller. Es gibt kaum Straßen von West nach Ost, so dass man riesige Umwege fahren muss, die sich ins Unendliche ziehen, da es kaum Straßenschilder gibt und die Leute in den Dörfern kein Englisch und wir natürlich auch kein Balinesisch sprechen. Aber wir fanden schlussendlich die berühmten Reisterrassen, selbstverständlich andere und noch schönere als die um Ubud herum, und auch den Tempel, den wir uns anschauen wollten. Der Eintritt ist nicht für jeden gestattet, wie man dem Schild entnehmen kann, aber nachdem Jochen sich einen Sarong geliehen hatte, wurde uns der Zugang gestattet. Allerdings fanden wir die Anlage nicht so überwältigend, was vielleicht auch daran lag, das fast alles wegen einer Zeremonie geschlossen hatte. Ubud ist auch berühmt für Kunst, Esoquatsch und biodynamisches Essen und deshalb kann man auch viel Yoga machen. Direkt in unserer Straße gab es ein schönes Studio, in dem das Yoga auch gar nicht so schlecht war. Im Anschluss daran nahm ich noch eher unfreiwillig an einer Art Energietransferheilung teil, die ich ziemlich schräg fand. Ich probierte noch die Yoga Barn aus und da wurden mir mal wieder meine persönlichen Grenzen aufgezeigt, denn ich war quasi umringt von asiatischen Schlangenmenschen und obwohl man sich ja beim Yoga nicht beeinflussen lassen soll, hab ich mich wohl doch ein wenig überanstrengt, denn mir taten noch Tage danach die Hüften, Arme und Oberschenkel weh. Eigentlich wollte ich mir in Ubud auch unbedingt eine Tanzvorführung anschauen, denn dafür ist die Stadt auch berühmt. Auf der Straße wird man jedoch dauernd mit Angeboten überhäuft, so dass wir dazu gar keine Lust mehr hatten. Dafür besichtigten wir noch zwei weitere Tempel und da wir schon wieder ziemlich spät dran waren, war kaum was los, im letzten Tempel war sogar schon das Kassenhäuschen geschlossen und wir hatten die ganze Anlage für uns selbst. Direkt in Ubud gibt es noch den Monkeytempel, der im Gegensatz dazu komplett überlaufen war. Der Schwerpunkt liegt dort auch eindeutig auf den Affen, denn die Tempel sind ziemlich unspektakulär und waren sowieso mal wieder geschlossen. Dafür gab es ziemlich offensive Äffchen, die keinerlei Berührungsängste haben und den Touristen alles entwenden, was nicht niet- und nagelfest ist. Wir hatten zwar überhaupt nichts dabei, trotzdem durchsuchte mich das Äffchen ziemlich genau, was ich super fand. Es war zwar kein Orang Utan Baby, aber Äffchen ist schließlich Äffchen.

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Dienstag, 19. Juli 2011

Willkommen im Paradies: Gili Air (26.6.-10.7.)

Es liegt in der Natur eines Sabbatjahres, dass es auf ein Jahr begrenzt ist, aber natürlich habe ich diesen Gedanken immer schön und ganz weit von mir weg geschoben. Aber obwohl ich es nicht wahrhaben will, ist es bald so weit und wir mussten uns überlegen, wo wir unser Sabbatjahr gebührend ausklingen lassen wollten. Eigentlich alle Leute, die wir in Malaysia gefragt hatten, waren von Indonesien ziemlich begeistert gewesen und da uns auch Nina und Jochens Kollegin Doro (vielen Dank noch mal an dieser Stelle für die vielen tollen Tipps) von Bali vorgeschwärmt hatten, fiel unsere Wahl also darauf. Durch die ganzen Berichte der anderen hatte ich noch mal richtig Lust bekommen, dieses Land zu bereisen und schon beim Betreten von Bali hatte ich ein super Gefühl. Aber Indonesien ist einfach zu riesig für knapp drei Wochen, aber immerhin reichte es soweit, um mit der Fähre von Sanur über Lombok auf die Gili Islands zu fahren. Unsere erste Nacht verbrachten wir eher unfreiwillig auf der sogenannten Partyinsel Gili Trawangan, was aber gar nicht schlimm war, denn dort war es eigentlich auch ziemlich relaxed und wir hatten eine wunderschöne Unterkunft. Ich hatte mir ja schon Schlimmes vorgestellt, aber außer einer ziemlich guten Reggae Band blieb alles ruhig. Alle drei Gilis sind ziemlich klein, spärlich besiedelt und es gibt außer Fahrrädern und kleinen Pferdekutschen keinen Verkehr, wir hatten uns aber von den dreien die ruhigste, Gili Meno, ausgesucht. Die Bootsfahrt dauerte nicht sehr lange und tatsächlich gab es hier viel weniger Restaurants und Unterkünfte, was sich aber als Nachteil heraus stellte, da fast alles ausgebucht war. Nachdem wir mit unserem Gepäck ewig lang herumgeirrt waren, kamen wir schlussendlich im Inselinneren unter, was nicht schlecht, aber auch nicht optimal war, da eben kein Strandblick (Jammern auf hohem Niveau). Zum Abendessen hatten wir uns mit Christophe, einem Franzosen, den wir auf der Überfahrt kennen gelernt hatten, verabredet. Auf allen drei Inseln wird Fischbarbecue großgeschrieben und so suchten wir uns aus der Auslage auch etwas aus. Allerdings hatte ich schon am vorherigen Tag einen Barracuda gegessen, der sehr gut war, der mir aber gar nicht geschmeckt hat, weil ich immer an die Barracudaschwärme, die wir beim Tauchen gesehen hatten, denken musste. Aber der Fisch sah wieder so lecker aus, also dachte ich mir, ich versuch‘s noch mal. Auch diesmal ging‘s nach hinten los, denn ich hatte mir Blue Marlin bestellt, und nachdem mir Christophe gesagt hatte, dass die nun mal wirklich selten sind, verging mir der Appetit auf Fisch dann voll ganz. Also kein Fleisch, kein Fisch, aber weil es hier so leckeres vegetarisches Essen gibt, fehlt mir gar nichts. Gekocht wird mit Kokosraspeln, Kokosmilch, Erdnüssen oder Erdnusssoße und zusätzlich habe ich hier eine Tofuvariante namens Tempe entdeckt, die ausgezeichnet schmeckt und so falle ich keinesfalls vom Fleisch (im Gegenteil) und leide auch nicht an Mangelernährung. Der weitere Abend verlief ausgezeichnet, wir tranken Pastis und saßen mit den Locals, die nach Herzenslust Gitarre spielten und sangen, bis ziemlich spät in der Nacht an der Bar. Trotzdem verließen wir Gili Meno und schauten uns noch die letzte Insel Gili Air an, wo wir dann auch endlich unsere persönliche Trauminsel fanden und die nächsten 10 Tage auch blieben. Wir waren aber auch sehr geschäftig, denn wir absolvierten unter anderem unseren Advanced Tauchkurs. Die Bedingungen waren super gut, da wir zum ersten Mal richtig klasse Sicht hatten (zum Teil fast 30 Meter) und das Wetter und die Tauchschule gut waren. So viele Sicherheitschecks wie da hatte ich in meinen bisherigen Tauchgängen insgesamt nicht. Mit dem Tieftauchen hatten wir keine Probleme (war ja unfreiwilligerweise auch nichts Neues für uns ) und auch das Navigieren war gar nicht so schwer. Das Wichtigste für mich war die Verbesserung meiner Wasserlage gewesen, was leider nicht eintrat, denn die Übungen, die Jochen übrigens mit Bravour durchführte, waren bei mir eher eine mittelmäßige Katastrophe. Aber nach gegenseitigem Achselzucken entließ mich unser Tauchlehrer, denn durchfallen kann man zum Glück beim Advanced Diver nicht. Das Tauchen selber war im Vergleich zu Sipadan nicht so spektakulär, wir sahen zum Beispiel nur einen Hai, aber schon allein wegen der tollen Sicht war es ein Erlebnis. Hier sah ich Blindfisch auch endlich mal die Gartenaale und sogar einen Cuttlefish, allerdings konnte ich von den sich paarenden Riesenmuränen unerklärlicherweise nur eine entdecken. Das Tolle an Gili Air ist aber, dass man gar nicht unbedingt tauchen muss um meine Lieblinge, die Schildkröten zu sehen, denn die sieht man keine 10 Meter vom Strand am Riff die Korallen abweiden. Und das Beste ist, dass man nicht mal schwimmen muss, da einen eine gemächliche Strömung einfach mitnimmt. Eine unserer Lieblingsbeschäftigungen war, den Japanern und/oder Chinesen und vor allem den Japanerinnen/Chinesinnen beim Schnorcheln zuzuschauen. Sie watscheln grundsätzlich nur bei Ebbe in voller Montur, also Flossen an, Maske auf und Schnorchel im Mund ins knietiefe Wasser. Zur Sicherheit tragen sie Schwimmwesten, was es ihnen relativ schwer macht, den Kopf ins Wasser zu bringen, sie jedoch davor bewahrt mit dem Bauch über den Meeresboden zu streifen. Es macht aber auch gar nichts aus dass sie den Kopf nicht unter Wasser haben, denn sie halten sich zum Glück nur im sandigen Bereich auf, wo es eh nichts zu sehen und zum Glück auch nichts zu zerstören gibt. Damit nichts passieren kann, werden die Frauen an die Hand genommen und wie ein Korken auf dem Wasser treibend 20 Zentimeter vom Strand entfernt von ihren Männern durchs Wasser gezogen. Nach unserem letzten Tauchgang wollten wir eigentlich nur noch unsere Ausweise abholen, aber in der Tauchschule erwartete uns großer Bahnhof, denn ich war tatsächlich die 1000ste Studentin gewesen und bekam eine tolle Torte mit meinem Namen darauf- ich dachte immer, dass es sowas in Echt gar nicht gibt. Ein weiterer absoluter Pluspunkt auf Gili ist das Yogazentrum, das es hier gibt. Ich war fast jeden Tag dort um in einem offenen Pavillion mit Geckogeräusch und Muezzingesang meine Übungen zu absolvieren. Die Leute dort waren unheimlich nett und das Yoga einfach herrlich. Wenn ich morgens immer über die Insel gelaufen bin, war ich so glücklich und wäre am liebsten für den Rest meines Lebens hier geblieben und hätte Yogastunden gegeben. Die Tage hier gingen rum wie nix und wir schoben unsere Abreise immer weiter hinaus, aber da wir noch ein bisschen von Bali sehen wollten mussten wir uns von diesem wunderbaren Ort leider verabschieden.

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Freitag, 8. Juli 2011

Haie sind auch nur große Fische: Tauchen vor Sipadan (22.6.-26.6.)

Nach diesen ersten Eindrücken von Borneo waren wir nicht wirklich überzeugt von dieser Insel, die ich mir viel ursprünglicher und weniger erschlossen vorgestellt hatte. Aber wir hatten gehört, dass das Tauchen hier weltklasse sein soll, weshalb Jochen sich relativ lange mit Internet und Telefon beschäftigte, denn so einfach wie wir es uns vorgestellt hatten, war es natürlich mal wieder nicht. Das Tauchgebiet, in das jeder möchte, liegt vor der unbewohnten winzig kleinen Insel Sipadan, das seit einiger Zeit ein Schutzgebiet ist, was bedeutet, dass nur 120 Taucher pro Tag dort tauchen dürfen. Das ist natürlich eine super Sache, vor allem weil das Permit für jeden erschwinglich ist, allerdings muss man eben Glück haben, um eines ergattern zu können. Einige teure Ressorts haben natürlich ganz viele Permits und die wenigen, die dann noch übrig sind, werden auf die anderen Tauchschulen verteilt. Wir hatten uns für eine etwas andere Art Tauchressort entschieden, nämlich eine ehemalige Bohrplattform, die vor der Insel Mabul im Wasser verankert ist. Ich fand die Idee eigentlich ganz cool und wir hatten von unserem Sonnendeck einen prima Blick auf die Insel, während die Inselbewohner nur den Blick auf die Bohrplattform hatten. Der eigentliche Grund, warum wir dort gelandet waren, war aber der, dass Seaventures, so hieß der Anbieter, uns zwei Tauchgänge vor Sipadan zusichern konnte. Der Anfang war eigentlich ganz vielversprechend, wir bekamen für die Tage, die wir hier sein würden, eine Kiste mit unserer Ausrüstung und dann ging es auch schon los mit dem Aufzug unter die Plattform ans Hausriff zum Orientierungstauchgang. Und der war auch gar nicht schlecht, ich sah zum ersten Mal in meinem Leben einen Frosch- und Krokodilfisch, wobei ich den Froschfisch zuerst überhaupt nicht als Tier erkannte, denn er sieht aus wie ein alter Waschlappen. Der zweite Tauchgang am nächsten Tag war dafür eine einzige Katastrophe. Es war so starker Seegang, dass mir schon auf der Fahrt zum Tauchplatz super schlecht war und während wir die Ausrüstung anlegten, dachte ich echt, ich muss gleich ins Boot spucken. Der Buddycheck, bei dem man noch mal gegenseitig die Ausrüstung kontrolliert, fiel aus und dann waren wir auch schon im Wasser. Ich hatte ziemliche Probleme beim Druckausgleich und brauchte ewig bis ich endlich unten war. Dort war dann praktisch das ganze Boot an der gleichen Stelle, was aber eigentlich auch egal war, denn ich konnte sowieso nichts sehen, da die Sicht wegen des trüben Wetters ziemlich schlecht und die Strömung so stark war, dass ich nur damit beschäftigt war, nicht weggeschwemmt zu werden. Dann war auch noch meine Maske beschlagen und ich hatte viel zu wenig Gewicht, so dass ich immer gegen den Auftrieb ankämpfen musste. Wieder auf dem Boot war ich mir sicher, dass ich mit diesen Leuten auf gar keinen Fall mehr tauchen will, denn ich hatte mich überhaupt nicht gut gefühlt. Aber wir hatten ja schon alles bezahlt und zum Glück waren die nächsten drei Tauchgänge vor Sipadan so toll, dass ich über die ganzen anderen Mängel einigermaßen hinwegsehen konnte. Trotz schlechten Wetters hatten wir einigermaßen gute Sicht, kaum Strömung und eine kleine Gruppe. Hier verlor ich auch meinen letzten Rest Angst vor den Riffhaien (Hammerhai und Weißer Hai lassen wir mal noch so stehen), denn es waren einfach soooo viele, so dass sie mir irgendwann fast, aber nur fast, wie normale Fische vorkamen. Und endlich sah ich auch jede Menge riesiger Meeresschildkröten, meine absoluten Favoriten (neben all den anderen Tieren die ich schon als meine Lieblinge beschrieben habe),Bumpheads, Kugelfische, Rochen, Löwen- und Skorpionfische und noch so viele andere tausende- einfach super. Zwischen den Tauchgängen hatten wir immer eine Stunde Pause auf der Insel und da wurde dann schon wieder deutlich, dass die Organisation nicht wirklich gut war, da zum Beispiel überhaupt nicht darauf geachtet wurde, dass die Taucher nicht zu tief gehen, was Jochen und mir einige Male passiert ist. Zum einen dürfen wir gar nicht so tief tauchen, da wir bisher nur den Open Water Tauchschein haben und zum anderen muss man dann einen längeren Sicherheitsstopp machen und länger bis zum nächsten Tauchgang warten. Das war natürlich ein gefundenes Argument für Jochen um sich mit gutem Gewissen ein neues technisches Gerät kaufen zu können, wobei ich sagen muss, dass ich einen Tauchcomputer ebenfalls eine sinnvolle Anschaffung finde. Ich war auch wirklich ziemlich besorgt und ein bisschen panisch wegen des Tauchens, denn mit Dekompression muss man echt aufpassen und natürlich war es mir als altem Hypochonder dann nach dem Tauchen auch ganz schlecht. Und weil ich im Internet die Symptome nachgelesen hatte, spürte ich auch alle dort beschriebenen und auch noch einige andere. Aber der Diveinstructor beruhigte mich einigermaßen und wahrscheinlich kam mein Unwohlsein auch nur von der schlimmen Bootsfahrt. Trotzdem bin ich ab jetzt viel vorsichtiger und halte mich immer hinter und ein bisschen über dem Divemaster, so dass mir nichts passieren kann. Die restlichen Tauchgänge waren einfach nur toll, wir hatten eine nette Divemasterin, die viel besser aufpasste und in der Gruppe einen Tauchlehrer auf Urlaub, so dass ich mich super sicher und wohl fühlte. Und wir bekamen sogar noch einmal die Möglichkeit zu drei Tauchgängen vor Sipadan und diesmal bei strahlendem Sonnenschein. Der absolute Höhepunkt bei diesen Tauchgängen war ein riesengroßer Barracudaschwarm, der um uns herumschwamm und eine Schule von Jacks, die sich an der Decke einer kleinen Höhle aufhielten. Jochens ganz eigenes Highlight war die Sichtung eines grauen Riffhais, der anscheinend die Größe eines Weißen Hais hatte und vor dem selbst Jochen sich ein wenig fürchtete. Allerdings hat den niemand sonst gesehen, da wir alle bei den Barracudas waren. Jetzt haben wir schon 22 Tauchgänge, es wird Zeit für den Fortgeschrittenenkurs.

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Tauchbilder kommen wahrscheinlich bald

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Streicheln verboten: Baby Orang Utans auf Borneo (14.6.-21.6.)

Einer meiner großen Wünsche ist es, einmal einen Baby Orang Utan auf dem Arm zu halten. Nur noch auf Borneo und Sumatra gibt es überhaupt noch welche in freier Wildbahn und auch dort wird es sie nicht mehr lange geben, da ihr Lebensraum vor allem durch die Palmölindustrie tagtäglich dezimiert wird. Deshalb war klar, dass wir auf unserer Reise auf jeden Fall nach Borneo gehen würden. Ich hatte im Internet schon herausgefunden, dass das Projekt Affenbaby sich nicht so einfach realisieren lassen würde, da alle Volunteertätigkeiten in einer Aufzuchtstation auf mindestens einen Monat angelegt sind und man dann noch nicht mal die Affen anfassen darf. Die Leute, die dort fest angestellt sind, dürfen das allerdings, was ich ziemlich ungerecht finde. Da ich den Rest der Reise eigentlich doch noch ganz gerne mit Jochen verbringen wollte, ist mein neuer Plan, dass ich mich als Rentnerin um die verbliebenen Äffchen kümmern werde. Allerdings hatten wir uns sonst überhaupt nicht mit Borneo beschäftigt und da Kota Kinabalu die größte Stadt mit Flughafen ist, landeten wir also in Sabah, dem malaysischen Teil der Insel. Es hätte aber auch noch Sarawak, das ebenfalls zu Malaysia gehört und das indonesische Kalimantan gegeben, was vielleicht meinen Vorstellungen von Borneo näher gekommen wäre. Aber so waren wir also in Kota Kinabalu, die vielleicht hässlichste Klein- aber trotzdem Provinzhauptstadt der Welt. Im Prinzip besteht sie nur aus Shopping Malls, die entweder noch nicht fertig oder einfach so nur schlecht sind. Das allein wäre ja schon schlimm genug gewesen, aber dazu kam noch, dass Jochen immer noch an seiner Diarrhö laborierte und mich auch noch ein bisschen angesteckt hatte, so dass wir eigentlich nur in unserem hässlichen Hotelzimmer herumlagen. Das Essen roch irgendwie überall ziemlich eklig, so dass wir uns hauptsächlich von Fast Food ernährten. So hatte ich mir Borneo nicht vorgestellt. Während dieser Tage hatten wir aber endlich Zeit, in den Reiseführer zu schauen und stellten fest, dass es nicht möglich ist, Sabah individuell zu bereisen, denn alles funktioniert nur im Rahmen einer teuren Tour. Aber da wir ja nun schon mal da waren und endlich was vom Land sehen wollten, buchten wir drei Tage in einer Dschungel Lodge inklusive Anreise im selbstverständlich klimatisierten Minibus. Auf dem Weg dorthin wurde einem das Ausmaß der Zerstörung ziemlich schnell ziemlich deutlich: wohin man sich drehte und wendete, Palmölplantagen bis zum Horizont. Die Lodge erinnerte uns an unseren Dschungelaufenthalt in Bolivien, denn sie lag ebenfalls direkt am Fluss und die Tagesabläufe waren auch so ähnlich, allerdings gab es hier genug zu Essen, Strom und sogar Wifi. Schon bei unserer ersten Bootstour auf dem Kinabatangan River sahen wir eigentlich alles, was es zu sehen gab . Das Tollste war, dass sich uns ein ziemlich eindrucksvoller Orang Utan, der an einem Ast baumelte, präsentierte. Außerdem sahen wir noch zwei Tierarten, die ebenfalls nur auf Borneo vorkommen, Nasenaffen und Zwergelefanten. Im Boot waren selbstverständlich auch Ornithologen, die ziemlich begeistert waren, aber da wir kein Fernglas hatten, fand ich die meilenweit entfernten und deshalb zentimeterkleinen Vögel eher langweilig. Die anderen Touris in der Lodge waren alle recht nett und lustig und deshalb ging ich auch noch auf die Nachtwanderung mit, die ziemlich witzig war, da wir mit Gummistiefeln durch knietiefen Matsch stapfen mussten und Quatsch machten und vielleicht auch deswegen eher wenig Tiere sahen. Einen kleinen braunen Frosch, eine recht große Stabheuschrecke, einen schlafenden Vogel und eine Art kleine Wildkatze. An den weiteren Tagen fuhren wir wieder mit dem Boot und sahen die gleichen Tiere, aber keinen Orang Utan mehr. Außerdem marschierten wir tagsüber durch den Urwald, wo sich aber auch kein Affe blicken ließ. Der Urwald hier erstreckt sich nicht sehr weit rechts und links des Flusses und dahinter kommen schon wieder Palmölplantagen, die sich an manchen Stellen schon bis zum Fluss ausgebreitet haben. Das ist echt so bitter und ich kann es nur jedem ans Herz legen zu versuchen, Produkte ohne Palmöl zu kaufen, auch wenn das echt schwierig ist.
Leider hatte ich aber immer noch kein Babyäffchen gesehen. Die meisten Touristen, die wir getroffen haben, haben uns das Sepilok Orang Utan Centre empfohlen, in dem Affen, die man irgendwo gefunden oder die man aus den Palmölplantagen geholt hat, wieder aufgepäppelt und so gut es geht ausgewildert werden. Da im Moment keine Fruchtsaison war, fanden die Orang Utans zu wenig zum Fressen und wurden deshalb zwei Mal am Tag zusätzlich dort gefüttert. Wir hatten uns pünktlich eingefunden, um noch einen guten Platz zu bekommen, da wir mit Massenandrang gerechnet hatten. Glücklicherweise waren aber nur ein paar Leute dort und wir hatten super Sicht. Und das war dann schon ganz schön spannend, alle warteten ganz still und starrten gebannt in den Wald und irgendwann fing es an zu rascheln und dann schwang sich der erste Orang Utan zur Plattform, gefolgt von zwei Weibchen mit Babys- yippie! Die waren eigentlich auch die interessantesten, denn zum einen hängen natürlich ihre süßen Babys an ihnen und zum anderen haben sie eine sehr interessante Art, die Babys zu füttern. Die Weibchen fressen erst mal selber, dann holen sie sich große Blätter auf die sie einen Teil des Essens raus würgen. Diese Art Teller reichen sie dann ihrem Baby, das davon isst. Es war einfach großartig, die Affen von so nah und halb wild sehen zu können. Ich hab mich auch immer unter die Mütter gestellt, in der Hoffnung, dass vielleicht mal ein Baby runterfällt, was aber leider nicht passierte. Ich finde diese Affen so süß und witzig und selbstverständlich waren wir die allerletzten, die das Zentrum- gegen meinen Willen- verließen. Am nächsten Tag besuchten wir noch einen anderen kleinen Park, in dem es einen Canopywalk gab. Das war ganz nett, da wir ziemlich hoch quasi zwischen den Baumwipfeln herumlaufen konnten. Blöderweise waren wir aber zur allergrößten Mittagshitze dort, wo sich positiverweise kaum andere Touristen, dafür aber auch keine Tiere und schon gar keine Affen zeigten. Alle anderen Möglichkeiten, Orang Utans zu sehen wären ziemlich kompliziert und zeitaufwändig gewesen und so beließ ich es schweren Herzens bei dieser einen Begegnung.

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Mittwoch, 6. Juli 2011

Städtehopping: Delhi, Bangkok, Singapur (10.6.-13.6)

Nach so viel spirituellem Input stand mir der Sinn zwar nicht nach Trubel und Kommerz, aber es lagen drei Städtezwischenstopps zwischen uns und Borneo. Unsere erste Station war Delhi, aber bevor wir überhaupt nach Delhi abreisen konnten, mussten wir uns erst noch von Carola verabschieden, was gar nicht so leicht war. Die fünf Wochen gemeinsames Reisen waren wirklich schön und wahnsinnig schnell vorbei gewesen und es hat sehr viel Spaß gemacht zu dritt. Und so kamen wir uns nur noch zu zweit anfangs fast ein bisschen alleine vor. In Delhi ereilte mich dann ein kleiner Schock, denn der Flughafen sieht neuerdings aus wie in Abu Dhabi (oder jedenfalls so wie ich mir Abu Dhabi vorstelle): alles gekärchert und poliert, geplättelt und beschildert. Man kann unbehelligt einfach vom Flughafen in die Untergrundbahn und von dort bis zum Main Bazar fahren. Sehr einfach und bequem, aber auch ein bisschen schade. Ich kann mich noch so gut, an meine erste Taxifahrt in Indien erinnern, wo uns ein Kamel auf der Straße entgegen kam. Tja, selbst Indien kann sich gegen Modernisierung nicht wehren. Und auch der Main Bazar hatte sich verändert, wenn auch nicht sehr. Da jetzt wohl tatsächlich keine Hauptsaison ist, gab es kaum Läden und Stände, was sehr schade war, da ich hier eigentlich shoppingmäßig noch mal so richtig zuschlagen wollte. Am krassesten ist, dass das öffentliche Urinal an der Ecke zum Namaskar renoviert wurde!!! Skandalös! Aber zu meiner Beruhigung stinkt es immer noch genau so schlimm wie früher und es laufen auch immer noch Kühe in der Gegend herum. Unser erster Gang führte uns natürlich in unser Stammlokal, das Carola auf ihrer Indienreise entdeckt hatte, in dem es die weltbesten Masala Dosas gibt! Übernachtungstechnisch sind wir aufgestiegen, denn trotz Urinalrenovation stiegen wir nicht mehr im Namaskar ab, sondern hatten ein ganz hübsches Zimmer in einem Hotel mit Dachterrasse, wo wir auch aßen und ich mir selbstverständlich ein Kingfisher Bier bestellte. Tja und das war‘s dann auch schon wieder mit Indien. Sehr schade, aber ich komm wieder, keine Frage. Allerdings war es gar nicht so einfach, Indien wieder zu verlassen, da uns nicht erlaubt wurde, den Flughafen zu betreten, da wir (wohl weil wir unseren Flug mal wieder verschoben hatten) auf keiner Liste aufgeführt waren. Und besagte Liste entscheidet eben ob man den Flughafen betreten darf oder nicht. Allerdings hatten nicht nur wie dieses Problem, sondern viele Menschen versuchten mit dem Wachhund zu diskutieren und zeigten auf Handys und Laptops ihre E-Tickets. Aber obwohl eigentlich kein Mensch mehr normale Tickets hat, waren genau diese gefragt. Ein Glück, dass uns eine Dame von Cathay Pacific abholte und hineinschleuste, was aber auch fast nicht geklappt hätte, weil uns der Wachmann verfolgte, aber zum Glück von anderen Touristen zurück gehalten wurde. Unser nächster Halt war Bangkok, wo sich mein kleines Brüderchen leider noch nicht befand, sondern statt mit mir zu feiern in der Fabrik schuften musste. Da unser nächster Flug recht früh am nächsten Morgen war, wollte Jochen in Flughafennähe schlafen, was zwar Sinn machte, ich wäre aber trotzdem gern wie in alten Zeiten in der Kao San Road abgestiegen. So waren wir quasi Tagestouristen und beschauten uns den Trubel nur ein paar Stündchen. Hier ist beruhigender weise alles beim Alten, es gibt Obstschnitze in Tüten, Pad Thai für ein paar Cent und man kann sich immer noch Rastas auf der Straße machen lassen. Ich konnte Jochen noch dazu überreden, in einer Kneipe ein bisschen einer Liveband zuzuhören und da bin ich dann doch ein bisschen wehmütig geworden. Alle um einen herum sind so jung und haben ihr ganzes Leben noch vor sich – ja, ja, ich weiß, ich hör mich an wie eine alte Oma auf dem Sterbebett, aber trotzdem. Ich konnte mich so gut an meinen ersten Asienkontakt genau hier in dieser Straße mit Ernst damals erinnern und da bin ich mir dann halt doch ein bisschen alt vorgekommen, was ich ja auch bin. Aber da kann man nichts machen, bin ja zum Glück nicht allein mit dem Problem und es gibt ja auch ein paar Dinge, die man vielleicht auch nicht mehr haben muss , zum Beispiel am hellichten Mittag mit dämlicher Spaßbrille und albernem Hut, oben ohne, dafür aber mit Sonnenbrand zu viel Bier trinken. Viel Zeit zum sinnieren und alkoholbedingt emotional werden blieb mir allerdings auch gar nicht, denn wir mussten wieder zurück und weiter nach Singapur. Ich habe ganz vergessen zu erwähnen, dass Jochen sich immer noch kein elektronisches Gerät gekauft hat, Singapur war also seine letzte Chance, die er wieder ungenutzt verstreichen ließ. Auf dem Bangkoker Flughafen wurden wir auch noch Zeugen des aktuellen Sextourismus. Viel zu viele alte europäische Männer wurden von viel zu jungen Thailänderinnen, die erstaunlicherweise ihre Mütter dabei hatten, abgeholt. Anhand der Begrüßung wurde auch schnell klar, dass es nicht um die alterskompatiblen Mütter ging. In Singapur wohnten wir eher aus Versehen im Rotlichtviertel in einem Hotel, dessen Zimmer man verständlicherweise auch stundenweise mieten konnte. Unsere Matratze war aus Gummi, aber immerhin frisch bezogen (was man ja auch nicht immer hat) und auch sonst konnten wir nichts Verdächtiges feststellen. Außerdem war das Zimmer sauber und hatte prima Internet. Wir hatten nicht wirklich viel Zeit um die Stadt zu sehen, aber Dank der Metro kommt man super einfach von A nach B und so schafften wir es immerhin, im arabischen Viertel die große Sultanmoschee zu besichtigen und diese unglaublich vielen und abartig großen Shoppingmalls zu sehen. Im chinesischen Viertel war abends gar nichts los und es war mir kaum möglich, irgendwo ein vegetarisches Gericht zu bekommen. An einem Büdchen mit indischem Essen wurde ich dann fündig, während Jochen einen Fisch, getrocknetes Fleisch und einen total ekligen Nachtisch aß und am nächsten Tag Durchfall hatte. Wovon allerdings, das konnte nicht abschließend geklärt werden.

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Om Shiva! (Kathmandu 2.6.-9.6.)

Aufgrund unseres verkürzten Tibetaufenthalts blieb uns noch eine gute Woche in Nepal bevor Carola leider wieder nach Hause zurück fliegen musste. So hatte ich auch endlich mal wieder Zeit, Yoga zu machen. In der Umgebung von Kathmandu gibt es natürlich auch Ashrams, in die man sich für eine Woche einmieten kann, aber dafür reichte die Zeit gar nicht und ich hatte auch ehrlich gesagt gar keine so große Lust eine ganze Woche nach den Strapazen in Tibet in Askese zu leben. Außerdem wollten wir auch noch einige Sehenswürdigkeiten besichtigen und so suchte ich mir einfach ein Yogastudio direkt in Thamel aus, wo ich bequem zu Fuß hin kam. Man darf sich allerdings nicht so einen schönen, hellen Raum wie in Tübingen vorstellen mit Buddahstatuen, Kerzen und Tee, aber immerhin gab es Yogamatten. Mein Lehrer trug eine Adidas Jogginghose und hatte eine kurios orange gefärbte Stehhaarfrisur, was ihn mir gleich sympathisch machte. Also sagte ich gleich für den nächsten Tag zu, was allerdings bedeutete, dass ich um acht Uhr beim Yogameister erscheinen musste. Er selbst absolviert seine Übungen um vier Uhr morgens. Aber das hatte auch einen Vorteil, denn so sah ich Thamel mal von einer ganz anderen Seite, denn um diese Uhrzeit sind alle Läden noch geschlossen, niemand will einem Geigen, Hasch oder sonst was verkaufen und man sieht nur Schulkinder und Frauen, die vom Einkaufen kommen. Die erste Yogastunde, eine Einzelstunde, war nicht schlecht, aber auch keine mega Herausforderung, aber dafür bekam ich alle Übungen super detailliert gezeigt und erklärt. Carola hatte mir schon einiges über ihre Meditationserfahrungen berichtet was mich neugierig gemacht hatte und da Mr. Adidas das auch anbot, dachte ich mir, dass es nun an der Zeit wäre, das auch mal auszuprobieren. Allerdings musste ich dazu sogar schon um sieben Uhr antanzen, aber was macht man nicht alles, um seine innere Ruhe zu finden. Da ich keinerlei Erfahrung mit Meditation hatte, sollte ich die einfachste Art ausprobieren. Nach dreimaligem Om ging‘s dann auch los, Augen zu und Konzentration satt. Zur Erleichterung sagt der Lehrer an, auf welchen Körperteil man sich konzentrieren soll. Und das ging so: „Concentrate on your toe. How does it feel? Is there any pain or tension? Feel the pain and tension and let it go.“ und zwar für jedes Körperteil drei Mal und in nepalischem Englisch, das zum Glück nicht ganz so lustig ist wie das indische, denn sonst wär ich vor Lachen geplatzt. Aber ich hab mich zusammengerissen und versucht, mich auf die angegebenen Stellen am Körper zu konzentrieren, was echt überhaupt nicht einfach ist. Ich habe zwar alles Mögliche gespürt, aber nie das, was ich sollte. Beispielsweise hat mein Ohr gejuckt, wenn ich mich auf den Zeh konzentrieren sollte und außerdem fielen mir immer tausend andere Dinge ein. Zum Beispiel als ich mich auf mein Knie konzentrieren sollte, fiel mir unsere Wanderung mit den vielen Treppen ein und dann ging‘s so weiter: Wie anstrengend das fürs Knie war, aber dass wir uns zum Glück ja die Stöcke gekauft hatten, allerdings ja die billigen und vielleicht sollte man allgemein mehr Markenprodukte kaufen, aber auf der anderen Seite … und so weiter und so weiter. Aber ich habe immer wieder aufs Neue versucht, mich zu konzentrieren, eine Stunde lang nichts gesprochen und meine Augen immer zugehabt. In meiner ersten Mediation habe ich es also nicht im Ansatz geschafft, meinen Kopf zu leeren um Platz für das Göttliche zu schaffen, aber dazu braucht es auch wahnsinnig viel Übung und Carola hat mir von ihren ersten Erfahrungen erzählt, die so ähnlich waren, das hat mich dann beruhigt. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, wie ich zuhause auch nur im Ansatz zum Meditieren in der Lage sein soll, denn im Vergleich zum Leben daheim ist mein Kopf hier ja quasi ‘ne Wüstenlandschaft. Aber ich habe eigentlich schon vor, es noch einmal auszuprobieren, schon allein weil ich das vorbereitende Om sagen so schön finde - ein weiterer guter Vorsatz. Anschließend gab‘s dann noch eine Yogastunde und die war wirklich super und richtig anstrengend und anspruchsvoll. Hier funktioniert das Konzentrieren auch viel besser, allerdings hat man da ja auch was zu tun.
Da wir alle drei große Bollywoodfans sind, wollten wir auch unbedingt hier in Kathmandu auch noch ins Kino. Zu unserer großen Enttäuschung lief kein Sharuh Khan Film, sondern ein vielbeworbener Streifen mit Salman Khan, der schon auf den Plakaten nicht so toll aussah wie unser Held. Aber wir ließen uns nicht abschrecken und freuten uns auf drei Stunden Hindigeplapper, viel Herzschmerz, Musik und Tanz. Allerdings saßen wir dort nicht lange, denn der Film war so doof, dass wir tatsächlich das Kino verlassen mussten. Nicht jeder Khan ist halt ein Sharuh Khan.
Ursprünglich wollten wir auch auf unserer Reise auch noch einmal nach Indien. Nach diesem typisch indischen Hickhack mit der Botschaft hatten wir ja schließlich sogar ein Jahresvisum erhalten, ich fühlte mich absolut indiengewappnet und wollte endlich und auf jeden Fall nach Varanasi. Aber Jochen klemmte in diesem Fall, da ihn die Hitze (milde 45 Grad) abschreckte, was ich wirklich schade fand, denn wenn ich schon mal aus freien Stücken nach Indien und zu all den Indern will… Aber zum Glück gibt es ein nepalisches Pendant zu Varanasi und zwar Pashupatinat. Nicht am Ganges gelegen, aber am heiligsten Fluss, den Nepal zu bieten hat, handelt es sich dabei um ein großes Areal mit hauptsächlich Shiva geweihten Tempeln und Verbrennungsghats. Wir fuhren gegen Spätnachmittag dorthin, da nach Sonnenuntergang an jedem Abend eine Shivazeremonie mit Musik und Lichtern stattfindet. Am Eingang wurden wir von einem ziemlich jungen und sehr netten Nepali angesprochen, der uns, wie schon so viele andere vor ihm, eine Führung anbot. Entgegen unseren sonstigen Gewohnheiten nahmen wir seinen Dienst in Anspruch und das war auch gut so. Bini, so hieß unser Führer, war wirklich sehr nett und konnte uns wahnsinnig viel erklären- besser noch als jeder Audioguide. Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, wie es sein würde, eine Verbrennung zu sehen und war deswegen auch ein wenig besorgt, aber schon beim Betreten der Anlage war dort so eine besondere Stimmung, dass ich darüber gar nicht mehr nachdachte. Es war ziemlich viel los, aber nicht, weil so viele Verbrennungen stattfanden, sondern weil immer Menschen zum Beten und Opfer bringen kommen. Viele kommen aber auch einfach so, weil sie den Ort mögen, zum Beispiel spazieren sehr viele junge Pärchen herum und kleine Kinder spielen Fußball. Und dann konnten wir auch tatsächlich eine Verbrennung sehen. Erst einmal wird der Leichnam rituell gewaschen und mit den Füßen im Wasser abgelegt. Währenddessen wird das Verbrennungsghat rituell gesäubert, das Holz aufgeschichtet und der Stoß vor dem Entzünden drei Mal umrundet. Erst danach wird der Holzstoß traditionellerweise vom Sohn entzündet, dem danach die Haare abrasiert werden und der dann ein Jahr lang weiße Kleidung tragen muss, einige Zeit nicht berührt werden darf und nur unleckere Sachen essen darf. Aber auch in Nepal ändern sich langsam die Sitten, denn wir sahen auch eine Tochter dieses Ritual vollziehen. Wenn die Leiche ganz verbrannt ist, wird die Asche in den Fluss geleert und die Plattform für die nächste Kremation hergerichtet. Es ist ganz schwierig zu erklären, wie ich mich dabei gefühlt habe und was ich gefühlt habe. Aber mir erschien diese Bestattung ganz normal, wahrscheinlich auch, weil sie so gar nichts mit unseren auf den Friedhof verbannten Beerdigungen gemein hat und weil währenddessen die alltäglichen Dinge, die ich beschrieben habe, nebenher passieren. Im Gegensatz zu Varanasi werden hier die Leichname aber in Tücher gewickelt und jeder Mensch bekommt genug Geld um sich eine ordentliche Verbrennung leisten zu können. Also dass genug Holz da ist und der Stoß von einem Profi errichtet wird und so weiter. So sah das Ganze auch gar nicht schlimm aus wie ich es mir nach Jochens und Carolas Schilderungen, die ja schon in Varanasi gewesen waren, vorgestellt hatte. Beruhigender weise waren auch kaum Touristen unterwegs, sondern eigentlich nur Einheimische, die aber ebenfalls die Verbrennungen beobachteten, so dass ich mir gar nicht komisch vorkam. Es ist es natürlich nicht unbedingt gern gesehen, wenn Touristen von den Verbrennungen Fotos zu machen, aber Jochen konnte aus der Ferne diskret ein paar Bilder machen, so gibt es jetzt doch Bildmaterial zu diesem besonderen Tag. Wir besichtigten dann noch ein Altenheim, das sich ebenfalls innerhalb der Tempelanlagen befand. Das ist wirklich eine unglaubliche Ausnahme, da in Nepal, wie eigentlich in allen nichtwestlichen Ländern, die ich bisher besucht habe, die alten Menschen von ihren Familie versorgt und gepflegt werden. Aber offensichtlich ändert sich diese Tradition auch hier langsam aber sicher. Ich fand das Altenheim auf den ersten Blick eigentlich ganz nett, da all die alten Leutchen gemeinsam vor der Glotze oder auf Bänkchen saßen und eigentlich fast niemand alleine in seinem Zimmer war. Aber Carola als Frau vom Fach mit dem Blick fürs Wesentliche machte mich dann auf die Zimmer aufmerksam und die waren wirklich schlimm, klein, dunkel und dreckig. Deshalb verließ ich nach unserer Spende das Altenheim auch eher mit gemischten Gefühlen. Mittlerweile war die Sonne untergegangen und die Zeremonie zu Ehren Shivas ging los und das war mit Abstand das Schönste, was ich bisher gesehen und gehört habe. Die Musik kann ich gar nicht beschreiben, Tabla, Sitar und Orgel und viel Om Shanti und Om Shiva. Ich habe mir am nächsten Tag sofort eine CD gekauft, wo hoffentlich eine ähnliche Musik drauf ist (viel Spaß euch allen auf meiner nächsten Party!). Die ganze Menge klatschte und sang begeistert mit und an bestimmten Stellen warfen alle ihre Arme in die Luft und schrien irgendwas. Dazu führten drei Männer in Wickelröcken eine Art Tanz mit Kerzenleuchtern auf. Das sah soooo toll aus, einfach unbeschreiblich. Leider waren wir nicht an Voll- oder Neumond da, denn da werden auch noch kleine Papierbootchen mit Kerzen und Gebeten darauf den Fluss hinunter geschickt. Bini war zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr da und so blieben viele Details der Zeremonie unklar, aber ich war trotzdem restlos begeistert. Ich bin seither zwar noch kein Shivaanhänger, aber ein großer Fan von ihm. Er ist der Zerstörer unter den drei Hauptgottheiten, aber auch derjenige, der immer wieder das Neue erschafft. Mir gefallen seine Insignien (Dreizack und Muschelhorn), er hat die schönsten Haare der Welt (natürlich ewig lange Rastas, aus denen der Ganges entspringt), er hat die tollste Wohnung (Mount Kailash), ist der größte Yogi überhaupt, seine Haut ist blau und seine Anhänger sind die Saddhus, Meditierer und Yogis, die Hasch rauchen dürfen, da dies ihre Form der Anbetung ist, denn Shiva selbst ist halt auch ein alter Kiffer. Also wenn das nicht genug gute Gründe sind, dem Katholizismus den Rücken zu kehren… Am nächsten Tag besuchten wir noch Patan (so ähnlich wie der Durbar Square in Kathmandu), und das war zwar auch interessant, da an diesem Tag besondere Zeremonien stattfanden, aber nicht im Ansatz so beeindruckend wie Pashupatinat. Deswegen schreibe ich darüber auch gar nichts, sondern verlasse mit diesen sensationellen Eindrücken Nepal und bin mir so sicher, dass dies ein Land ist, in das ich auf jeden Fall wieder kommen werde.

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Montag, 27. Juni 2011

Der Albtraum hat einen Namen: Tibet (23.5.-2.6.)

Gleich mal vorneweg, ganz so schlimm war es natürlich in Wirklichkeit doch nicht, aber zum Einen verklärt man im Nachhinein Geschehnisse ja ganz gern und zum Anderen fiel mir der Name zu diesem Bericht ein, als wir bei Schneesturm in einer Art Café in Darchem saßen und ich gerade von einem nicht überdachten und komplett verkoteten Kloloch zurückkam und wir dann über die ganze Situation so lachen mussten. Und deswegen ist der Bericht über unsere missglückte Kailashumrundung eben so betitelt. Nur zur Warnung vorneweg, dieser Bericht wird sehr lang, aber jetzt von Anfang an, für alle, die weiterlesen. Glücklicherweise hatten wir die Tibettour schon vor dem Ausflug zum Annapurna organisiert, was uns einige Zeit und Energie gekostet hatte, da einfach viel zu viele Anbieter existieren und wir leider keine Leute kennen lernten, die uns hätten Tipps geben können. Und so hatten wir uns auf unser Bauchgefühl verlassen und bei Wayfarers gebucht. Allerdings lag die eigentliche Durchführung bei Tibet International, die wiederum eine Agentur in Lhasa haben, die die Aktion in Tibet organisierten, also alles höchst undurchschaubar, ineffizient und kompliziert. Da wir allerdings viel weniger Zeit für unsere Wanderung benötigt hatten als veranschlagt, hatten wir noch ein bisschen Zeit in Kathmandu und besichtigten weitere kulturelle Höhepunkte, wie den Durbar Square, ein Konglomerat an Tempeln, selbsternannten Guides und Foto-Saddhus und das wichtigste und größte tibetische Pilgerziel in Nepal, die Boudanath Stupa. Ansonsten folgten wir dem üblichen Kathmanduprogramm: essen, Kaffee trinken, shoppen. Und dann ging endlich die Tour los. Für mich ist es schon seit Ewigkeiten ein Traum den Mount Kailash zu umrunden. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das erste Mal Bilder und Dokumentationen darüber gesehen habe, aber seit damals hat mich dieser Berg nicht mehr so richtig losgelassen. Bei unserer ersten Nepalreise war diese Aktion noch völlig utopisch und außerdem war ich mir damals nicht(und bin ich mir auch heute noch nicht so richtig) sicher, ob ich in ein von China besetztes Gebiet reisen will. Aus diesem Grund stand auch der Besuch Lhasas außer Frage, da dies mittlerweile eine chinesische Großstadt ist, in der sie den Pothala Palast nur haben stehen lassen, weil man damit eine ordentliche Stange Geld verdienen kann. In der Zeitung habe ich Bilder vom 50. Jahrestag der sogenannten Befreiung Tibets gesehen, der ganze Platz vor dem Photala beflaggt und geschmückt und wie für einen KP Parteitag hergerichtet. Ich hätte echt kotzen können. Aber der Mount Kailash ist zum Glück ein Berg, den man nicht zerstören und bebauen kann und nachdem es nach dem Bau des Friendship Highways (auch wieder so ein ätzender Euphemismus) nur noch eine Frage der Zeit ist, bis der Rest Tibets auch noch komplett chinaisiert ist, hieß das Motto `jetzt oder nie`. Aus Geld- und Zeitmangel hatten wir uns für die sogenannte Budgetvariante entschieden, die trotzdem noch eine ganze Stange kostet und bei der man mit dem Jeep bis zum Mount Kailash fährt, dann den Berg umrundet (die sogenannte Kora) und dann mit dem Jeep wieder zurück fährt. Wir hatten uns für ein Paket mit Übernachtung und ohne Essen entschieden, was sich schon am ersten Abend als ein ziemlich großer Fehler herausstellte. Bis zur Grenze fuhren wir in einem nepalesischen Jeep und nachdem wir die Grenze überschritten hatten, nahm uns dann ein tibetischer Guide in Empfang. Die Grenzformalitäten sind ein riesen Witz, da man keine „verdächtigen“ Bücher einführen darf, darunter fallen auch der Tibet-Lonely Planet (Vorwort vom Dalai Lama) und alles, was sich kritisch mit Tibet auseinandersetzt oder den Dalai Lama im Titel hat. Das hat zur Folge, dass man alle Bücher vorzeigen muss, die dann auch ganz interessiert durchgeblättert werden, wie wenn die Grenzer auch nur ein Wort Deutsch verstehen würden. Alles andere wird nicht kontrolliert, da sieht man es mal wieder, das Wort ist wohl doch die stärkste Waffe. Jedenfalls war der Anfang ganz ok, der Fahrer und der Guide nett, wenn auch nicht überschwänglich. Die Fahrt zur ersten Unterkunft war nicht spektakulär, ständig muss man an Militärposten anhalten, wo überprüft wird, ob man sich auch ja rechtmäßig im Land befindet und auch einen parteikonformen Guide dabei hat, was Vorschrift ist. Interessanterweise sind das aber oft, wie auch in unserem Fall, Tibeter, wahrscheinlich weil Touristen lieber einheimische Führer haben wollen. Es wurde aber gleich klargestellt, dass Fragen zur politischen Situation nicht erlaubt sind. Alleine und ohne Führer darf man das Land nicht bereisen, weil vor einigen Jahren ein Amerikaner am Everest Basecamp eine Free Tibet Flagge gehisst hat. Unser erster Stopp war eine potthässliche kleiner Ort, in der es nur noch ganz wenig tibetische Häuser, dafür aber umso mehr Betonklötze im chinesisch-kommunistischen Style gab. Hier mussten wir auch noch einen weiteren Tag zwecks Höhenanpassung verbringen. Unsere Unterkunft war der Hammer, ein abgewracktes baufälliges Gebäude, in das es von den Wassertanks auf dem Dach reinregnete. In unserem Zimmer kam die Decke deshalb auch runter und im Gemeinschaftsklo, das gleichzeitig auch das Bad war, bestand die Wand und die Decke nur aus Schimmel. Wir waren die einzigen Gäste, aber trotzdem im kleinsten Zimmer untergebracht. Da wir aber die Unterkunft naiverweise mitgebucht hatten, konnten wir nicht viel dagegen unternehmen, versuchten aber trotzdem mit unserem Führer darüber zu sprechen, was ziemlich aussichtslos war. Denn laut unserem Guide waren alle anderen Hotels ausgebucht und außerdem war unser Budget auch auf Absteigen dieser Art beschränkt. Uns war schon klar gewesen, dass wir in Tibet trotz des hohen Preises nicht viel Luxus erwarten konnten, aber dass wir dermaßen abgezockt wurden, war schon unglaublich. Am nächsten Tag versuchte Jochen dann unseren Kontaktmann in Kathmandu zu erreichen, was aber auch nicht wirklich klappte. Unseren Höhenanpassungsausflug auf den Hausberg machten wir allein, da unser Guide im Bett lag und wurden dabei quasi um ein Haar von Hunden angefallen. Zum Glück fanden wir ein nettes Restaurant, wo wir fast den ganzen Tag und Abend mit Tee und Würfelspiel verbrachten. Der nächste Tag war landschaftlich unglaublich, genauso wie ich mir Tibet immer vorgestellt habe: einfach nur weites Land, unendlicher Himmel und am Horizont die schneebedeckten Berge des Himalaya. Da der Friendship Highway fast komplett asphaltiert ist, ist das Reisen für Touristen und auch Pilger unglaublich bequem geworden. Allerdings bleibt einem die Freude darüber leider im Hals stecken, wenn man weiß, dass die Straße von tibetischen und anderen Zwangsarbeitern gebaut wurde. Der Zweck ist wahrscheinlich die leichtere Zugänglichkeit zu diversen Bodenschätzen, die einfachere Besiedlungspolitik und Jochen vermutet auch, dass auf diesem Weg atomarer Abfall schnell und einfach auf dem tibetischen Hochplateau entsorgt werden kann. Im nächsten Ort ging das Trauerspiel weiter und unglücklicherweise ging es Carola auch so richtig schlecht, was den Klogang, der auch schon in normalem Gesundheitszustand eine Herausforderung war, so richtig problematisch machte. Nach langem Hin- und Her bekam ich wenigstens etwas Wasser um die gröbsten Hinterlassenschaften aus der Rinne zu befördern. Dieser Bericht wird sich viel um die sanitären Anlagen drehen, aber schließlich wird man damit auch relativ oft konfrontiert und mir ist es eben auch nach wie vor unerklärlich, wie Menschen komplett neben die Löcher bzw. Rinnen, die hier das Klo darstellen, machen können und wie es dazu kommen kann, dass auch die Wände komplett voll sind. Außerdem kann ich nicht glauben, dass Tibeter oder Chinesen oder wer auch immer gerne so ein Klo besuchen. Das größte Rätsel bleibt allerdings, weshalb jemand ein Klo mit schräger Rinne baut. Um jedes weitere Wasser musste ich kämpfen, eine Waschgelegenheit gab es nicht, außer im beschriebenen Klo. Aber auch dieses Mal gab es keine Möglichkeit, das Hotel zu wechseln. Wenigstens erreichten wir Leute in Kathmandu und konnten durchsetzen, dass wir die Unterkünfte ab jetzt selbst aussuchen und bezahlen durften. So war das Preis- Leistungsverhältnis wenigstens im Ansatz gegeben. Wir hatten uns schon überlegt, abzubrechen, da es Carola wirklich schlecht ging und auch meine Nacht echt übel war. Ich hatte wahnsinnige Kopfschmerzen, die aber im Laufe des Tages besser wurden. Aber weil wir wenigstens einen Blick auf den Kailash werfen wollten, entschlossen wir uns bis zum Manasarovar See zu fahren, was sich als absolut richtiger Entschluss herausstellte. Da war es nämlich wunderschön, wir waren in einem kleinen familiären Guesthouse untergebracht, die Klos waren zwar außerhalb und nicht überdacht, aber um Längen besser als in den Städten zuvor. Dazu noch die traumhafte Lage am See mit kleinem Kloster und auch schon erste Bergsichten. Allerdings ging es mir dann doch wieder so schlecht, dass ich die Klosterbesichtigung nicht mitmachen konnte. Ich musste mich morgens ganz erbärmlich im Schneetreiben vor der Hütte übergeben. Deswegen wollte ich auf gar keinen Fall in den nächsten Ort, den Ausgangspunkt für die Kora, fahren, da wir so noch mal ein bisschen höher schlafen würden und es uns außerdem bei der Familie so gut gefiel. Aber unser Guide behauptete, dass dies für die Organisation der Kora notwendig sei und wir außerdem eine bessere Unterkunft bekommen würden und die zusätzliche Höhe vernachlässigbar sei. Alle drei Dinge stellten sich als falsch heraus. Die Unterkunft war unter aller Sau, aber wir waren auch zu fertig um uns was anderes zu suchen, die Höhe machte sehr wohl einen Unterschied, die Nacht war ein einziger Alptraum in der ich keine Sekunde schlafen konnte und für die Organisation war es auch nicht wichtig, da unser Guide bis mittags im Bett lag und wahrscheinlich seinen Rausch ausschlief. Darchem, so heißt dieser trostlose Ort ist ziemlich hässlich, chinesisch beflaggt und alleine zum Zweck der Kora entstanden. Man hätte allerdings einen schönen Blick auf den Kailash, wenn denn das Wetter gut gewesen wäre, aber zu allem Überfluss begann es auch noch zu schneien. Die Nacht war für uns Mädels wie gesagt richtig scheiße, mir ging es allerdings am nächsten Morgen wieder ein wenig besser, aber Carola ging es immer noch schlecht. Und da das Wetter sich auch nicht gebessert hatte, entschlossen wir uns , die Tour abzubrechen, was keine leichte Entscheidung war, da dies für uns alle drei ein großer Traum gewesen war. Unser toller Guide wollte dann gleich ein ganzes Stück Richtung nepalischer Grenze fahren, aber wir bestanden darauf, eine weitere Nacht am See zu verbringen. Dort war es wieder richtig toll, uns ging es allen einigermaßen gut und wir spazierten am See entlang, wo wir zufälligerweise eine indische Gruppe beobachteten, die eine kleine Zeremonie veranstalteten und eine Urne in den See leerten. Das war wirklich beeindruckend, aber als der Wind die Asche in unsere Richtung trug, musste ich doch an den Big Lebowski denken und ein bisschen lachen. Jochen und ich besichtigten dann auch noch das Kloster, das zur einen Hälfte während der Kulturrevolution zerstört worden war. Wir hatten phantastisches Wetter und eine tolle Aussicht auf den See und die Berge, aber der Kailash war wohl ein bisschen beleidigt und blieb in den Wolken. Am nächsten Tag fuhren wir die ganze lange Strecke bis zur Grenze, wo wir unterwegs ein Kloster besuchten, natürlich ohne unseren Guide, der behauptet hatte, das Kloster habe geschlossen. Das war noch einmal ein weiterer Höhepunkt, denn wir konnten uns einer tibetischen Frauengruppe anschließen und in das Innere des Klosters gehen. Hier hatte ich wieder eine lustige Begegnung wegen meines Lippenpiercings, das in Nepal und Tibet ziemlich exotisch ist und das obwohl die Frauen hier riesengroße Nasenpiercings tragen, die übrigens toll aussehen. Die Stadt war, wie wohl alle Grenzstädte eher trostlos mit einigen Hotels, chinesischen Supermärkten und kleine Schaufenster, in denen chinesische Prostituierte saßen und strickten. Am nächsten Morgen gingen wir noch eine Thermoskanne und Schnickschnack einkaufen und dann waren wir endlich wieder in Nepal. Also unterm Strich: mit einer besseren Organisation und einem besseren Guide wäre die Fahrt bestimmt erfolgreicher verlaufen, denn die Landschaft ist einfach der Hammer, die Kloster, sofern noch vorhanden, sind wunderschön und die Umrundung hätten wir mit einer besseren Anpassung bestimmt geschafft. Für unseren nächsten Versuch, den wir bestimmt irgendwann noch einmal starten werden, wissen wir ja jetzt, was zu beachten ist.

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Bilder Tibet

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Donnerstag, 16. Juni 2011

Im Treppenhaus zum Annapurna Basecamp (9.5.-22.5.)

Pünktlich um Jochens Geburtstag mitzufeiern und um einige Leckereien beisteuern zu können, kam Carola, Jochens Schwester, zu uns nach Kathmandu. Aber natürlich kam sie nicht nur zum Feiern, sondern auch zum Wandern, Wallfahren und Extremshoppen, aber dazu später. Erst einmal gabs lecker Brezeln und von Jochens Mama selbst gebackenen Geburtstagskuchen, alles mit entsprechender Deko und sogar einer Kerze, die etwas schief, aber wunderbar Happy Birthday tuten konnte. Damit Jochens neues Lebensjahr gleich einen optimalen Start nahm, gingen wir zum Swayambunath Tempel, der nicht aus Spaß auch Affentempel genannt wird und drehten so viele Gebetsmühlen wie möglich. Abends feierten wir in der Pizzeria Fire and Ice und weil Carola an die tutende Geburtstagskerze gedacht hatte, bekam Jochen von dem sehr aufmerksamen Kellner (schwul?!) einen Brownie mit Eis, der sehr lecker schmeckte. Der Mojito dagegen gar nicht und auch auf Nachfrage konnte uns der Kellner nur wenig überzeugend erklären, warum er eine dunkle Farbe hatte (nepalische Minze färbt sich schwarz beim mit Alkohol übergießen?!?!) Mensch, freu ich mich auf einen leckeren farblich adäquaten Mojito bei Theo! Bevor wir in Richtung Pokhara aufbrachen, gingen Carola und ich unserer Haupt- und Lieblingsbeschäftigung nach: Shoppen in Thamel. Es herrscht ein solches Riesen- oder besser gesagt Überangebot, dass man gar nicht weiß, wo und vor allem was man kaufen soll und auch die hilfsbereiten Ladeninhaber machen es einem nicht leichter (‚Hello Madam, have a look, good price, more colour inside…‘)Da die Nepalis aber lustige Leutchen sind, macht das Handeln und Feilschen eigentlich Spaß, man muss einfach auch immer lachen und fröhlich bleiben und am Ende einen wahrscheinlich doch zu hohen Preis zahlen (‚you happy, me happy!‘). Am Ende unserer Reise kannten uns schon einige Verkäufer, was uns schon ein bisschen peinlich war und ich durfte in einem Shop mit Jochen ein Verkaufsgespräch machen. Allerdings war ich nicht erfolgreich. Wenn einem alles zu viel wird, kann man sich immer auf ein Getränk in irgendein Café, z.B. das Pumuckl, flüchten und entspannen. Thamel hat zwar mit dem eigentlichen Nepal nichts zu tun, aber Spaß machen tut so was ja trotzdem und außerdem hatten wir ja noch Großes vor. Ursprünglich wollt ich eigentlich die Annapurnaumrundung machen, da ich davon schon so viel gehört und Bilder gesehen hatte. Außerdem wäre das eine gute Vorbereitung und Akklimatisierung für Tibet gewesen, das danach geplant war. Das war allerdings auch der Knackpunkt, denn obwohl Carola sich fünf Wochen Zeit genommen hatte, lief selbige uns davon. Da merkt man erst wieder, was für ein wahnsinniges Glück wir haben, dass wir ein ganzes Jahr praktisch ohne Zeitdruck reisen können. Jedenfalls hätte der Circuit wahrscheinlich zu lange gedauert und Carola war sich auch nicht ganz sicher, ob sie eine so lange Wanderung machen wollte. Aber der Annapurna Base Camp Treck war eine mindestens genau so gute und kürzere Alternative und das war also unser Plan. Bevor es losging kauften Carola und ich uns bei einem alten, hutzeligen Tibeter ein Bändchen für Glück und gutes Wetter, dann nahmen wir unsere Stöcke in die Hand und stiegen die ersten Treppen hoch. Weil wir so spät losgekommen waren, endete der erste Wandertag auch schon nach zwei Stündchen in einer netten Lodge, von der aus wir schon erste Blicke auf den Himalaya werfen konnten. Und wie es angefangen hatte ging es auch weiter, immer treppauf treppab in Richtung Annapurna Base Camp, was ganz schön anstrengend war. Ein Glück, dass wir die Stöcke hatten, die entlasten die Knie doch um einiges, wobei es sich schon am ersten Tag rächte, dass wir die Billigversion genommen hatten, denn Carolas Stock verbog sich schon bei der ersten Belastung, konnte aber von Jochen zum Glück wieder gerichtet werden. Wir kamen zwar in einige heftige Regenschauer, warum ist mir unbegreiflich, da wir ja das Glücksband dabei hatten. Aber vielleicht konnten wir deswegen trotzdem schon von Anfang an den Machapuchare (Fishtail) und den Annapurna South immer mal wieder sehen. Ein kulinarischer Highlight war auf jeden Fall das Dal Bhat, das hier mit einer Besonderheit aufwartet. Neben den üblichen Zutaten (Reis, Linsensuppe, Kartoffel/grünes Gemüsecurry und Pickles) gab es statt dem normalen Spinat, der gar kein Spinat ist, sondern irgendein grünes mangoldartiges Gewächs, Farn aus dem Wald zu essen. Das schmeckt wirklich richtig gut, irgendwie spargelartig! Wir kamen trotz kleinerer Knieprobleme bei Jochen und Carola, schwierigen Flussdurchquerungen und Brückenüberschreitungen gut voran und erreichten vor dem großen Regen (Glücksbändchen!) das Machapuchare Base Camp, wo es zum ersten Mal so richtig kalt war. Wir zogen alles an, was wir dabei hatten und tranken Unmengen von Lemon -Ginger-Tee im Aufenthaltsraum. Dort war auch eine lustige Pilgergruppe aus Kalkutta (City of Love) und ein französisches Pärchen zugegen, das den Plan hatte, am nächsten Tag vor Sonnenaufgang zum Annapurna Base Camp zu gehen und dann am gleichen Tag wieder abzusteigen. Nach langem Hin- und Her schlossen wir uns an und gingen ins Bett um morgens auch pünktlich rauszukommen. Das war gar nicht so einfach, denn an Schlaf war nicht zu denken, da die indische Pilgergruppe im Zimmer neben an war. Nachdem Jochen sie aber kurz besucht hatte, war einigermaßen Ruhe im Karton. Trotzdem kamen wir nicht ganz so früh los und sahen den Sonnenaufgang quasi so nebenher beim Aufstieg. Leider war ich höhenbeding (4100 Meter) nicht ganz so fit, aber das Panorama war dann doch ziemlich überwältigend und ich konnte mich noch dazu motivieren, die Gegend ein wenig zu erkunden. Jochens Bergsteigerheld Anatoli Boukreev hat zwar das Everestdesaster überlebt, wurde dann aber tragischerweise hier am Annapurna von einer Lawine in den Tod gerissen. Ein großer Chorten in der Nähe erinnert an ihn und die vielen anderen, die hier schon gestorben sind, denn der Annapurna ist zwar nicht so hoch wie der Everest (knapp über 8000 Meter), aber viel schwerer zu besteigen, wegen Lawinen eben. Das kann man sich gar nicht vorstellen, wenn man bei einem Tee mit Blick auf die Wand in der Sonne sitzt. Mit einem guten Fernglas könnte man bestimmt die Bergsteiger sogar sehen. Der Rückweg war weniger anstrengend und wir kamen gut voran, wobei Carola blöderweise Probleme mit ihren Schuhen hatte und wir nach einer Weile zwei Reinhold Messner artige Zehen zu Bestaunen hatte (Fotos auf Anfrage). Ein Glück, dass der Weg nicht so weit war und es zwischendurch Pizza und Schokoladenkuchen gab. Als wir am Endpunkt der Tour ankamen, war der ganze Busbahnhof (also kleine Buden, in denen man Essen und Trinken kaufen kann mit Bänken davor)voller wartender Menschen, denn es war mal wieder ein Streik ausgerufen worden, der bis in die Abendstunden anhielt. Ich konnte die gesamte politische Situation nicht ganz überblicken, aber wenn ich die Leute, mit denen ich mich unterhalten habe, richtig verstanden habe, dann ist niemand mit der Maoistischen Regierung zufrieden, da alle Dreck am Stecken haben, ihre Waffen nicht abgeben wollen und es nicht schaffen, eine Verfassung hinzubekommen. Und so ruft ständig irgendeine Volksgruppe zum Streik auf, den auch alle einhalten müssen, auch wenn sie nicht wollen, da sie sonst mit Strafen zu rechnen haben. Einem Taxifahrer haben sie zum Beispiel das Auto zerstört und ihn selbst zusammengeschlagen. Touristen sind davon natürlich nicht wirklich betroffen, schließlich ist Tourismusjahr in Nepal, was alle Nepalis als Witz ansehen und so konnten wir mit einem Taxi nach Pokhara zurückfahren. Das war schon ein bisschen sonderbar, weil wir einige Straßensperren und Menschenaufläufe passieren mussten. Auf der anderen Seite war es aber auch schön, denn die Straßen waren alle autofrei und die Leute flanierten auf und ab und die Kinder spielten Fußball. Wir blieben dann noch ein paar Tage in Pokhara um uns ein bisschen auszuruhen, lecker zu essen und festzustellen, dass die Einkaufsmöglichkeiten in der Hauptstadt doch besser sind als hier auf dem Land.

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